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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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wenig. »Danke, das freut mich.«
    Glenn Branson hatte ihm einen Termin bei einem ungeheuer angesagten Stylisten namens Ian Habbin gebucht, der in einem supercoolen Salon in Brightons schickster Gegend arbeitete. Jahrelang war Grace Stammkunde bei einem traurigen, alten Italiener gewesen, der einen altmodischen Herrensalon führte. Es war eine völlig neue Erfahrung gewesen, sich die Haare von einem locker plappernden jungen Mädchen waschen zu lassen, umgeben von Kunstwerken und hämmernder Rockmusik.
    »Also, Sonntagsessen bei deiner Schwester. Sie heißt Jodie, stimmt’s?«, erkundigte sich Cleo.
    »Ja.«
    »Kannst du mir etwas über sie erzählen? Hat sie einen starken Beschützerinstinkt? Wird das ein Inquisitionsverhör Marke: Ist die alte Schlampe gut genug für meinen Bruder?«
    Grace trank einen großen Schluck Whiskey, um Zeit zu gewinnen und sich zu sammeln. Dann noch einen Schluck. »Ich habe ein Problem«, sagte er schließlich.
    »Und?« »Ich muss am Sonntag nach München.«
    »Nach München? Mensch, ich könnte ja mitkommen! Da wollte ich schon immer mal hin. Hast du schon bei den Billigfliegern nachgesehen?«
    Grace umklammerte das Glas und überlegte, ob eine Notlüge in diesem Fall vielleicht gnädiger sei. »Es ist ein offizieller Besuch, Cleo, ich fliege mit einem Kollegen hin.«
    »Mit wem denn?« Sie schaute ihn eindringlich an.
    »Einem Detective Inspector aus einer anderen Abteilung. Wir treffen uns, um ein Austauschprogramm zu besprechen, irgendeine EU-Geschichte.«
    Cleo schüttelte den Kopf. »Wir hatten doch abgemacht, uns nie zu belügen, Roy.«
    Er senkte die Augen und spürte, wie er rot wurde.
    »Ich kenne dich. Ich weiß genau, was in dir vorgeht. Ich lese es in deinen Augen. Außerdem hast du es mir selbst beigebracht, diese Sache mit rechts und links. Erinnern und erfinden.«
    Grace war, als trüge er einen schweren Stein in der Brust. Nach kurzem Zögern berichtete er Cleo von Dick Popes Anruf.
    Cleo rückte sofort von ihm ab. Es war, als habe sich eine tiefe Kluft zwischen ihnen aufgetan.
    »Prima«, sagte sie.
    »Cleo, ich muss wirklich hin.«
    »Selbstverständlich musst du das.«
    »So war es nicht gemeint.«
    »Ach nein?«
    »Cleo, bitte, ich –«
    »Was passiert, wenn du sie findest?«
    Er hob hilflos die Hände. »Ich bezweifle, dass ich sie finde.«
    »Aber wenn?«, fragte sie beharrlich.
    »Ich weiß es nicht. Wenigstens erfahre ich so, was aus ihr geworden ist.«
    »Und wenn sie dich zurückhaben will? Hast du mich deshalb belogen?«
    Sie rollte sich weg. »Cleo, bitte!«
    »Was bin ich eigentlich für dich? Ein kleiner Zeitvertreib, bis deine verschwundene Frau wieder auftaucht?« »Nie und nimmer.« »Wirklich nicht?«
    »Nein, wirklich nicht, das musst du mir glauben.« »Ich glaube dir aber nicht.«
    44
     
    DAS C OMPUTERPROGRAMM hatte der Zeitmilliardär selbst geschrieben. Es zeigte analoge Zifferblätter für Städte in sämtlichen Zeitzonen der Welt an.
    Durch das Fenster konnte er sehen, wie es über der Stadt langsam dämmerte. Fünf Uhr in England. Sechs in Paris. Acht in St. Petersburg. Elf Uhr in Bangladesch. Ein Uhr mittags in Kuala Lumpur. Drei Uhr nachmittags in Sydney.
    In England würden die Leute bald aufstehen. In Peru gingen sie schlafen. Die ganze Welt war der Sonne unterworfen, nur er hatte sich davon befreit. Ihm war es egal, ob Tag oder Nacht war, ob Börsen und Banken geöffnet oder geschlossen waren.
    Und es gab einen Mann, dem er das zu verdanken hatte.
    Doch er spürte keine Verbitterung mehr. Die hatte er hinter sich gelassen, zusammen mit seiner Vergangenheit. Man musste positiv denken, sich Ziele setzen. Er hatte eine Internetseite entdeckt, auf der es um die Verlängerung des Lebens ging. Wer Ziele hatte, lebte länger, so einfach war das. Und die Leute, die ihre Ziele erreichten, hatten den Hauptgewinn gezogen! Und nun hatte er selbst sogar zwei Ziele erreicht! Er besaß noch mehr Zeit, die er für alle möglichen Dinge verschwenden konnte.
    Neben ihm stand eine dampfende Teetasse. English Breakfast mit etwas Milch. Er nahm den Löffel und rührte siebenmal um. Es war ihm sehr wichtig, seinen Tee immer genau sieben Mal umzurühren.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Computer zu und startete eine andere Software, die er ebenfalls selbst entwickelt hatte. Mit den Suchmaschinen im Internet war er nie wirklich zufrieden gewesen, weil sie nicht genau genug waren. Alle lieferten ihre Informationen in einer selbst gewählten

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