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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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Wangenknochen und das markante Kinn. Außerdem trug er nicht seine neue Uniform, einen marineblauen Blazer und eine graue Hose, sondern eine Levis 501, die sich an Körperteile schmiegte, die ein vernünftiges Mädchen wie ich nicht beachten sollte. Um seine breiten Schultern spannte sich ein schwarzes T-Shirt. Das war der Jack Blair, an den ich mich erinnerte.
    »O Gott, du siehst umwerfend aus«, beschuldigte ich ihn durch die Windschutzscheibe.
    Ich war nicht die Einzige, der er auffiel. Ringsum reckten alle weiblichen Wesen die Hälse und starrten ihn an.
Nicht, dass er es bemerkte. Oder wenn doch, schien es ihn nicht zu interessieren.
    Sobald er mich sah, spürte ich eine Veränderung. Nicht nur in meinem Innern, auch in seinem. Er blieb stehen und musterte mich, die Stirn gefurcht, als versuchte er, irgendwas zu verstehen. Warum war ich nach Willow Creek zurückgekommen? Was empfand er? Warum saß ich vor der Kreuzung im Auto und rührte mich nicht?
    Ohne zu überlegen, hob ich eine Hand und winkte ihm zu. Er stand einfach nur da und schaute mich an. Bis eine Frau, die ich nie zuvor gesehen hatte, zu ihm ging und seinen Arm ergriff. Die Welt schien sich in lächerlichem Zeitlupentempo zu bewegen. Dann erwachte er aus seiner Erstarrung und lächelte die Frau an. Das war ein richtiges Lächeln. Kein spöttisches. Von der Art, die deutlicher als alle Worte bekundete, wie sehr er sich über die Begegnung freute.
    Entschlossen riss ich meinen Blick von ihm los und sah, dass die Kreuzung frei war und die Ampel in grellem Grün strahlte. Vor lauter Verlegenheit fluchte ich, fuhr weiter (vielleicht klebte ich ein bisschen Gummi auf den Asphalt) und ließ Jack mitsamt der Frau hinter mir zurück.
    Nein, natürlich ließ ich ihn nicht hinter mir zurück. Hartnäckig beherrschte er meine Gedanken, als Sexgott und Erinnerung an die Scheidung meiner Mutter, die ich vorantreiben musste. Verdammt noch mal, das musste ich doch schaffen.
    Fünf Minuten später parkte ich vor dem Haus der Familie
Hayes. In der Willow Creek Highschool war Kitty Cheerleaderin gewesen, an der University of Texas ein Mitglied des renommierten Kappa-Vereins. Nach dem Studienabschluss hatte sie Russell Hayes geheiratet, den Star-Stürmer des Universitätsteams. Dank ihres Geldes und des göttergleichen Status, den er als ehemaliger Football-Spieler besaß (plus seiner späteren Erfolge in der Immobilienbranche), zählten die beiden zu den glamourösesten Paaren von Willow Creek.
    Die Familie Hayes bewohnte ein weitläufiges Gebäude aus Kalkstein mit vielen Fenstern. Eine breite, wegen des Kopfsteinpflasters etwas holprige Auffahrt führte zum Vordereingang. Das eindrucksvolle Anwesen gehörte zu einer exklusiven Siedlung namens Live Oak Estates, einem von Russells Immobilienprojekten.
    Teils ein Wohnsitz, teils Reklame, erweckte das Haus eher den letzteren Eindruck, wenn man es betrat. Alle Möbel schienen demselben lokalen Laden zu entstammen und passten perfekt zusammen, auf sehr teure, unpersönliche Art. Meiner Mutter würde das sicher nicht gefallen.
    Nirgendwo waren Antiquitäten, von einer Generation der nächsten vererbt, zu finden oder Gegenstände, die bezeugen würden, dass die Bewohner weiter gereist waren als zu Ferdinand’s Fine Furniture, um die Räume mit »Schätzen« zu füllen. Sie hatten sich nicht einmal bemüht, Dekorationsstoffe zu »koordinieren«, und stattdessen einfach nur dieselben Farben gewählt.
    Aber sie sollten ihr Heim so ausstatten, wie sie’s wollten, solange Kitty meinen Wunsch erfüllte.

    »Danke, dass Sie mich so kurzfristig empfangen«, begann ich.
    »Oh, ich habe mich ja so über Ihren Anruf gefreut !«, jubelte sie. Offenbar kultivierte sie immer noch den Stil ihrer alten Cheerleader-Zeiten.
    Ein Dienstmädchen servierte uns Tee im großen, mit identischen Korbmöbeln eingerichteten Wintergarten. Eine Zeit lang plauderten wir über Boston und das Wetter, dann über das obligate Dies und Das, bevor ich zur Sache kam. »Ich organisiere dieses Jahr den Debütantinnenball …«
    »O Gott, was für ein Jammer!«
    Meine Teetasse erstarrte auf halbem Weg zu meinem Mund, aber nur für ein paar Sekunden, ehe ich mich zwang, daran zu nippen. »Glauben Sie mir, inzwischen sind die Probleme gelöst. Vielleicht wissen Sie schon, dass ich jetzt den Vorsitz führe. Ich habe alles unter Kontrolle.« Wohl kaum. »Und der hundertste Ball soll ganz besonders schön werden.«
    Kitty beugte sich vor und tätschelte mein Knie.

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