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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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trippelte über den Marmorboden. Ihre High Heels ratterten wie ein Maschinengewehrfeuer. »Großer Gott,
wie geht es dir?« Enthusiastisch umarmte sie mich. »So hübsch siehst du aus!«
    Nikki entstammte der alten Schule, die propagierte, wenn man nichts Nettes sagen konnte, sollte man lieber gar nichts sagen.
    »Danke, Nikki. Und wie geht’s dir?«
    »Einfach großartig. Besser als großartig. Mein Howard ist ja so wundervoll, obwohl ich mich erst mal dran gewöhnen muss, dass er nicht mehr daheim arbeitet, sondern in einem Büro.« Sie kicherte schuldbewusst. »Aber es macht mir wahnsinnig viel Spaß, ihn zu überraschen, wenn er nach Hause kommt.«
    Damit erinnerte sie mich an die Ratschläge, die Savannah meiner Schwägerin erteilt hatte, und ich musste mich beherrschen, um keine Grimasse zu schneiden. Ich umarmte Nikki, dann machte ich mich auf die Suche nach Indias Vater.
    Während ich mich umsah (ohne nach Jack Ausschau zu halten), wanderte ich zu India und erblickte eine ältere Frau, die meine Aufmerksamkeit erregte. Etwa fünfundsechzig Jahre, mit viel zu viel Make-up (sogar nach texanischem Standard). Wie eine Gastgeberin schwirrte sie in der Rotunde umher. Hunter Blairs offizielle oder inoffizielle Gastgeberin? Irgendwie kam sie mir bekannt vor.
    Wenn Hunter auch viel älter als sein Bruder Jack war, konnte er keine fünfundsechzig und diese Frau unmöglich die zweite Mrs. Blair sein.
    Nun rauschte sie zu India und mir.
    »Wer ist das, India?«, zwitscherte sie.

    »Grandma, das ist Miss Wainwright-Cushing«, stellte das Mädchen mich wichtigtuerisch vor.
    Die alte Dame inspizierte mich. »Bist du’s wirklich, Carlisle?«
    Als ich genauer hinschaute, erkannte ich Jacks Mom. Dann erinnerte ich mich an die verächtliche telefonische Information, die meine Mutter mir vor etwa einem Jahr geliefert hatte. Gertrude Blair habe sich von einem plastischen Chirurgen Botox spritzen und dann bei einem exklusiven Frisör ihr Haar färben lassen. »Wer weiß, was sonst noch alles mit ihr passiert ist …« Schon immer hatte Ridgely bekundet, sie würde unnatürliche Verschönerungsmethoden missbilligen, obwohl ihr Haar seit meinem dritten Schuljahr gefärbt wurde. Aber darauf hatte ich sie nicht hingewiesen.
    »Kennst du sie, Grandma?«, fragte India.
    »O ja, meine Süße, sie ist eine Freundin von deinem Onkel Jack.«
    Freundin? Wohl kaum das richtige Wort …
    »Ach, du meine Güte …« Eine Hand auf den üppigen Busen gepresst, zwitscherte Mrs. Blair: »Also, ich bin mir nicht sicher, ob du hier sein solltest, meine Liebe.«
    Das sagte sie nicht zu India.
    Keine Ahnung, was sie sonst noch gesagt oder getan hätte … Wie auch immer, ich wurde gerettet (relativ gemeint), als Hunter Blair auf uns zukam.
    Sobald ich den Mann sah, erkannte ich ihn. Er war kleiner, als ich es erwartet hatte (ist das nicht jeder?), aber unverwechselbar, das Gesicht zerfurcht von all den Jahren auf den heißen Ölfeldern, wo er sein Vermögen gemacht
hatte. Und er wirkte bösartiger als ein Bär, der aus dem Winterschlaf gerissen wird.
    Wegen seiner Probebohrungen hatte er bis vor Kurzem nicht allzu viel Zeit in Willow Creek verbracht und Millionen gescheffelt. Er war um die ganze Welt gereist und hatte Ölflammen an Orten gelöscht, die stets gefährlich gewesen und jetzt tödlich waren.
    Der Hunter-Legende zufolge hatte er sofort nach dem Highschool-Abschluss begonnen, Ölfelder zu erschlie ßen. Vielleicht schlummert unter den juristischen Fähigkeiten eine poetische Ader in mir - jedenfalls glaube ich, es fiel ihm leichter, die lodernden Ölfeuer in Todesfallen zu bekämpfen als die Dämonen seiner Geburt in ärmlichen Verhältnissen - im falschen Teil einer Stadt wie Willow Creek.
    Wie auch immer, er hatte gigantische Erfolge erzielt - und seinen kleinen Bruder gezwungen, die Schule zu beenden und ein Jurastudium abzuschließen. Ich wusste, dass Jack ihn einerseits bewunderte und andererseits frustrierend fand.
    Dass dieser Mann Hunter sein musste, fand ich bestätigt, als er mich entdeckte. Man sollte meinen, der Gastgeber einer Party wäre höflich. Dieser nicht. Er schlenderte heran, blieb stehen und musterte mich von oben bis unten. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    Mit jeder Sekunde fiel es mir schwerer, meine Pflicht zu erfüllen und den grauenvollen Debütantinnenball zu organisieren. Dieser verdammte Ball, meine Mutter, Savannahs sonderbare Verführungspossen, meine noch seltsameren Begegnungen mit Jack - alles schien

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