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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Nacht rief Podmanitzki mich an: das Kollektiv hatte eine zusätzliche Rolle für ihn erarbeitet, und zwar den Geist des Großvaters, für den er den Text selbst schreiben sollte. Damit war sein Wochenende ausgelastet.
    »Podmanitzki«, sagte ich, »Sie sind entlassen.«
    Er wollte noch wissen, wieviel Pönale ich ihm zahlen würde, aber ich ließ mich auf keine Debatte ein und hängte ab.
    Die Lage, in der ich mich befand, war selbst für israelische Begriffe schwierig. Laut Drehbuch sollte die ganze Einheit ohne Verluste zu ihrer Ausgangsstellung zurückkehren, aber als ich das schrieb, hatte ich nicht mit Hamlet-Proben gerechnet.
    Es gab nur eine einzige Lösung: Grischka mußte sterben. Um seinen Tod künstlerisch zu verbrämen, forderte ich von der Produktionsleitung einen jungen Aasgeier an, der schaurig krächzend in den Lüften kreisen und bei Gelegenheit herabstoßen sollte.
    Podmanitzkis Tod wurde vom Sergeanten Trippoli in einer neuen Dialogwendung gemeldet:
    »Sie haben Grischka getötet… das werden sie teuer bezahlen!« Und dazu hob er wie zum Schwur seine nervige Rechte.
    Dann setzte der Kommandotrupp den im Drehbuch vorgezeichneten Weg durch die Wüste fort, geführt von der Tochter des Beduinenscheichs, Zipi Weinstein, die sich ursprünglich in Grischka und unter den jetzt gegebenen Umständen in Trippoli verliebt hatte. Der Trupp durchquerte die Sahara und war – erschöpft, aber mit unvermindertem Kampfesmut – soeben im Kibbuz angekommen, als auf dem Kamm eines nahegelegenen Sandhügels Grischka erschien und uns schon von weitem zurief:
    »Das Ganze halt! Der Regisseur hat Grippe! Ich bin bis Dienstag beurlaubt!«
    »Ihr Pech, Podmanitzki!« brüllte ich zurück. »Sie sind gestern gefallen. Der Aasgeier ist schon bestellt!«
    Indessen überlegte ich, daß Podmanitzki für seine Mitwirkung an diesem Film eine enorme Gage bekam und daß es pure Geldverschwendung wäre, ihn nicht voll auszunützen. Da die Nachricht von seinem Tod bereits abgedreht war, würde er, so entschied ich, auch für uns einen Geist spielen, würde als solcher das Lagerfeuer seiner einstigen Kameraden umschweben und ihnen den richtigen Weg durch die Sahara weisen. Im übrigen hatte sich Podmanitzki genau im richtigen Augenblick eingefunden, denn Trippoli war noch nicht aus Ejlat zurückgekommen. Dieser überaus gesuchte Schauspieler wirkt immer gleichzeitig an mindestens drei Filmen mit. Im vorliegenden Fall begann er seine Tätigkeit kurz vor Mitternacht in Galiläa, traf in der Morgendämmerung bei uns ein, drehte bis Mittag und wurde dann vom Jeep eines amerikanischen
    Fernsehteams nach Ejlat abgeholt, wo er bis Mitternacht vor der Kamera stand. Heute war er auf dem Weg von Galiläa zu uns in Verlust geraten, vielleicht eingeschlafen oder von Beduinen entführt worden, wer konnte das wissen. Jedenfalls mußten wir ohne ihn weitermachen.
    Ein Mitglied der Kommando-Einheit – im Hauptberuf Kuhhirt und vom Kibbuz zur Verfügung gestellt – übernahm die dialogische Aufklärung:
    »Leute«, sagte er mit gepreßter Stimme in Großaufnahme, »Trippoli ist gefallen.«
    »Er hat unsern Rückzug gedeckt«, setzte gleichfalls in Großaufnahme ein anderer hinzu. »Er ganz allein. Er hat bis zur letzten Kugel gekämpft.«
    Erst jetzt fiel mir auf, daß ich nach Grischkas und Trippolis letalem Abgang keinen einzigen namhaften Schauspieler in meinem Kommando hatte. Aber dagegen ließ sich nichts mehr machen.
    Die nächste Szene erwies sich als sehr wirkungsvoll. Zipi Weinstein trat hinter einem Sandhügel hervor und stellte sich den führerlos dahinmarschierenden Soldaten in den Weg: »Ich bin auf eurer Seite und übernehme die Führung«, sagte sie in militärisch knappem Ton.
    Damit war das Führerproblem gelöst, nicht aber das Problem ihres Vaters, des edlen Beduinenscheichs. Kurz entschlossen, ließ ich auch ihn hinter dem Hügel hervortreten.
    »Kapitän Lollik Tow, Jerusalem«, stellte er sich vor und nahm die Kefiah vom Kopf. »Gegenspionage. Mir nach!«
    Und an dem allem war Trippoli schuld, der vermutlich auf irgendeiner Tankstation schnarchte.
    Immerhin waren die Reihen der tapferen Krieger jetzt wieder aufgefüllt, an ihrer Spitze marschierte der neue Kommandant. Die Wüstensonne brannte herab und am Abend hatte er einen Sonnenstich.
    »Für den Film«, entschied ich, »hat er keinen Sonnenstich, sondem Malaria. Er wird dem Trupp auf einer Bahre vorangetragen.«
    Der Kuhhirt und der Funker übernahmen diesen

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