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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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Im Gegensatz dazu trug ich alte Converse-Turnschuhe, ein weißes T-Shirt und eine Khakihose.
    »Großer Gott, Carlisle, in diesem Aufzug darfst du den Club nicht betreten. Wo ist deine Schwester?«
    Savannah schlenderte aus der Küche. »Was gibt’s denn, Mutter?«

    »Möge mir der Allmächtige beistehen!«, stöhnte Ridgely. »Ich dachte, wenigstens auf dich könnte ich mich verlassen - und du würdest nicht wie ein Flüchtling aus der Dritten Welt aussehen.«
    Um meine Schwester zu verteidigen - so schlimm sah sie nicht aus. Nur ungekämmt.
    Wie Tiere, die Blut witterten, erschienen die übrigen Familienmitglieder und erkannten instinktiv, dass ihr eigenes Blut fließen sollte. Meine Mutter schaute sie an und schloss sekundenlang die Augen, weil niemand anständig gekleidet war.
    Dann klatschte sie in die Hände. »Beeilt euch! Unser Tisch ist für halb acht reserviert. Zieht euch um!«
    Allgemeines Murren erklang. Aber sogar Janice’ Kinder schienen zu merken, dass man ihrer Großmutter nicht widersprechen durfte.
    »Wo ist Ben?«, fragte ich.
    Savannahs Miene verriet Zorn und Verzweiflung. »Vorhin habe ich ihn im Büro angerufen. Er sagt, er weiß nicht, ob er’s schafft.«
    »Sicher ist er einfach nur beschäftigt.«
    »Er ist immer beschäftigt.«
    »Nun …« Ich durchforstete mein Gehirn nach einer passenden Erklärung. Weil mir nichts Besseres einfiel, entschied ich mich für ein Klischee. »Mach dir keine Sorgen, Savannah, er liebt dich.«
    Als Scheidungsanwältin ahnte ich natürlich, dass mein Schwager höchstwahrscheinlich weiß Gott was mit weiß Gott wem trieb. Aber ich bin auch eine Schwester, und eine Schwester argumentiert nicht wie eine Anwältin.
Damit lag ich völlig richtig, denn bei unserer Ankunft im Willow Creek Country Club wurden wir von Ben erwartet. Savannah sank in seine Arme. Und er küsste sie so zärtlich, dass er entweder einen Oscar verdient hätte oder seine Frau tatsächlich liebte.
    Vor hundert Jahren erbaut, lag der WCCC nördlich vom Willow Square. Die Mitgliedschaft war noch schwieriger zu erlangen als bei der Junior League - hauptsächlich, weil das Aufnahmegeld den Jahresverdienst der meisten Leute überstieg. Von Kalksteinsäulen flankiert, führte ein hohes schmiedeeisernes Tor zu dem von grünen Hecken umgebenen Anwesen. Das Clubgebäude, das ziemlich weit vom Tor entfernt war, wurde wie ein Herrenhaus aus der Zeit vor dem Sezessionskrieg von Trauerweiden und immergrünen Eichen überschattet. Im Westen erstreckten sich Tennisplätze und der Golfplatz, im Osten schimmerte ein Swimmingpool.
    An den Freitagabenden war der Club stets gut besucht. Aber so lebhaft es auch zugehen mochte - Hector, der Maître d’, hielt immer einen Tisch für meine Mutter bereit.
    Hoch aufgerichtet wie eine Königin, betrat sie den Speiseraum mit der hohen Decke. Glastüren bildeten die Wand gegenüber der Tür, alle Vorhänge waren auseinandergezogen, um den Blick in die mondhelle Nacht freizugeben. Diskret winkte sie einigen Leuten zu, blieb kurz stehen und plauderte mit anderen. Hin und wieder legte sie ihre Fingerspitzen auf einen Ärmel.
    Als ich mich umschaute, entdeckte ich weder Vincent noch Jack. Sehr gut.

    Freitagabends fanden sich zumeist ältere Mitglieder und ihre Gäste im Club ein. Die jüngeren kamen am Samstag. Deshalb wurde bei unserer Ankunft nicht so hektisch hinter vorgehaltener Hand getuschelt wie damals im Brightlee. Ab einem gewissen Alter interessierte es die Leuten nicht, wer was mit wem tat. Wie sie inzwischen herausgefunden hatten, war das Leben zu kurz für so einen Unsinn.
    Drinks wurden bestellt und serviert, Speisekarten verteilt, Konversation gemacht, und ein liebenswürdiges Lächeln war ein absolutes Muss. Schließlich trugen die Kellner das Dinner auf. Sobald wir die ersten Bissen gegessen hatten, legte Ben seine Serviette beiseite und schob seinen Stuhl zurück. »Wenn ihr mich entschuldigen würdet …«
    Da es ganz furchtbar unhöflich war, einen Tisch zu verlassen, während andere Leute dinierten, runzelte meine Mutter unglücklich die Stirn. Savannah sah nicht viel besser aus. Ihre Gabel, an der eine Krabbe hing, schwebte in der Luft. Plötzlich weiteten sich ihre Augen, und sie warf die Gabel auf den Teller. Dann ergriff sie ihr Weinglas, leerte es in einem Zug wie ein Soldat, der soeben aus dem Krieg zurückgekehrt ist, und sprang auf. »Entschuldigt mich!«, rief sie über die Schulter und eilte davon.
    Schockiert wechselten Janice und ich

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