Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
schwierig konnte das schon sein?
Und so nahm ich meine Mission in Angriff wie ein General, der einen Krieg plante. Meine Mutter half mir nicht, denn sie war beinahe in Ohnmacht gefallen, nachdem ich sie über meine Absichten informiert hatte.
»Was, du willst neue Debütantinnen suchen?«
»Genau. Die Namen der Mädchen wurden noch nicht bekannt gegeben. Außerdem sind die alten nicht gut genug.«
»Aber sie entstammen den vornehmsten Familien von Willow Creek. Allein schon deshalb sind sie gut genug.«
Als wir ein Schnaufen hörten, drehten wir uns um und sahen Janice in der Küchentür stehen, wo sie ein rechtsdrehendes Joghurt aß - mit einem der silbernen, in der Provence erworbenen Lieblingslöffel meiner Mutter.
Wir ignorierten sie.
Frohen Mutes ging ich ans Werk.
Sogar ich kannte glücklicherweise die fünf Bedingungen, die jede Debütantinnensaison/De-bü-tan-tinnen-sai-son /Subst. (1817), erfüllen musste. 1.: Man muss acht distinguierte Mädchen aussuchen und hoffen, sie würden wenigstens den äußeren Schein süßer Unschuld wahren. 2.: Man gibt die Namen der jungen Damen bekannt, die in die Gesellschaft eingeführt werden sollen, und hofft, dass kein Reporter aus Langeweile im Internet nach diskriminierenden Fotos von den angeblich keuschen Auserwählten fahndet. 3.: Man kontrolliert die Mütter, die einander mit den extravaganten Ballkleidern ihrer Töchter übertrumpfen wollen. 4.: Man fungiert als Übermutter der Mädchen, die insgeheim um die Ehre kämpfen, vom texanischen Pressecorps zur Debütantin des Jahres ernannt zu werden (vielleicht sollten sie Signor Rinaldi um ein paar Tipps bitten). 5.: Man muss das grandiose Finale der Saison, nämlich den Debütantinnenball, mit aller Sorgfalt planen und inszenieren.
Im Allgemeinen wurden während des ganzen Jahres Vorbereitungen getroffen. Da die Mädchen die Symphony Association diesmal praktisch in letzter Minute boykottierten, blieben mir nur mehr drei Monate Zeit, um alles zu regeln.
Von neuem Selbstbewusstsein erfüllt (und hoch zufrieden mit meiner Fähigkeit, die Schwierigkeiten so schnell zu meistern), stellte ich eine Liste der potenziellen Kandidatinnen auf.
In Willow Creek gibt es vier Gesellschaftskreise, die
sich eine Debütsaison leisten konnten. Das sind in der Reihenfolge ihrer Bedeutung:
1. reiche Familien mit altehrwürdigen Namen, meine bevorzugte Zielgruppe,
2. halbwegs wohlhabende Familien mit altehrwürdigen Namen, akzeptable Möglichkeiten,
3. wohlhabende Familien mit neuen Namen, die gehobene Bourgeoisie, nur wenn ich verzweifelt wäre,
4. wohlhabende Familien mit schauderhaften Namen, auf keinen Fall, sonst würde meine Mutter mich umbringen.
Schließlich notierte ich die Namen von zehn Familien, die zwar nicht zur Crème de la Crème gehörten, aber zumindest gesellschaftsfähig waren. Ich rief sie alle an, vereinbarte Termine für Besuche und ging an die Arbeit.
Was die Mütter von den verspäteten Einladungen hielten, wusste ich nicht. Aber manche Frauen freuen sich einfach nur über die Chancen ihrer Töchter, ganz egal, wie es dazu kommt.
Mein erster Besuch galt Kitty Hayes. Zweifellos gehörte sie zum alten Geldadel von Willow Creek. Deshalb verstand ich nicht, warum man ihre Tochter bei der ersten Auswahl übersehen hatte.
Vorsichtshalber lieh ich mir ein paar Kleidungsstücke von meiner Schwester aus. Dabei redete ich mir ein, ich würde keine Kompromisse mit meinem gewohnten Standard schließen, sei aber klug genug, um zu erkennen, dass in gewissen Situationen ein schwarzes Armani-Outfit
nicht genügte. In einem cremefarbenen Kaschmir-Twinset, einer passenden Flanellhose und braunen Ferragamo-Wildlederschuhen mit niedrigen Absätzen brach ich zum Haus der Familie Hayes auf.
Ich stieg in den Volvo, den Lupe für ihre Einkäufe benutzte, und fuhr durch die Stadt. Als ich den Hildebrand Square erreichte, wechselten gerade die Vorlesungen in der Universität. Überall drängten sich Studenten und Autos. Ich brauchte eine halbe Ewigkeit, um die Kreuzung der Hildebrand Avenue und der Moss Street zu überqueren, weil dauernd Studenten bei Rot über die Straßen rannten.
In meiner Ungeduld vergaß ich die texanische Kardinalregel, niemals zu hupen. Alle Leute im Umkreis von hundert Metern, die Studenten ausgenommen, wandten sich zu mir um. Zu spät entdeckte ich den viel zu attraktiven Jack Blair, der gerade aus dem Starbucks an der Ecke kam.
Die Sonne beschien sein dunkles Haar, diese sagenhaften
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