Nicht tot genug 14
Sicherheitskarte vor das Schloss, das mit einem Klick aufsprang. Er öffnete die Tür. »Ich habe bereits alles gesagt und werde zu diesem Zeitpunkt keinen weiteren Kommentar abgeben.«
»Aber Sie haben etwas verschwiegen«, sagte Spinella mit selbstzufriedenem Grinsen.
»Dann reden Sie mit Dennis Ponds, der ist der Pressesprecher.«
»Eigentlich wollte ich es bei der Konferenz erwähnen, aber das hätte Ihnen nicht gefallen. Die Sache mit der Gasmaske, meine ich.«
Grace schoss herum und sah den Reporter entsetzt an. Hinter ihm fiel die Tür wieder ins Schloss. »Was haben Sie gerade gesagt?«
»Ich habe gehört, dass am Tatort eine Gasmaske entdeckt wurde, die der Mörder möglicherweise benutzt hat. War das ein Sexspiel oder so?«
Grace überlegte fieberhaft. Er kochte innerlich vor Zorn, musste sich aber beherrschen. So etwas passierte nicht zum ersten Mal. Vor einigen Monaten waren schon einmal Informationen über ein wichtiges Beweisstück an den Argus weitergegeben worden. Wo war das Leck? Im Grunde konnte es jeder gewesen sein; immerhin wusste mindestens die halbe Belegschaft der Sussex Police darüber Bescheid.
Statt den Reporter anzubrüllen, schaute Grace ihn prüfend an. In ein oder zwei Jahren würde er vermutlich für eine große Zeitung arbeiten, und es hatte keinen Sinn, sich mit ihm anzulegen.
»Ich weiß zu schätzen, dass Sie es bei der Konferenz nicht erwähnt haben.«
»Es stimmt also?«
»Ist das hier jetzt offiziell oder nicht?«
Spinella klappte sein Notizbuch zu. »Inoffiziell.«
Grace zögerte, da er dem Mann nicht so recht traute. »Man hat am Tatort eine Gasmaske aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, aber wir wissen noch nicht, ob es eine Verbindung zum Tod der Frau gibt.«
»Und das halten Sie zurück, weil nur der Täter wissen kann, dass die Maske dort war?«
»So ungefähr. Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie noch nichts darüber bringen würden.«
»Und was springt für mich dabei heraus?«, konterte Spinella.
Grace grinste angesichts der dreisten Frage. »Wollen Sie mit mir ins Geschäft kommen?«
»Eine Hand wäscht die andere. Ich habe was bei Ihnen gut, einverstanden?«
Grace schüttelte immer noch grinsend den Kopf. »Ganz schön gewieft.«
»Ich bin froh, dass wir uns so gut verstehen.«
Grace wandte sich zur Tür.
»Noch eine Frage auf die Schnelle. Stimmt es, dass Sie und Assistant Chief Constable Alison Vosper nicht gerade die besten Freunde sind?«
»Ist das immer noch inoffiziell?«
Spinella nickte und hielt das geschlossene Notizbuch hoch.
»Kein Kommentar!«, sagte Grace bissig und verschwand durch die Tür.
Zehn Minuten später nahmen Grace und Branson im Vernehmungsraum gegenüber von Brian Bishop Platz, der sehr mitgenommen wirkte. Die Familienbetreuerin Maggie Campbell hatte ihn vom Hotel herübergebracht und wartete vor der Tür.
Grace trug ein kurzärmeliges Hemd und kein Sakko, tupfte sich aber schon den Schweiß von der Stirn. Branson war lässig gekleidet und wirkte besser gelaunt als am Vortag.
»Dürfen wir das Gespräch wieder aufzeichnen, um Zeit zu sparen, Sir?«, erkundigte sich Grace.
»Mir egal.«
Branson schaltete das Gerät ein. »Samstag, 5. August, 12.15 Uhr. Detective Superintendent Grace und Detective Sergeant Branson vernehmen Mr. Brian Bishop.«
Grace trank einen Schluck Wasser und bemerkte, dass Bishop fast dieselbe Kleidung wie am Vortag trug. Er wirkte sehr viel niedergeschlagener, als sei ihm sein Verlust erst jetzt bewusst geworden. Womöglich hatte sich gestern noch der Einfluss des Adrenalins nach dem Schock bemerkbar gemacht, so etwas war nicht ungewöhnlich. Jeder Mensch trauerte anders, aber es gab bestimmte Phasen, die fast jeder durchlief. Schock. Leugnung. Zorn. Traurigkeit. Wut. Schuldgefühle. Einsamkeit. Verzweiflung. Allmähliches Akzeptieren. Grace wusste allerdings nur zu gut, dass einige Mörder, denen er begegnet war, in dieser Hinsicht Oscar-reife Vorstellungen geliefert hatten.
Er sah zu, wie Bishop sich vorbeugte und angestrengt in dem Kaffee rührte, den Branson ihm gebracht hatte. Grace runzelte die Stirn, als er den Ausdruck intensiver Konzentration auf Bishops Gesicht sah. Zählte der Mann etwa, wie oft er umrührte?
»Was macht Ihre Hand?«
Auf dem Kratzer hatte sich eine Kruste gebildet. »Es ist schon besser, danke.«
»Neigen Sie generell zu Unfällen?«
»Eigentlich nicht.«
Grace nickte und schwieg, worauf Branson ihm einen fragenden Blick zuwarf.
Falls Bishop seine Frau
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