Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
gehobenen Gesellschaft von Willow Creek pflegte man nicht mit seinem Reichtum zu protzen.
»Irgendwas Cooles werden Abby und Tiki auch tun.«
»Können Abby und Tiki reden?«, fragte ich.
India verdrehte die Augen, Abby und Tiki kicherten. Plötzlich benahmen sie sich wie die Teenager, die sie waren.
»Nun, wie gesagt, das ist sehr nett von Ihnen.« Geld hin, Geld her, meine Mutter würde mich umbringen, wenn ich eine Blair auch nur in die Nähe des Debütantinnenballs
ließ. »Wir werden Ihr großzügiges Angebot dem Komitee unterbreiten.«
Ungläubig starrte Janice mich an.
»Hören Sie, Sie brauchen Debütantinnen«, betonte India. »Und ich will eine sein. Entscheiden Sie sich jetzt .«
Wahrscheinlich hatte sie diese Verhandlungstaktik auf dem Schoß ihres Vaters gelernt, der berühmt war für sein Talent, immer alles zu bekommen, was er wollte.
»Wieso wissen Sie das?«, fragte ich.
Nur sekundenlang schien sie nachzudenken. »Von Betty Bennett - sie ist praktisch verliebt in mich. Dauernd versucht sie, mich zu beeindrucken.« Gelangweilt zuckte sie die Achseln. »Neulich schleimte sie sich wieder einmal an mich heran, hing vor meinem Spind herum und erzählte mir, Sie hätten sie zum Debütantinnenball eingeladen.«
»Aber sie hat Nein gesagt.«
»Gott sei Dank!«, schnaubte India. »Wer will schon zusammen mit so einer Versagerin debütieren?«
Offen gestanden, das hatte auch ich von Betty gedacht. Aber deshalb fühlte ich mich nicht besser.
»Also? Sind wir dabei?«
Wie ich Ja sagen sollte, wusste ich nicht. Anscheinend konnte ich auch nicht Nein sagen. Immer tiefer sanken wir hinab. Meine Mutter würde mich ermorden. Aber - wir waren verzweifelt. Und so gab es nur eine einzige Möglichkeit …
»Okay.«
»Alle drei?«
»Ja, alle drei.«
Das Gefolge nickte cool und lässig, und India schenkte mir ein triumphierendes Lächeln.
»Ihr Vater soll mich anrufen«, fügte ich hinzu. »Dann werden wir alles arrangieren.«
»Oh …« India wich meinem Blick aus, und ihr Lachen klang etwas gezwungen. »Ups - mein Dad … Nun ja, er weiß nicht, dass ich hier bin.«
»Was?«, rief Janice.
»Kein Grund zur Aufregung, Sie müssen ihn nur dazu kriegen, mir dieses Debüt zu erlauben.«
»Was?« Diesmal kam die Frage über meine Lippen.
»Mein Vater ist nicht gerade scharf auf diesen ganzen gesellschaftlichen Rummel«, erklärte India. »Dauernd sagt er, dazu würde er sich nicht erniedrigen. Aber wenn ihn jemand umstimmen kann - dann nur Carlisle Wainwright-Cushing.«
»Niemanden werde ich veranlassen …« Schon gar nicht Hunter Blair. »… sich zu ›erniedrigen‹, um an dem traditionsreichen Symphony-Debütantinnenball teilzunehmen. Diese Einladung wäre ein Privileg.«
Seufzend schnitt India eine Grimasse. »Und wenn Sie Ihre acht Debütantinnen nicht zusammenkriegen, wird sich die grandiose Tradition in Luft auflösen.«
Konnte ich ihr widersprechen? Und so wurde ich, Carlisle Wainwright-Cushing, mit der wenig beneidenswerten Aufgabe betraut, Jack Blairs älteren Bruder zu besuchen und ihm klarzumachen, er müsse seiner keineswegs allerliebsten Tochter ein Debüt auf dem hundertsten Willow-Creek-Symphony-Association-Debütantinnenball gestatten.
9
Natürlich durfte ich keine Zeit verlieren. Und so machte ich mich am nächsten Abend, ohne auch nur ein Wort zu verraten, auf den Weg zum Haus der Blairs. India hatte gesagt, ich solle um sieben Uhr da sein. Dann würde ich ihren Vater antreffen. Garantiert.
Wie alle anderen Leute in Willow Creek wusste ich, dass Hunter Blair geschieden war. Seine junge Frau - offenbar eifrig bestrebt, einem Klischee zu entsprechen - war nach Hollywood durchgebrannt, sobald sie India geboren hatte. Was nicht ganz so klischeehaft wirkte. Um ihre Freiheit zu gewinnen, hatte sie alle Rechte an der Tochter aufgegeben und auch nicht darum gekämpft, als sie, der Misserfolge in der Filmbranche müde, zurückgekehrt war. Kurz danach hatte sie wieder geheiratet und eine neue Familie in South Willow Creek gegründet, keine fünf Autominuten vom Haus der Blairs entfernt. Hunter hatte nicht mehr geheiratet.
Nun lebte er mit seiner Tochter in den Willows of Willow Creek, einer exklusiven, umzäunten Siedlung, zu der nur die reichen Bewohner, ihre Dienstboten und angemeldete Gäste Zutritt erlangten.
Ich fuhr zum Tor, wo mich ein uniformierter kleiner Mann wie eine gefährliche Verbrecherin verhörte. Dann ging er ins Pförtnerhaus, um zu telefonieren, kam zurück und
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