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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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dem Gedanken, gemeinsam alt zu werden, durchaus leben konnten. Noch ein Grund, weshalb er nie begriffen hatte, warum sie einfach so verschwunden war.
    München.
    Er musste hin. Irgendwie musste er es schaffen, und zwar schnell. Er sehnte sich verzweifelt danach, ins Flugzeug zu steigen, am besten gleich morgen, aber das war ausgeschlossen. Er trug die Verantwortung für diesen Fall, und die ersten vierundzwanzig Stunden waren entscheidend. Wenn es morgen gut lief, könnte er vielleicht am Sonntag fliegen. Ein Tag München, hin und zurück. Das könnte hinhauen.
    Aber es gab noch ein Problem: Was sollte er Cleo sagen?
    Glenn Branson telefonierte, obwohl er am Steuer saß. Dann schaltete er das Handy mit düsterem Gesicht aus und steckte es in die Tasche. »Ari geht nicht ran«, sagte er laut, um die Musik zu übertönen. »Ich wollte den Kindern doch nur gute Nacht sagen. Was meinst du, was soll ich machen?«
    »Herrgott, ich bin nun wirklich der letzte Mensch auf Erden, der dir einen Rat in Sachen Ehe geben kann.«
    »Ich meine, ich könnte doch nachher mal kurz nach Hause fahren, oder?«
    »Von Rechts wegen steht es dir zu.«
    »Aber ich will nicht, dass sie mir vor den Kindern eine Szene macht.«
    »Du solltest ihr ein bisschen Freiraum lassen. Warte ein paar Tage ab, ob sie anruft.«
    »Ist es wirklich in Ordnung, dass ich bei dir penne? Ich bringe doch nichts durcheinander, oder? Ist das wirklich okay?«
    »Absolut«, entgegnete Grace zähneknirschend.
    Branson bemerkte den Unterton. »Ich könnte auch ins Hotel gehen.«
    »Wir sind Freunde. Und Freunde sind füreinander da.«
    Branson bog nach rechts in eine breite, elegante Straße, die von ehemals prachtvollen Reihenhäusern im Regency-Stil gesäumt wurde.
    Er fuhr langsamer und hielt dann vor dem Portal des Lansdowne Place Hotel und stellte den Motor ab.
    Vor noch nicht allzu langer Zeit war das Hotel eine heruntergekommene Absteige gewesen, in der sich greisenhafte Stammgäste und Touristen mit kleinem Budget tummelten. Inzwischen hatte es sich jedoch in das angesagteste Hotel der Stadt verwandelt.
    Die Eingangshalle war ein Potpourri aus purpurfarbenem Samt, Chrom und vergoldetem Kitsch. Sie traten an die Rezeption, wo sie von einer großen, statuenhaften Frau mit schwarzer Uniformjacke und schwarzem Pagenkopf begrüßt wurden. Auf ihrem goldenen Namensschild stand GRETA.
    Grace zeigte seinen Ausweis vor. »Detective Superintendent Grace von der Kripo Sussex. Mein Kollege und ich würden gern mit einem ihrer Gäste sprechen, Mr. Brian Bishop.«
    Ihr Lächeln fiel in sich zusammen wie ein kaputter Luftballon, während sie den Namen in den Computer eintippte. »Einen Moment, meine Herren.« Sie griff zum Telefon und drückte einige Knöpfe. Nach einer halben Minute legte sie wieder auf und sagte: »Er meldet sich leider nicht.«
    »Die Sache ist sehr wichtig. Dürften wir sein Zimmer sehen?«
    Damit war sie völlig überfordert. »Ich muss erst mit dem Manager sprechen.«
    »Kein Problem«, erwiderte Grace.
    Fünf Minuten später stand er zum zweiten Mal innerhalb von einer Stunde in einem leeren Hotelzimmer.
    36
     
    F REITAGABENDS WAR SKUNK immer in seinem »Büro«, weil man an diesem Tag besonders reiche Beute machen konnte. Wer sich in Brighton amüsieren wollte, benahm sich sorglos – und achtlos.
    Um acht Uhr platzten die städtischen Parkhäuser aus allen Nähten. Einheimische und Besucher drängten sich in den schmalen, alten Straßen, in Pubs, Bars und Restaurants, und später stand die wilde Jugend Schlange vor den Clubs.
    Er hatte eine große Einkaufstüte am Arm und schob sich langsam durch die wogende Menge, vorbei an den voll besetzten Tischen der Straßencafés. Die warme Luft war von tausend Gerüchen erfüllt – Aftershave, Parfüm, Zigarettenrauch, Abgase, Olivenöl, Gewürze, die in Töpfen und Pfannen brutzelten, und über allem ein Hauch von Salz. Skunk war in Gedanken jedoch ganz woanders, blendete das Geplapper um ihn herum aus, das Gelächter, das Klacken hoher Absätze auf dem Pflaster und die Musik, die aus offenen Türen und Fenstern dröhnte. An diesem Abend registrierte er nur am Rande die Rolex-Uhren an sonnengebräunten Handgelenken, den Diamantschmuck und die verräterischen Wölbungen in den Jacketts, wo Männer ihre gut gefüllten Brieftaschen verbargen.
    Heute Abend würde er einen noch dickeren Fisch fangen.
    Er ging die East Street entlang, stemmte sich gegen den Strom der Menge und bog dann nach rechts zum Strand ab.

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