Nicht von dieser Welt
Bieber überreicht, während er fragt: „Was?“
„Der Cousin Ihrer Frau, … der sie besucht hat. … Ah, da ist sie ja!“
Sie schaut mich befremdet an, wie ich da mit Ben stehe. Starrt direkt auf seinen kleinen Penis. Der sie sichtlich aus dem Konzept bringt. Wenn der sie schon aus dem Konzept bringt … Egal! Konstantin schaut mich irritiert an: „Axel war hier?“
Frau Bieber korrigiert: „Stefan!“
Ich übertöne sie schnell und sage in Richtung Konstantin: „Ja, der war gestern kurz hier.“
Und zu Frau Bieber: „Super, das mit der Spülmaschine! Danke!“
Dann knall ich ihr die Tür direkt vor der Nase zu. Konstantin versteht nicht: „Wieso war denn Axel hier?“
Man muss dazu wissen, dass Axel – mein wirklicher Cousin – eine Vollkatastrophe ist, den weder ich noch Konstantin sonderlich ausstehen können. Nur so viel zu ihm: Als heute morgen die Meldung kam, dass jemand im Prenzlauer Berg wegen der brennenden Kinderwagen verhaftet worden ist, dachte ich bereits, Axel wäre es. Die Beschreibung würde passen. Die Niedertracht des Delikts auch.
„Ja, er hat mir mit dem Computer geholfen. Ich hatte da ein Problem …“
Das ist die einzige einigermaßen plausible Erklärung, warum man ihn überhaupt bei uns in die Wohnung lassen würde.
„Wollte er Geld?“, fragt Konstantin kritisch. Aus gutem Grund.
Ich schüttle den Kopf. Konstantin schaut mich an, dann wieder auf Ben, der immer noch halbnackt auf meinem Arm hockt, seinen Penis in die Länge zieht und gespannt verfolgt, was passiert: Stellt Papa noch mehr Fragen zu dem schrecklichen Cousin? Findet er das Verhalten von Mama nicht merkwürdig? Wie weit kann man so einen Penis noch ziehen? Wieso schwitzt Mama so stark? Fliegt sie gleich auf? Schließlich schaut Konstantin auf die Uhr und sagt:
„Ich muss ins Restaurant.“
Er verschwindet im Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Ich atme tief durch. Und gehe Ben anziehen.
So geht’s nicht weiter!
Papua-Neuguinea II
Veröffentlicht am Sonntag, 21. August 2011 – 00:04
Was meint er mit: „Bei uns funktioniert das nicht so“? Das war ja seine Antwort, als ich ihn gefragt habe, ob er eine Frau auf seinem Planeten hat. Wie funktioniert es denn dann? Was überhaupt funktioniert „nicht so“? Was genau habe ich ihn eigentlich gefragt? Seit dem Treffen am Donnerstag schwirren mir immer wieder diese Gedanken durch den Kopf. Wenn man jetzt mal glaubt – und das tue ich ja offensichtlich – dass er aus einer komplett anderen Gesellschaft als der unsrigen kommt, dann kann es dort natürlich auch komplett anders laufen. Mit Männern und Frauen und überhaupt.
Als er mir damals erzählt hat, er ist so etwas wie ein Ethnologe und ich bin so etwas wie sein Papua-Neuguinea, habe ich alles zu dem Thema gegoogelt. In einem alten Spiegelartikel habe ich verstörende Sachen über ein Bergvolk in Papua-Neuguinea gefunden, bei denen der männliche Samen als kraftspendend gilt und daher von den Jungen getrunken wird. Ohne dass das da jemand merkwürdig findet. Überhaupt sind da Männer und Frauen ganz anders sortiert als bei uns. Ich gehe jetzt mal nicht zu sehr ins Detail. Mein Punkt ist: Gesellschaften können sehr unterschiedlich ticken.
Na ja, und jetzt habe ich hier diesen wunderbaren Kerl, den ich frühestens am Dienstag wiedersehe. Und weiß gar nichts darüber, wie er überhaupt zu Frauen steht. Eigentlich sollten mich Millionen andere Sachen beschäftigen, aber ich komme immer wieder an die gleiche Stelle zurück: Kann ich jemals mehr als nur sein Papua-Neuguinea für ihn sein?
Dreikantschlüssel
Veröffentlicht am Dienstag, 23. August 2011 – 16:51
Es hätte mich stutzig machen sollen, dass Frau Bieber Malo vorhin unbemerkt an ihrer Wohnungstür hat vorbeigehen lassen. Aber ich war einfach nur froh darüber und habe ihn blitzschnell in die Wohnung gezogen. Denn ich bin ihr in den letzten Tagen drei Mal begegnet und jedes Mal hat sie mich nach meinem „reizenden Cousin“ gefragt. Als Konstantin gestern dabei war, konnte ich das Gespräch gerade noch auf die von ihr so verhasste Spülmaschine im Hof lenken, die sie ja abtransportieren lassen wollte. Gott sei Dank war ihr das für den Moment wichtiger und sie begann wieder, sich fürchterlich über die „asozialen Elemente“ aufzuregen, die „so etwas Furchtbares“ tun. (Alte Spülmaschinen in Höfe stellen.)
Als Malo dann also unbemerkt in meiner Wohnung angekommen war, hatte ich die liebeskranke Nachbarin schnell vergessen.
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