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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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schnappte ich nach Luft. »Einspruch!« Wieso bildete er sich ein, ich würde diese Art der Befragung erlauben?
    »Aus welchen Gründen, Miss Cushing?«

    Ungläubig starrte ich den Richter an. »Damit wird dem Zeugen die Antwort in den Mund gelegt«, erwiderte ich in sanftem Ton, als müsste ich einen zurückgebliebenen Erstklässler belehren.
    »Stattgegeben. Formulieren Sie die Frage anders, Mr. Blair.«
    »Gewiss, Euer Ehren. Mr. Hemmel, was geschieht nach Ihrer Meinung auf diesem Foto?«
    »Die haben eine Affäre.«
    »Einspruch, Euer Ehren!«, rief ich in entschiedenem Ton. »Schon wieder spekulativ!«
    Ein paar Sekunden lang dachte Melton nach. »Nun, es ist seine Meinung. Aber seien Sie etwas vorsichtiger, Mr. Blair.«
    Beim Anblick des zufriedenen Grinsens, das Jack zur Schau trug, verkrampften sich meine Kinnmuskeln. Diesen Fall würde ich verlieren. Und was am allerschlimmsten war - ich wusste nicht einmal, warum.
    »Was führt Sie sonst noch zu der Annahme, Mrs. Ogden müsste eine Affäre haben, Mr. Hemmel?«, fragte er.
    »Nun ja, wenn ich mir die beiden so anschaue …« Achselzuckend hielt Oscar Hemmel ein Foto hoch, auf dem meine Mutter die Wange des Mannes küsste. »Und jedes Mal, wenn sie das Hotel verlassen hat, war das Bettzeug völlig zerwühlt.«
    Die Leute auf der Galerie kicherten.
    »Keine weiteren Fragen«, sagte Jack.
    »Miss Cushing?«
    Ich stand auf und ging zum Zeugenstand. In meinem
Gehirn drehte sich alles so schnell wie Autoreifen auf Eis. Das passierte ausgerechnet mir - der Frau, die in mehreren juristischen Fachzeitschriften gepriesen worden war, eine raffinierte Scheidungsanwältin, vor der man sich »in Acht« nehmen musste.
    »Mr. Hemmel«, begann ich und versuchte, meine Nerven zu beruhigen, »wieso wissen Sie, dass die Bettwäsche zerwühlt war, nachdem Mrs. Ogden das Motel verlassen hat?«
    »Das hat mir Hortensia erzählt, das Stubenmädchen.«
    Jack verzog die Lippen.
    Endlich. Aber ich verkniff mir ein triumphierendes Lächeln. »Also haben Sie das zerwühlte Bettzeug nicht mit eigenen Augen gesehen?«
    »Nein, Ma’am. Aber Hortensia hat sicher keinen Grund zu lügen.«
    »Natürlich will ich niemanden der Lüge bezichtigen, Mr. Hemmel. Ich weise das Gericht nur darauf hin, dass Sie das zerwühlte Bettzeug nicht selber gesehen haben. Also beruht diese Behauptung auf schlichtem Hörensagen.« Diese letzten Worte richtete ich an Melton. »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
    So leicht gab Jack sich nicht geschlagen. Prompt stand er auf und rief Hortensia Murtado in den Zeugenstand.
    Lang und breit ließ sich Miss Hortensia Murtado über den attraktiven Mann und die schöne Frau und ihre große Liebe aus. Das Gericht, die Galerie inklusive, betrachtete mehrere vergrößerte Fotos von meiner Mutter und dem unbekannten, mysteriöserweise unauffindbaren Mann. Entweder küssten sie sich, wenn sie das Motelzimmer betraten,
oder vor dem Etablissement. Andere Fotos zeigten ihr Auto, das nahe dem Eingang parkte, das Nummernschild, oder meine Mutter, wie sie aus dem Motelzimmer trat und ihr Haar glättete. Wann hatte Jack eigentlich Zeit gefunden, um mit Phillip zu reden, wenn er die ganze Zeit in seinem Wagen gesessen und diese Bilder geknipst haben musste? Vermutlich mit einer Kamera, die er für diesen Zweck im Handschuhfach verwahrte.
    Immer wieder erhob ich Einspruch, aus sämtlichen Gründen, die mir einfielen, oder aus Gründen, die ich selber nicht verstand. Mit allen Mitteln versuchte ich, das vernichtende Netz zu zerreißen, das Jack um diesen Fall spann.
    Und bei jedem Einspruch vertieften sich die Falten auf der Richterstirn.
    »Haben Sie Fragen an Miss Murtado, Miss Cushing?«, erkundigte sich Melton.
    »Ja, Sir.«
    Bevor ich aufstand und zum Zeugenstand ging, umklammerte ich für einen kurzen Moment die Kante meines Anwaltstisches. »Miss Murtado?«, begann ich mit einem freundlichen Lächeln. Die Augen voller Sterne schaute sie von mir zu Jack hinüber. »Hier bin ich!«, fügte ich hinzu und schwenkte meine Hand durch die Luft.
    Die Lippen zusammengepresst, wandte sie sich wieder zu mir.
    »Wäre es möglich, Miss Murtado, dass die Bettwäsche schon vor Mrs. Ogdens Ankunft im Motel zerwühlt wurde?«
    »Ich mache die Betten jeden Morgen.« Herausfordernd
hob sie den Kopf. »Das ist mein Job, und ich mache meinen Job gut. Das sagen alle. Diese Frau …« Sie zeigte auf meine Mutter. »… kommt ins Motel und bringt das Bettzeug durcheinander. Jedes Mal, wenn die

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