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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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zwei Kühe mit geschwollenen Bäuchen erwarteten.
    »Freunde«, beschwor ich das Sekretariat, »laßt ihm doch wenigstens Zeit für einen ehrenvollen Abgang!«
    Widerwillig erfüllte man meine Bitte. Eine der in Tanger so häufigen Giftschlangen biß meinen einzigen Überlebenden ins Bein. Ich selbst, als UNO-Beobachter verkleidet, gab ihm das letzte Geleit. Außer mir wohnte dem Begräbnis nur der Kibbuz-Koch bei, der zufällig einen freien Tag hatte.
    Im Synchronraum mischte ich noch ein paar Kanonensalven dazu, auf dem Hügel oben stand Grischkas Geist hab acht (der Kindergarten hatte die Feier aufs Wochenende verschoben), und hoch in den Lüften kreiste ein schaurig krächzender Geier.
    Ich änderte den Titel des Films in ›Das Geisterkommando‹. Der von mir dargestellte UNO-Beobachter blieb die Hauptrolle. Die Kritiker, die ich zu einer ersten Vorführung einlud, weinten den ganzen Film durch und konnten sich hernach an Lobpreisungen nicht genugtun. Daß kein einziger Mann das Ziel erreichte, zu dem sie alle aufgebrochen waren, gab – so formulierten es die Fachleute – dem Film einen geradezu symbolhaften Gehalt und machte ihn zu einem überwältigenden document humain.
    Offen gestanden: auch ich hatte diesen Eindruck.
     
     

Alles über Gerschon Messinger
     
     
    Offenbar aus Solidarität mit unseren Filmstars kommt auch das israelische Kinopublikum immer zu spät. Die Vorstellungen, die diese Leute geben, mit raschelnden Papiersäckchen als Begleitmusik, sind manchmal viel spannender als der Film.
     
    Ich hatte einen angenehmen Eckplatz und konnte mich ungestört an den Untertiteln delektieren, die den Körper Sophia Lorens bedeckten. Plötzlich entstand vier Reihen hinter mir lebhafte Bewegung, unterstützt von geräuschvollem Klappen der Sitze nebst zahlreichem »Pardon« und »Danke sehr«. Ein Detachement von vier Zuspätkommenden war in die Reihe eingedrungen.
    Kaum hatten sie ihr Niederlassungsrecht geltend gemacht, als sich einer von ihnen mit tiefer, emotionsgeladener Stimme wie folgt vernehmen ließ:
    »Ihr könnt sagen, was ihr wollt – daß Gerschon Messinger so etwas tun würde, hat niemand erwartet.«
    »Stimmt«, bestätigte eine Frauenstimme. »Ich bin doch wirklich kein Kind mehr, aber ich hätte nicht geglaubt, daß Gerschon Messinger dazu fähig wäre.«
    »Warum er uns das nur angetan hat?« fragte eine dritte Stimme. »Ausgerechnet uns?«
    Auch mich begann die Frage zu beschäftigen. Wirklich, aus welchem Grund mochte Gerschon Messinger so etwas getan haben? Ich versuchte mich krampfhaft auf die Leinwand und auf Sophia Lorens Untertitel zu konzentrieren. Vergebens. Das Gift, das Gerschon Messinger in meine Seele geträufelt hatte, wirkte weiter.
    Und da hörte ich auch schon eine vierte Stimme:
    »Wenn jemand andrer das gemacht hätte, irgend jemand – schön und gut. Aber ausgerechnet Gerschon Messinger?«
    Meine sämtlichen elektronischen Gehirnpartikel waren auf die Wellenlänge »Messinger« eingestellt. Ich schloß die Augen, um mir Messingers Missetat möglichst genau vorstellen zu können. Die gewagtesten Kombinationen schossen mir durch den Kopf. Keine von ihnen erwies sich als haltbar. Ich schämte mich.
    Im Mittelpunkt der Situation, wie verworren sie auch sein mochte, stand – soviel war klar – als Kernproblem und möglicherweise entscheidender Aspekt die Frage: Warum mußte es gerade Gerschon Messinger sein, dessen Benehmen allseits die größte Bitterkeit hervorrief? Wenn diese Frage erst einmal beantwortet war, konnte man darangehen, die übrigen Fäden zu entwirren, nämlich warum Gerschon Messinger sein empörendes Verhalten gerade diesen Menschen gegenüber an den Tag legte, warum er das, was er getan hatte, nicht hätte tun sollen, und warum gerade er es nicht hätte tun sollen, er und nicht etwa Stockler oder Felix Seelig oder, was am wahrscheinlichsten war, Eli Binder.
    Schon für den geringsten Anhaltspunkt, der zu einer Lösung des Problems geführt hätte, wäre ich den Vieren hinter mir dankbar gewesen. Aber sie wußten ihr Geheimnis bei sich zu behalten. Über den Vorfall blieb dichtes Dunkel gelagert.
    Auf die Dauer ertrug ich das nicht. Und als einer der Vier sich aufs neue lauthals zu wundern begann, wieso gerade Gerschon Messinger einer solchen Handlung fähig wäre, konnte ich mich nicht länger zurückhalten, wandte mich um und rief:
    »Ich für meine Person kann Messinger sehr gut verstehen!«
    Einer aus der Anti-Messinger-Gruppe sprang auf und

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