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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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weil du zu Hause noch deine Golfsachen holen wolltest.«
    »Du bist sehr süß. Aber ich möchte nicht, dass du für mich lügst.«
    Sie erstarrte. »Lügen? Aber es ist doch die Wahrheit.«
    »Sophie, du brauchst kein Alibi für mich zu erfinden. Es ist besser, die Wahrheit zu sagen.«
    »Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht. Aber du bist doch zu mir gekommen, wir haben miteinander geschlafen, und du bist um kurz nach fünf gefahren. Das können wir doch erzählen, oder?«
    »Nur stimmt das nicht«, sagte er.
    »Stimmt was nicht?«, sagte sie irritiert.
    »Ich bin nicht bei dir gewesen.«
    Sie hielt das Handy für einen Moment vom Ohr weg, schaute das Gerät fassungslos an und fragte sich, ob sie gerade den Verstand verlor. Oder er.
    »Ich – ich verstehe das nicht.«
    »Ich muss los«, sagte er.
    16
     
    DIE KLEINE KARTE war mit dem verführerischen Foto eines attraktiven orientalischen Mädchens bedruckt. Darunter die Worte »Transsexuell – Prä-OP« und eine Telefonnummer. Daneben klebte eine andere Karte, auf der eine in Leder gekleidete Frau mit voluminöser Frisur zu sehen war, die eine Peitsche schwang. Von einer Pfütze auf dem Boden stieg ein durchdringender Uringeruch auf. Bishop war zum ersten Mal seit Jahren in einer öffentlichen Telefonzelle, verspürte aber keinerlei nostalgische Gefühle. Es stank nicht nur nach Pisse, sondern war auch heiß wie in einer Sauna.
    Ein Stück des Hörers war abgebrochen, mehrere Scheiben waren eingeschlagen, und an einer Kette hingen einige Papierfetzen, vermutlich die Überreste des Telefonbuchs. Draußen stand ein Lkw mit lärmendem Motor. Bishop sah auf die Uhr. Halb drei.
    Was sollte er nur seinen Kindern sagen? Würde es ihnen überhaupt etwas ausmachen, dass ihre Stiefmutter gestorben war? Dass man sie ermordet hatte? Seine Ex-Frau hatte sie derart gegen Katie aufgehetzt, dass es ihnen vermutlich ziemlich egal sein dürfte. Und wie sollte er ihnen die Nachricht beibringen? Am Telefon? Oder sollte er persönlich nach Frankreich und Kanada fliegen? Sie müssten früher zurückkommen, zur Beerdigung, mein Gott. Oder lieber nicht? Würden sie es überhaupt wollen? Plötzlich wurde ihm klar, wie wenig er sie kannte.
    Es gab so vieles, über das er nachdenken musste.
    Oh, Gott, was war nur geschehen?
    Was war nur mit Katie geschehen?
    Wer hatte ihr das angetan? Und warum?
    Die verdammte Polizei hielt sich ganz schön bedeckt. Da war dieser aufgeblasene schwarze Bulle. Und dieser Grace, Detective Inspector oder Superintendent oder was auch immer er sein mochte, glotzte ihn an, als wäre er der einzige Verdächtige.
    Ihm wurde schwindlig. Er trat hinaus ins gleißende Sonnenlicht, noch völlig verwirrt von dem Gespräch, das er soeben geführt hatte, und fragte sich, was er jetzt unternehmen sollte. Er hatte gelesen, dass ein Handy verraten konnte, wo man war, wen man anrief und was man sagte. Darum hatte er sich aus dem Hintereingang des Hotel du Vin gestohlen, sein Handy ausgeschaltet und die öffentliche Telefonzelle aufgesucht.
    Doch dann hatte Sophie ihm völlig bizarre Dinge erzählt. Das ist doch verrückt, du warst bei mir … du bist zu mir in die Wohnung gekommen, und wir haben miteinander geschlafen …
    Aber das stimmte nicht. Er hatte sich vor dem Restaurant von Phil Taylor verabschiedet, und der Portier hatte ihm ein Taxi gerufen, mit dem er in seine Wohnung nach Notting Hill gefahren war. Dort war er sofort todmüde ins Bett gefallen, weil er beim Golfspiel am nächsten Tag fit sein wollte. Er war nirgendwohin mehr gefahren, ganz sicher nicht.
    Spielte ihm sein Gedächtnis einen Streich? Stand er unter Schock?
    Dann überkam ihn die Trauer, schlug wie eine Welle über ihm zusammen und riss ihn hinab in die Dunkelheit, als habe es eine plötzliche totale Sonnenfinsternis gegeben, und der Lärm der Stadt um ihn herum verstummte.
    17
     
    DER AUTOPSIERAUM IM LEICHENSCHAUHAUS war der ungewöhnlichste Ort, den Roy Grace sich vorstellen konnte. Der Geruch des Todes hing in der Luft, haftete an Haut und Kleidern und verfolgte einen noch Stunden, nachdem man das Gebäude verlassen hatte.
    Hier drinnen war alles grau, als habe der Tod jegliche Farbe aufgesaugt. Selbst das Licht schien von einem ätherischen Grau, als habe es die Seelen hunderter Opfer eingefangen, die eines plötzlichen oder unerklärlichen Todes gestorben waren und in diesem Raum die größte denkbare Erniedrigung erlitten hatten.
    Mitten im Raum standen zwei stählerne Seziertische, einer

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