Nicht von dieser Welt
überhaupt nicht. “
„Mit Haselnüssen.“
Sie schaut mich zunehmend verbissen an. Und ich kapiere: Die Frau ist verknallt. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben. Vielleicht auch nur zum ersten Mal seit Langem. Auf jeden Fall verfügt sie nicht über die sozialen Umgangsformen, um mit dieser Situation umzugehen. Sie legt sich nicht mal eine Geschichte zurecht oder trifft ihn „zufällig“ im Treppenhaus mit den Plätzchen in der Hand. Nein, sie gibt sich die Blöße, mich nach dem Mann zu fragen! Man muss dazu wissen: Frau Bieber gibt sich nie eine Blöße! Erstmals erahne ich, welche Ausmaße das Problem „Frau Bieber“ bekommen könnte.
„Gut, Frau Bieber. Ich sage es ihm.“
Sie strahlt.
„Ich bin den ganzen Nachmittag daheim!“
Das ist sie sowieso. Sie ist jeden Nachmittag zu Hause. Aber okay. Ich nicke noch einmal freundlich. Und schließe die Tür. Durchatmen. Ich will erst mal Zeit gewinnen.
„Kekse? Das ist aber nett von ihr“, ist Malos Reaktion, als ich ihm von Frau Biebers Wunsch berichte. Er scheint es ernst zu meinen. Bin ich die Einzige, die …
„Du willst nicht ernsthaft bei ihr vorbeigehen?“
„Ich soll nicht?“
Er schaut mich unsicher an.
„Wegen der Geheimhaltung?“
„Ja, wegen der Geheimhaltung!“, sage ich etwas zu laut.
Ich weiß nicht, ob es daran lag oder an der allgemeinen Unruhe durch die unerwünschte Besucherin, aber genau in dem Moment wacht dann auch noch Ben auf. Viel zu früh. Er weint sofort. Und da mir das alles zu viel ist, bitte ich Malo zu gehen. Das ganze Thema mit den Frauen auf seinem Planeten könnte ich jetzt eh nicht in Ruhe besprechen. Im Moment sind ja die Frauen auf meinem Planeten problematischer.
Nur: Wie kommt er jetzt an der Wohnung von Frau Bieber vorbei? Der Aufzug ist zwar nach Monaten der Verspätung endlich fertig, aber es fehlt noch die Abnahme vom TÜV. Das beknackte Ding ist blockiert. Also bitte ich Malo, sich – so leise wie es eben nur geht – an der Tür im ersten Stock vorbeizuschleichen. Ich stehe mit Ben (der sich sofort beruhigt hat, als er Malo sieht) bei mir an der Tür und lausche ins Treppenhaus. Höre keinen Mucks von Malo. Er ist wirklich leise. Aber gegen jemanden, der nonstop am Türspion steht, kann man einfach nichts ausrichten. Ich hoffe, die Kekse schmecken Malo. (Und enthalten keine tierischen Produkte!) Von oben konnte ich nicht verfolgen, wie genau Malo dem Redeschwall von Frau Bieber schließlich entkommen konnte. Aber sicher ist: Er musste sich vorher einiges anhören. Vielleicht sollte er sich von Frau Bieber unseren Planeten erklären lassen?
Knapp
Veröffentlicht am Freitag, 19. August 2011 – 15:20
Oh-Oh.
Heute morgen – Konstantin war noch da – stehe ich an der Wickelkommode, finde einen enormen Haufen in und um Bens Windel und höre, wie es klingelt. Natürlich kann ich nicht weg. Konstantin geht an die Tür. Kurz darauf höre ich ihre Stimme. Frau Bieber. Ich weiß jetzt, was damit gemeint ist, wenn man sagt: Das Blut gefriert in den Adern.
„Guten Morgen. Ich hätte eine Bitte …“
Ich denke: Bitte nicht nach meinem „Cousin“ fragen! Nicht nach meinem „Cousin“ fragen! Nicht nach meinem „Cousin“ fragen!
„Es geht noch einmal um die Spülmaschine im Hof …“
Ich war ungelogen kurz davor, mit dem komplett verschmierten Ben in den Flur zu rennen. Jetzt atme ich erst einmal durch. Es geht nur um die beknackte Spülmaschine im Hof. Trotzdem beeile ich mich, Ben sauber zu bekommen. Dabei höre ich Frau Bieber (und kein Wort von Konstantin, der nicht einmal „Guten Morgen“ gesagt hat (zu Recht)):
„… und da sich ja offensichtlich niemand für diese Ungeheuerlichkeit verantwortlich fühlt …“
Ich kann bis in Bens Zimmer ihren vorwurfsvollen Blick spüren.
„… werde ich jetzt einen Studenten engagieren, der die Spülmaschine entsorgt. Das bezahle ich natürlich nicht allein. Jede Partei im Haus muss fünf Euro beisteuern.“
So klingt es also, wenn Frau Bieber eine „Bitte“ hat. Ich höre Konstantin etwas murmeln. Danach höre ich Geld klimpern. Er sucht also wirklich fünf Euro für sie. Fein. Hauptsache, sie lässt uns in Ruhe. Während er so kramt, sagt Frau Bieber plötzlich in einem komplett anderen, viel wärmeren Tonfall:
„Kommt der Cousin Ihrer Frau heute wieder?“
Binnen Sekunden habe ich den zwar einigermaßen sauberen, aber immer noch halbnackten Ben hochgerissen und stehe mit ihm im Flur, wo Konstantin gerade fünf Euro an Frau
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