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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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bog mit seinem alten braunen Alfa Romeo im Kreisverkehr an der Lewes Road ab und rollte an einem Schild vorbei, das in goldenen Buchstaben auf schwarzem Grund die Aufschrift STÄDTISCHES LEICHENSCHAUHAUS BRIGHTON AND HOVE trug. »Du solltest ihnen deine beschissene Musiksammlung spenden.«
    »Sehr witzig.«
    Als ob er Respekt vor diesem Ort hätte, beugte sich Branson vor und drosselte die Lautstärke der CD von Katie Melua.
    »Außerdem mag ich Katie Melua«, sagte Grace.
    Branson zuckte bedeutungsvoll die Achseln.
    »Was ist denn?«
    »Lass mich endlich deine Musik kaufen.«
    »Ich bin mit meiner Musik sehr glücklich.«
    »Du warst auch mit deinen Klamotten glücklich, bevor ich dir gezeigt habe, wie erbärmlich du darin aussiehst. Mit deinem Haarschnitt warst du auch glücklich. Seit du auf mich hörst, siehst du zehn Jahre jünger aus und hast eine Freundin. Und was für eine!«
    Hinter dem schmiedeeisernen Tor lag ein lang gestrecktes, eingeschossiges Gebäude mit grau verputzten Wänden, die selbst an einem so heißen Tag wie diesem alle Wärme aufzusaugen schienen. Daneben befand sich eine überdachte Einfahrt, in die ein Krankenwagen passte – meist parkte dort aber nur der dunkelgrüne Lieferwagen des Leichenhauses. Jetzt parkten auch das gelbe Saab Cabrio von Nadiuska De Sancha und ein kleiner blauer MG, der Cleo Morey gehörte, dort.
    Trotz des Grauens, das sie im Gebäude erwartete, konnte Grace sich einer gewissen Vorfreude nicht erwehren.
    In letzter Zeit hatte das Leichenschauhaus eine völlig neue Bedeutung für ihn gewonnen. Er sah Branson lächelnd an: »Was die Raupe das Ende der Welt nennt, nennt der Meister Schmetterling.«
    »Was?«, fragte Branson verständnislos.
    »Laotse«, sagte er aufgeräumt, da er hoffte, seinen Gefährten aufzuheitern.
    »Wer bitte?«
    »Ein chinesischer Philosoph. Starb 275 v. Chr.« Er verschwieg geflissentlich, wem er dieses Wissen verdankte.
    »Ist der auch im Leichenschauhaus?«
    »Banause.« Grace parkte und schaltete den Motor aus.
    »Ach ja? Und seit wann stehst du auf Philosophie, Oldtimer?«
    Anspielungen auf sein Alter hatte Grace gar nicht gern. Er war soeben neununddreißig geworden, und der Gedanke an den runden Geburtstag im nächsten Jahr machte ihm Angst.
    »Sehr komisch.«
    »Hast du mal Der letzte Kaiser gesehen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Kein Wunder«, meinte Glenn sarkastisch. »Hat ja auch nur neun Oscars gewonnen. Einfach brillant. Du solltest ihn dir auf DVD besorgen – aber du bist sicher noch damit beschäftigt, die letzten Folgen von Desperate Housewives zu gucken.« Er nickte zum Gebäude hinüber. »Bist du noch – ich meine, macht sie dich immer noch so wild?«
    »Das geht dich überhaupt nichts an!«
    Was nicht ganz stimmte, denn der Gedanke an Cleo lenkte ihn völlig von seiner Arbeit ab, was gar nicht gut war. Er kämpfte gegen den Drang, sofort auszusteigen und hineinzugehen, um Cleo zu sehen, und wechselte lieber rasch das Thema. »Und, was meinst du? Hat er sie getötet?«
    »Er wollte keinen Anwalt«, entgegnete Branson.
    »Du machst Fortschritte«, sagte Grace aufrichtig erfreut.
    In der Tat verhielten sich die meisten Kriminellen bei ihrer Verhaftung sehr ruhig. Diejenigen, die am lautesten protestierten, stellten sich oft als unschuldig heraus.
    »Aber ob er seine Frau getötet hat? Keine Ahnung.«
    »Ich auch nicht.«
    »Was haben seine Augen dir verraten?«
    »Ich muss ihn noch in einem ruhigeren Moment erwischen. Wie hat er reagiert, als du ihm die Nachricht überbracht hast?«
    »Er war völlig am Boden zerstört. Kam mir echt vor.«
    »Ein erfolgreicher Geschäftsmann, was?« Der Wagen stand im Schatten eines großen Lorbeerstrauchs. Die warme Luft wogte durch das offene Sonnendach und die Fenster. Eine winzige Spinne seilte sich vom Rückspiegel ab.
    »Ja, irgendwas mit Softwaresystemen«, sagte Branson.
    »Weißt du, was die beste Voraussetzung ist, um ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden?«
    »Was es auch sei, ich habe es jedenfalls nicht.«
    »Man muss ein Soziopath sein. Ohne Gewissen, wie normale Leute es haben.«
    Branson drückte den Knopf und ließ sein Fenster noch weiter herunter. »Ein Soziopath ist doch auch ein Psychopath, oder?« Er nahm die Spinne in seine riesige Handfläche und ließ sie sanft aus dem Fenster fallen.
    »Gleiche Charakteristika, aber ein entscheidender Unterschied: Soziopathen haben sich unter Kontrolle, Psychopathen nicht.«
    »Bishop ist ein erfolgreicher Geschäftsmann,

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