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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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das gesamte Territorium des Nahen Ostens infiltriert, die Berge so gut wie die Wüste, die Städte so gut wie die Dörfer. Nur ein einziges Gebiet ist ihnen verschlossen. Es erstreckt sich von den Golan-Höhen zum Suezkanal und weist kein einziges Steckfähnchen auf. Von dieser einen Ausnahme abgesehen, sind die Freiheitskämpfer überall zu finden, lodert überall die heilige Flamme der Befreiung.
    »Wir werden« – so schwört Jassir Arafat – »die Waffen nicht niederlegen, ehe alle unsere Stützpunkte zu einer einzigen, gewaltigen Front zusammengeschmolzen sind…«
    »Und was ist mit Israel?« fragt ein taktloser Journalist.
    Jassir nimmt die dunkle Brille ab: »Wie bitte?«
    »Israel.«
    »Ja? Was soll damit sein?«
    Einer seiner Adjutanten neigt sich zu Jassirs Ohr und flüstert ihm zu, daß es in der Nähe einen Staat dieses Namens gibt, der vor langer Zeit irgendeinmal mit irgendwelchen Plänen der Befreiungsarmee in Zusammenhang gebracht wurde.
    Nachdenklich reibt Jassir seine Bartstoppeln. Er versucht sich zu erinnern.
    Offenbar ist ihm dieses kleine Detail in der Hitze seiner vielen Gefechte aus dem Gedächtnis entschwunden.
    »Schließlich und endlich«, äußert er nach einer kleinen Pause, »kann ich ja nicht allein gegen die ganze Welt kämpfen.«
    Damit überläßt er sich aufs neue der Schere seines Leibwächters, weil seine Bartstoppeln inzwischen wieder gewachsen sind.
    Von draußen hört man eine motorisierte Kolonne heranrumpeln. Sie kehrt von einem verwegenen nächtlichen Angriff auf das Gefängnisgebäude zurück. Die Befreiung der Palästinenser schreitet fort. Wenn nötig, wird Jassir das Führer-Hauptquartier an das Westufer des Jordan verlegen, um von dieser sicheren Basis aus den Kampf gegen das arabische Gesindel fortzusetzen.
     
     
     

Assimilation via Bildschirm
     
     
    Der heiß ersehnte Friede in unseren Gegenden wird weder durch die vier Großmächte zustandegebracht werden noch durch den Generalsekretär der UNO, sondern durch die Sexbombe, die im jordanischen Fernsehen als Sprecherin tätig ist. Sie betreibt ihre Hetze gegen Israel so charmant, daß man der jungen Dame am liebsten um den Hals fallen möchte. Wenn wir ihre reizenden Grübchen öfter auf unseren Bildschirmen zu sehen bekämen, würden wir uns über kurz oder lang in die arabische Freiheitsbewegung eingliedern.
     
    Wir haben für unser Kind einen Fernsehapparat gekauft.
    Als wir vor ein paar Tagen die Stocklers besuchten, hatten sie gerade den Sender Kairo eingestellt, der einen von Katzenmusik nicht übermäßig weit entfernten Chorgesang in den Äther schickte. Die beste Ehefrau von allen setzte sich mit Amir auf den Knien vor den Bildschirm, und es gelang ihr, unserem gebannt zusehenden Liebling, einem der bewährtesten Veranstalter von Hungerstreiks, zwei Butterbrote in den offenen Mund zu stopfen.
    »Na, Amirlein?« fragte sie nachher. »Möchtest du, daß Pappi dir auch so einen schönen Apparat kauft?«
    »Nein«, antwortete Amir. »Ich will ein Fahrrad.«
    Es ist kaum zu glauben. Dieser verzogene Bengel macht mir Vorschriften, was ich kaufen oder nicht kaufen soll. Fahrräder sind bekanntlich zur Förderung der Nahrungsaufnahme völlig ungeeignet. Der Bub würde stundenlang im Garten oder gar auf der Straße herumradeln und wir könnten ihn nur mit größter Mühe wieder ins Haus locken. Außerdem gibt es im Fernsehen das sogenannte »Erziehungs-Programm«. Aber wer hat je von erzieherischen Fahrrädern gehört?
    Wir kauften dem Kind einen Fernsehapparat. Wir kauften das neueste und teuerste Modell, mit einer großen Zahl von Knöpfen, Tasten und Monatsraten. Dazu verlangte ich eine entsprechende Antenne und machte dem Verkäufer klar, daß ich ausschließlich das heimische Programm zu empfangen wünschte; an den arabischen Horror-Sendungen wäre ich nicht interessiert.
    »Ausgezeichnet, mein Herr«, dienerte der Verkäufer. »Wie recht Sie doch haben. Dann brauchen Sie nur eine kleine einarmige Zimmerantenne.«
    Ich entschied mich für eine große fünfarmige Dachantenne. Wer weiß, vielleicht besetzen wir eines Tages Kairo, und da möchte ich für unseren kleinen Liebling das Erziehungsprogramm empfangen können. Vorläufig sind wir auf die israelischen Versuchssendungen angewiesen, die den Fehler haben, sehr kurz zu sein. Am ersten Abend, als wir den Apparat einweihten, wurde im Erziehungsprogramm eine Szene aus einem Theaterstück übertragen. Kaum hatte sie begonnen, läutete draußen der

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