Nicht tot genug 14
bereits in einer Datenbank befinden musste, um eine Übereinstimmung zu liefern. Ihre Beschreibung würde zusammen mit Fotos und genauen Abmessungen an die telefonische Vermisstenberatung gehen, und die Polizei würde Kontakt zu Freunden und Verwandten vermisster Personen aufnehmen, auf die ihre Beschreibung passte.
Am nächsten Morgen würde der örtliche Pathologe Dr. Nigel Churchman eine Autopsie durchführen, um die Todesursache zu bestimmen. Sollte er dabei etwas Verdächtiges finden, würde er umgehend die Arbeit einstellen und einen Pathologen des Innenministeriums hinzuziehen.
Bis dahin blieben ihnen noch einige Stunden eines herrlichen Augustsonntags.
Darren fuhr in seinem kleinen roten Nissan zurück zum Grillfest. Cleo sah ihm von der Tür aus nach und verspürte einen leisen Neid. Er war jung, voller Begeisterung und glücklich mit seiner Freundin und seinem Job.
Sie selbst genoss ihre Karriere, war aber gleichzeitig besorgt deswegen, denn sie wollte gerne Kinder, bevor sie zu alt dafür war. Doch wann immer sie glaubte, den Richtigen gefunden zu haben, erlebte sie eine Enttäuschung. Roy war ein ganz wunderbarer Mann, aber gerade als sie meinte, alles sei perfekt, war seine vermisste Frau wie ein Springteufel aufgetaucht.
Sie schaltete die Alarmanlage ein, schloss die Tür von außen ab und ging zu ihrem Wagen, in der Hoffnung, zu Hause eine Nachricht von Roy vorzufinden. Erst knapp vor ihrem blauen MG blieb sie abrupt stehen.
Jemand hatte das schwarze Stoffdach von der Windschutzscheibe bis zum Rückfenster zerfetzt.
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DIE F RAU AN DER R EZEPTION händigte ihm einen Vordruck aus. »Bitte tragen Sie hier Ihren Namen, Ihre Anschrift und die übrigen Angaben ein.« Sie sah aus, als sitze sie schon viel zu lange dort, wie ein Ausstellungsstück im Museum, das allmählich Staub angesetzt hatte.
Über der Empfangstheke der Notaufnahme des Royal Sussex County Hospital hing eine große Digitalanzeige: WARTEZEIT DREI STUNDEN.
Er las den Vordruck aufmerksam durch. Name, Anschrift, Geburtsdatum und Angaben zu den Verwandten wurden verlangt. Es gab auch eine Zeile, in der man mögliche Allergien eintragen konnte.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich die Frau.
Er hob die geschwollene rechte Hand. »Schreiben kann ich nicht so gut.«
»Soll ich es für Sie ausfüllen?«
»Es geht schon.«
Er lehnte sich gegen die Theke und starrte auf das Formular, wie betäubt von den Schmerzen. Er konnte gar nicht richtig denken. Alles war durcheinander. Plötzlich wurde ihm schwindlig.
»Sie können sich gern dabei hinsetzen.«
»ICH HAB GESAGT, ICH SCHAFFE DAS SCHON!«
Alle Leute blickten verwundert auf. Gar nicht schlau, dachte er, damit lenke ich nur die Aufmerksamkeit auf mich. Er füllte hastig den Vordruck aus. Bei Allergien trug er in einer spontanen Eingebung, die er ganz witzig fand, das Wort »Schmerzen« ein.
Die Frau schien es nicht zu bemerken, als er ihr das Blatt zurück ab. »Bitte nehmen Sie Platz. Die Schwester kommt gleich und kümmert sich um Sie.«
»Dauert es wirklich drei Stunden?«
»Ich werde Bescheid sagen, dass es dringend ist«, entgegnete die Frau und sah ihm argwöhnisch nach, als er zu einem freien Stuhl ging und zwischen einem Mann mit blutendem Arm und einer älteren Frau mit Kopfverband Platz nahm. Die Frau am Empfang griff zum Telefon.
Der Zeitmilliardär nahm den BlackBerry aus der Halterung, die er am Gürtel trug, doch schon erschien eine freundlich wirkende dunkelhaarige Frau in Schwesternkleidung vor ihm. Auf ihrem Schild stand BARBARA LEACH – KRANKENSCHWESTER, NOTAUFNAHME.
»Hallo, kommen Sie bitte mit«, sagte sie munter.
Sie führte ihn in eine kleine Kabine und bat ihn, Platz zu nehmen.
»Was kann ich für Sie tun?«
Er hob die Hand. »Ich habe mich bei der Arbeit an einem Auto verletzt.«
»Wie lange ist das her?«
Er überlegte kurz. »Donnerstagnachmittag.«
Sie untersuchte sorgfältig die Hand, drehte sie um und verglich sie mit der linken. »Sieht nach einer Entzündung aus. Sind Sie in letzter Zeit gegen Tetanus geimpft worden?«
»Kann mich nicht erinnern.«
Wieder schaute sie nachdenklich auf seine Hand. »An einem Auto?«
»Ich restauriere gerade einen alten Wagen.«
»Ich sorge dafür, dass der Arzt Sie so bald wie möglich untersucht.«
Er kehrte ins Wartezimmer zurück, holte seinen BlackBerry hervor und schaltete ihn ein. Er ging ins Internet und klickte auf das Lesezeichen für Google.
Dann gab er als Suchbegriff MG TF ein.
Das
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