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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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gerade erfahre habe, wurde der unbekannte Mann gefunden, der auf den Fotos zu sehen ist. Nun würde ich gern einen gewissen Martin Pender befragen. Soeben ist er im Gerichtsgebäude eingetroffen.«
    Die Tür im Hintergrund des Raums schwang auf, und alle drehten sich zu dem Neuankömmling um, der eine vage Ähnlichkeit mit der verschwommenen Gestalt auf den Fotos aufwies.
    »Martin?«, flüsterte meine Mutter und hielt die Luft an.
    Was hier vorging, wusste ich nicht. Jedenfalls wäre ich wieder aufgesprungen, um Einspruch zu erheben, aus welchen Gründen auch immer - hätte meine Mutter nicht sich selbst übertroffen.

    Während der Mann den Zeugenstand ansteuerte, wisperte sie: »Ach, du meine Güte …« Und dann fiel sie effektvoll in Ohnmacht.

26
    Noch nie im Leben war ich so dankbar für die dramatischen Szenen meiner Mutter gewesen. Der Gerichtsdiener stürmte zu ihr, und sogar Vincent stand auf, um ihr zu helfen. Aber Jack hielt ihn zurück.
    »Euer Ehren …«, begann ich. Doch das war gar nicht nötig.
    »Das Gericht wird morgen früh wieder zusammentreten«, entschied Melton und winkte mich zu sich.
    Von Jack gefolgt, steuerte ich die Richterbank an.
    »Noch länger werde ich die Possen Ihrer Mutter nicht dulden, Miss Cushing«, verkündete der Richter und verschwand, ehe Jack mich erreichte.
    »Was ist los?«
    »Ach, nichts.« Wer wusste besser als ich, dass die »Possen« meiner Mutter nicht kontrolliert werden konnten? Zumindest nicht von mir. »Wie die Männer sind, wenn’s um meine Mutter geht, weißt du ja. Er war nur um ihre Gesundheit besorgt. Sonst hat er nichts gesagt.«
    Jack fluchte beunruhigt, mit gutem Grund. An diesem Tag hatte er den Bogen überspannt, das wusste er ebenso wie ich. Und Richter Melton neigte bekanntermaßen zur Pedanterie.

    Was immer Jack veranlassen mochte, meine Mutter zu attackieren - wenn er nicht aufpasste, würde er selber in die Grube fallen, die er ihr grub.
    Lächelnd eilte ich zu Ridgely, die gerade aus dem Gerichtssaal geführt wurde.
     
    Als wir im Auto saßen, strich sie ihren Rock glatt. »Ich war gut, was?«
    »Nicht besonders, weil du Melton geärgert hast. Wenn du noch einmal so ein Theater machst, wird er dich wegen Missachtung des Gerichts ins Gefängnis werfen.«
    »Das kann er nicht.«
    »Doch, und er wird’s tun.«
    Wir hielten in der Zufahrt, und Ridgely scheuchte mich aus dem Wagen. Dann klopfte sie auf Ernestos Schulter und verlangte den Autoschlüssel. »Ich will jemanden treffen.«
    »Hör mal, Mutter, du darfst mit niemandem über diesen Fall reden!«
    »Irgendwer muss doch was unternehmen.«
    Wie sollte ich sie zurückhalten, ohne mich vor den Mercedes zu legen? Ehrlich gesagt, ich war mir nicht einmal sicher, ob sie zögern würde, mich einfach über den Haufen zu fahren.
    Eine Stunde später kam sie zurück, sichtlich zufrieden mit sich selbst, und bat Lupe sogar um ein Glas Sherry.
    »Mutter, wir müssen über Martin Pender sprechen. Ohne Alkohol …«
    »Da gibt es nichts zu erörtern«, unterbrach sie mich.
    »Was meinst du?«

    »Martin Pender wird morgen nicht vor Gericht erscheinen.«
    Verstört zuckte ich zusammen. »Was hast du getan?«
    Ridgely setzte ihr spezielles selbstgefälliges Lächeln auf und nahm noch einen Schluck Sherry.
    »Hast du ihn umgebracht?«
    »Großer Gott, Carlisle«, seufzte sie ungeduldig, »mach dich nicht lächerlich. Ich habe ihm nur erklärt, er sollte die Stadt verlassen - und es würde sich für ihn lohnen.«
    Hastig presste ich meine Hände auf die Ohren. »Davon will ich nichts hören.« Was für Möglichkeiten hatte ich denn? Sollte ich meine Mutter wegen Beeinflussung eines Zeugen belangen? Oder behaupten, ich hätte den Sinn ihrer Worte nicht verstanden? Schließlich entschied ich mich für Letzteres. Warum auch nicht? Bei diesem Scheidungsprozess war ich nicht die einzige Person, die das Berufsethos eines Rechtsbeistands aus den Augen verloren hatte.
    Ich verließ die Küche und fragte mich, wieso ich jemals in dieses Schlamassel geraten war, in dem eine verrückte Mutter, ein pingeliger Richter und ein gewissenloser Anwalt die Hauptrollen spielten.
     
    Wegen der Gerichtsverhandlungen musste ich meine »Tanzstunden für Debütantinnen« auf die Abende verlegen. Dabei kannte ich kein Pardon, ebenso wenig wie beim übrigen Training. Selbst wenn es mich umbrachte - die Mädchen würden sich wie untadelige junge Damen benehmen.
    Ich drillte sie wie ein Sergeant der Marine in einem
Ausbildungslager.

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