Nicht von dieser Welt
im Papiermüll aneinandergeraten sind … Es gibt also Hoffnung, dass sie mit ihm nicht über meinen „Cousin“ reden wird. Und so verhuscht, wie sie ist, wird sie ja wohl eh Schiss haben, Malo noch einmal anzuquatschen.
Dachte ich. Nach zwei wirklich interessanten Stunden, in denen ich Malo viel über unsere kleine Familie erzählt und einfach nur seine Gegenwart genossen habe, verabschiede ich ihn, bevor Ben wach wird. Und wer steht ganz zufällig wieder im Treppenhaus? Frau Bieber. Ob denn ein „so reizender Mann“ vergeben ist? Ich denke, ich spinne. Die flirtet mit ihm? Malo antwortet souverän, dass das nicht der Fall ist. (Und mir fällt auf, dass ich noch nie die Möglichkeit in Erwägung gezogen habe, dass es auf seinem Planeten ja auch eine Mrs. Alien geben könnte.) Er verabschiedet sich von seiner Cousine und von Frau Bieber, die ihm noch die ganze Treppe lang nach unten folgt. Die Worte „reizend“ und „Spülmaschine“ hallen immer wieder nach oben. Und ich stehe ratlos da: Wie werden wir die jetzt wieder los?
Gefährliche Liebschaft
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. August 2011 – 16:19
Seit Frau Bieber gefragt hat, ob Malo vergeben ist, bin ich nicht mehr von diesem Gedanken losgekommen: Hat er eine Frau auf seinem Planeten? Ich weiß nicht, was das für mich bedeuten würde. Ich meine: Ich habe einen Mann. Und diese ganzen Treffen mit Malo sehen nach allem aus, nur nicht nach einer Affäre/einer Beziehung/etwas mit Zukunft. Trotzdem: Irgendwie bohrt diese Frage in mir.
Es traf sich daher gut, dass Malo bei unserem Treffen vorhin über Politik reden wollte. Also darüber, wie ich so die politische Welt sehe. Ihm ist natürlich auch schon aufgefallen, dass in Berlin bald Wahlen sind, und wollte nun halt mal hören, ob …
„Stopp!“, blöke ich dazwischen, als er mit dem Thema anfängt. Etwas zu laut. Und damit haben wir dann auch schon viel zu viel Aufmerksamkeit auf dem Themenwechsel, aber da muss ich jetzt durch.
„Warum beantworte ich eigentlich immer nur deine Fragen? Ich meine, ich erzähle dir alles über mich, meine Familie, meine Beziehung, alles. Und von dir weiß ich nicht mal, ob du verheiratet bist!“
Vom Tonfall her hatte ich es so angelegt, als ob das mit dem „verheiratet“ nur ein Beispiel wäre. Weil man so etwas ja oft als Erstes fragt. Also nichts, das mich besonders interessieren würde. Malo lächelt freundlich und sagt: „Aber ich darf dir doch nichts über meinen Planeten erzählen.“
„Muss ja nicht über den Planeten sein. Sondern einfach … über dich. Darfst du nicht mal sagen, ob du schon die Frau fürs Leben gefunden hast?“
War das jetzt schon zu penetrant? Überschlug sich meine Stimme ein wenig? Malo zögert. Dann: „Bei uns funktioniert das nicht so.“
„Was?“
„Mit der Ehe … wie ihr das nennt.“
Keine Ehe? Keine Frau? Steht er nicht auf Frauen? Gibt’s am Ende gar keine Frauen bei denen?
„Gibt es bei euch keine Frauen?“
„Doch, aber …“
Da klingelt es. Na super. Ich hasse es sowieso schon, wenn es in der Mittagspause klingelt, weil es Ben aufwecken könnte! Aber warum ausgerechnet jetzt? Ich will es erst noch ignorieren, doch Malo schaut fragend Richtung Flur und es klingelt auch gleich nochmal.
Ich kann zwar verhindern, dass Ben wach wird, aber wer steht vor der Tür? Frau Bieber. Der Duft von viel zu viel Jil Sander Sun strömt mir entgegen.
„Guten Tag. Ich habe eben Ihren reizenden Cousin reingehen sehen … Wie heißt er eigentlich?“
„Stefan Müller.“
Sie hat mich eindeutig überrumpelt, nur deswegen habe ich überhaupt geantwortet.
„Müller? Ist das Ihr Mädchenname? Oder stammt er von der Seite Ihrer Mutter?“
„Was wollen Sie, Frau Bieber?“
„Nun, vielleicht könnte der Herr Müller später, wenn er geht, mal kurz bei mir vorbeischauen.“
„Das kann er nicht!“
Das kam ziemlich empört aus mir herausgeplatzt. Was soll denn das jetzt? Frau Bieber lässt sich aber nur minimal beirren, versucht die ganze Zeit an mir vorbei in die Wohnung zu schauen. Ich schließe die Tür so weit, dass wir uns gerade noch sehen können.
„Wieso denn nicht?“, fragt sie mit spitzem Unterton.
„Er hat keine Zeit!“
„Ich will ihn gar nicht lange aufhalten. Ich habe Plätzchen gebacken. Für ihn.“
„Sie haben was?“
„Plätzchen gebacken.“
„Warum?“
„Sie sind sehr lecker. Ein altes Rezept.“
„Warum backen Sie für meinen Cousin Plätzchen, Frau Bieber? Sie kennen ihn
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