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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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ist?
    »Ja.«
    »Und daß ich nicht die Absicht habe, Sie länger hinzuhalten?«
    »Auch das, danke vielmals.«
    »Also, um es kurz zu machen…«
    »Ja, bitte…«
    »Offen und unter Freunden gesprochen…«
    »Ja, danke…«
    »Die Flugzeuge, die Sie haben wollen…«
    »Oj weh…«
    »… würden, soweit ich die Lage beurteilen kann…«
    »Oj weh…»
    »Um es ohne Scheu zu sagen…«
    »Ohne, ohne…«
    »Mit vollem gegenseitigem Vertrauen…«
    »Mit mit…«
    »Kurzum…«
    »Ja…«
    »Was macht Golda?«
    An dieser Stelle des Gesprächs rutschte ich im Zustand völliger Erschöpfung auf den Teppich und kroch zur Türe.
    »Wohin gehen Sie?« fragte mich der Präsident mit breitem Lächeln. »Haben Sie nicht gemerkt, daß ich drauf und dran bin, Ihnen einen günstigen Bescheid über die Phantomflugzeuge zu geben?«
    »Danke«, sagte ich schon von der Türe her. »Die sind inzwischen veraltet.«
     
     

Allein gegen die ganze arabische Welt
     
     
    Politik und Geographie haben etwas gemeinsam: wer sich auf den Weg macht, weiß nie, wo er ankommen wird. Christoph Columbus, zum Beispiel, wollte Indien erreichen und landete in Amerika. Der Columbus des Vorderen Orients ist Jassir Arafat, Häuptling der »Al Fatach«. Sein Kompaß scheint unterwegs in Unordnung geraten zu sein.
     
    Meine Damen und Herren, wir befinden uns im Hauptquartier der »Al Fatach«, irgendwo im Mittelländischen Raum. Das unterirdische Gewölbe, das in einem der großen Apartmenthäuser des Stadtzentrums eingerichtet wurde, ist dicht gefüllt mit den Angehörigen bewaffneter Kommandos. Ihr Führer, Jassir Arafat, studiert gerade eine Generalkarte von Amman, während ihm einer seiner Leibwächter mit einer Schere den Bart stutzt. Die revolutionären Stoppeln des Guerillaführers müssen ständig eine bestimmte Länge aufweisen, und das erfordert sorgfältigste Behandlung. Auch jetzt trägt Arafat die für ihn so typische dunkle Brille, die er nur abnimmt, wenn er etwas sehen will. Er hat die Situation sicher in der Hand. Die Befehle, die er mit scharfer Stimme erteilt, werden sofort ausgeführt. Wie man weiß, sind die von ihm geführten Terroristen nach dem Debakel des Sechstagekrieges zu einem Faktor geworden, mit dem die Weltpresse rechnen muß. Pausenlos attackieren die Freischärler den Feind und ebenso pausenlos laufen ihre Siegesmeldungen ein:
    »DER KÖNIGSPALAST WURDE MIT HANDGRANATEN ANGEGRIFFEN.«
    »UNSERE STREITKRÄFTE HABEN DEN KOCH DER AMERIKANISCHEN BOTSCHAFT GEFANGENGENOMMEN.«
    »EIN VERKEHRSPOLIZIST IN BEIRUT WURDE DURCH UNSERE BAZOOKA-FEUER LIQUIDIERT.«
    »EINEM JEEP DER REGIERUNGSTREUEN LEGION WURDEN DIE REIFEN AUFGESCHNITTEN.«
    »DIE IRAKISCHE ARTILLERIE WURDE NACH EINEM AUSTAUSCH SCHWERER FLÜCHE ZUM SCHWEIGEN GEBRACHT.«
    Die mehr als dreihundert westlichen Journalisten hier im Keller starren gebannt auf den Guerillaführer. Er ist tatsächlich eine legendäre Figur. Noch vor wenigen Jahren war er ein kleiner, unbekannter Schnittwarenhändler – heute ist er der rettende Engel der Palästinenser, vor dem die libanesischen Dorfbewohner ebenso zittern wie die herrschende Clique in Jordanien.
    »Es gibt keinen Frieden«, lautet einer der Glaubenssätze Jassirs. »Es gibt kein Zurückweichen und keine Verhandlungen.«
    Draußen auf dem Paradeplatz vor dem Hauptquartier üben sich Jassirs Männer in Bajonettangriffen. Dazu verwenden sie ausgestopfte Puppen mit Kronen auf dem Kopf. Ihr wildes Kampfgeschrei läßt die Fensterscheiben erklirren. Diese erprobten Freiheitskämpfer kennen jeden Pfad und jeden Hügel im feindlichen Gebiet. In dunklen Nächten, am liebsten bei Neumond, schlüpfen sie gespenstergleich durch die Barrikaden der pakistanischen Einheiten und legen die Beduinen um, die dort Wache stehen. Die Al-Fatach-Leute haben sich die Taktik des Vietkong zu eigen gemacht; bald erobern sie in heftigem Nahkampf ein Flüchtlingslager, bald lassen sie eine Meldestelle der Regierungstruppen in Flammen aufgehen. Nicht einmal in Kairo fühlen sich die arabischen Machthaber sicher. Der lange Arm von Al Fatach reicht überall hin.
    »Wir sind gläubige Moslems«, erklärt Jassir. »Es ist unsere Pflicht, mit der Macht des Schwertes den Islam zu verbreiten. Demnächst beginnen wir einen Heiligen Krieg gegen den christlichen Feind in Beirut.«
    Er erhebt sich und tritt an die große Wandkarte, um den Auslandskorrespondenten mit Hilfe kleiner Steckfähnchen die strategische Lage zu erklären. Die Freiheitskämpfer haben

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