Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
erzählst.«
Hartnäckig hielt sie den Mund, und mein Frust wuchs, während mir das Atmen immer schwerer fiel.
»Hör mal, Mutter, wie willst du beweisen, dass du keine Affäre hattest?«
»Mit meinem Wort.«
»Unglücklicherweise wird das vor Gericht nicht viel zählen.« In meiner Stimme schwang milder Sarkasmus mit. »Möchtest du dein Schicksal der Meinung des Richters anvertrauen? Wir haben doch beide die Fotos gesehen. Erinnerst du dich?«
Sie starrte mich an, einen Ausdruck in den Augen, der das Blut einer schwächeren Frau in Eis verwandelt hätte. »Angeblich bist du eine gute Anwältin, Liebes. Nun hast du die Chance, deine Fähigkeiten zu beweisen.«
Und dann hatte sie hinzugefügt: »Es ist dein Job, Mittel und Wege zu finden, damit der Richter mir glaubt. Und wenn du so tüchtig bist, wie man behauptet, müsstest du’s schaffen.«
»Erheben Sie sich!«, rief der Gerichtsdiener.
Auch an diesem Tag war die Galerie mit Leuten aus verschiedenen Bevölkerungskreisen von Willow Creek gefüllt. Ich trug ein schwarzes Calvin-Klein-Kostüm und eine hochgeschlossene weiße Satinbluse, die ich in San Antonio gefunden hatte. Das Haar zu einem eleganten Knoten geschlungen, setzte ich meine Brille mit dem schwarzen Gestell auf, um den Power-Look zu vervollkommnen.
Das Vorspiel dauerte nicht lange, inklusive des koketten Lächelns, das meine Mutter dem Richter schenkte.
Dann stand Jack auf. »Euer Ehren, ich rufe Oscar Hemmel in den Zeugenstand.«
Ein großer, schlaksiger Mann mit rotblondem Haar und undefinierbaren Augen trat ein. In einem schlecht sitzenden Hemd mit Krawatte schwor er, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit, und sank auf den Holzstuhl.
»Mr. Hemmel«, begann Jack, »bitte teilen Sie dem Gericht mit, wo Sie arbeiten.«
»Im Lazy 6 Motel«, verkündete der Zeuge voller Stolz. »Da bin ich Empfangschef«, ergänzte er wichtigtuerisch.
»Haben Sie diese Frau schon einmal gesehen?«, fragte Jack und deutete auf meine Mutter.
Ridgely richtete sich kerzengerade auf, hob den Kopf
(zweifellos, um erste Spuren eines Doppelkinns zu straffen) und lächelte.
»O ja, Sir.« Hemmel zeigte ebenfalls auf meine Klientin. »Jeden Mittwoch um die Mittagszeit.«
Jack holte Fotos von seinem Tisch und hielt sie dem Zeugen hin. »Was sehen Sie da, Mr. Hemmel?«
»Klar, das ist sie.« Der Finger des Mannes wies wieder auf meine Mutter. »Da geht sie gerade ins Zimmer Nummer fünf. So wie jedes Mal, wenn sie ihre Affäre hat.«
»Einspruch!«, protestierte ich. »Euer Ehren, das ist reine Spekulation.«
Das Publikum tuschelte.
»Mit diesen Fotos kann man keine Affäre beweisen«, ergänzte ich.
Mr. Hemmel räusperte sich herablassend. »Nach allem, was ich in diesem Motel erlebt habe, merke ich’s, wenn jemand eine Affäre hat. Ich bin sozusagen ein Experte. Nicht wahr, Mr. Blair?«
»Euer Ehren!«, stieß ich hervor. Natürlich sah ich dem gegnerischen Anwalt an, wie bereitwillig er dem Zeugen zustimmen würde. »Diese Aussage sollte aus dem Protokoll gestrichen wären. Mag der Beruf eines Empfangschefs auch respektabel sein - es gibt keine Experten für Affären.«
»Einspruch stattgegeben, streichen Sie das«, forderte Melton die Protokollführerin auf.
Aber sobald das Wort »Experte« gefallen war, konnte es nicht mehr ignoriert werden.
Der Richter wandte sich Jack zu. »Bitte, Mr. Blair, veranlassen
Sie Ihren Zeugen, lediglich die Fragen zu beantworten.«
»Ja, Euer Ehren«, stimmte Jack zu und grinste selbstgefällig.
»Fahren Sie fort.«
Nun brachte Jack ein anderes Foto zum Vorschein, das Ridgely mit dem unbekannten Mann vor der Moteltür zeigte.
»Mutter!«, zischte ich. »Warum verrätst du mir nicht, wer das ist? Wenn ich ihn finde, könnte er bestätigen, dass er nicht dein Liebhaber ist.«
Nachdem Jack die beiden gesehen hatte, war der Mann verschwunden. Nicht einmal der gewiefte gegnerische Anwalt hatte ihn aufzuspüren vermocht.
»Wenn er nicht im Motel ist«, fauchte Ridgely, »habe ich auch keine Ahnung, wo er sich aufhält.«
Ob ich ihr glauben sollte, wusste ich noch immer nicht.
»Außerdem musst du ihn nicht finden, Carlisle, er ist unwichtig.«
Wieder zu seinem Zeugen gewandt, setzte Jack die Vernehmung fort. »Mr. Hemmel, infolge Ihrer einschlägigen Erfahrungen als Empfangschef des Lazy-6-Motels …« (alias Experte), »… in dem stundenweise Zimmer vermietet werden, würden Sie sagen, dass dieses Foto auf eine Affäre Mrs. Ogdens hinweist?«
Empört
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