Nicht von dieser Welt
ernsten Worte“ sind vergessen. Ich höre nur noch zu. Er berichtet mir, dass der oppositionelle Vigo tatsächlich auf der Erde ist. Dass seine Aktion ein Störfeuer gegen Malos Auftrag ist. Eine Auseinandersetzung im Hintergrund, die mich aber nicht weiter belasten soll. Sie – also der Führer und er – haben alles im Griff.
Dann fragt er mich, ob wir nicht einfach da weitermachen können, wo wir vor diesem Störmanöver aufgehört hatten. Ich schaue ihn an und sehe: Er ist unsicher. Ihm geht es um was. Er versteht aber auch: Ich bin nicht in der Lage zu antworten. Nicht sofort. Nicht jetzt. Zu viel gibt es zu verarbeiten. Deswegen schlägt er vor, dass wir noch einmal einen Abend für uns haben. Er lädt mich am Samstag zum Essen ein. Ein Abend voller Luxus und Ruhe, um zu reden.
„Geht das?“, fragt er mich unsicher.
Mir gefällt seine Unsicherheit. Sie berührt mich. Aber trotzdem: Ich muss erst einmal nachdenken. Das sage ich ihm auch.
Heute Abend werde ich mit Ben bei Konstantin im Restaurant sein. Konstantin ist reizend seit wir wieder hier sind. Er nimmt sich Zeit. Er ist aufmerksam. Wir arbeiten an uns. Ich muss das alles sortieren. Ich sage Malo, dass ich mich melden werden und zerre Ben („Nein! Nein! Nein!“) davon …
Hadern
Veröffentlicht am Donnerstag, 6. Oktober 2011 – 16:48
Es ist spät geworden gestern Abend bei Konstantin im Restaurant. Ben macht immer noch Mittagsschlaf, deswegen schreib ich jetzt doch noch was. Dabei weiß ich immer noch nicht … Ich hadere schon den ganzen Tag mit mir (und den gestrigen), was ich jetzt wegen Malo machen soll. Er will mich am Samstag zum Abendessen einladen. Wir wissen alle, dass das letzte mit einem Kuss geendet hat. Trotz aller Distanz, die ich durch den Urlaub mit Konstantin nun erst einmal gewonnen habe: Ich bin mir nicht sicher, ob es an einem weiteren Abend bei einem Kuss bleiben würde.
Aber wo soll das hinführen? Ja, okay, ich glaube, dass Malo mich nie angelogen hat. Dass er wirklich etwas für mich empfindet. Und dass dieser Vigo, den ich getroffen habe, mich reinlegen wollte. Aber macht es das wirklich besser, dass nun feststeht: Mein Traummann kommt von einem anderen Planeten? Will ich mich wirklich damit auseinandersetzen, dass andere Außerirdische irgendeinen Kampf mit ihm kämpfen? Wir sind hier doch nicht bei Raumschiff Enterprise. Es geht um eine Beziehung!
Na ja, und da ist dann auch noch Konstantin. Er hat wirklich etwas verstanden. Viel mehr noch. Ich habe was verstanden. Sein pausenloses Arbeiten, seine ganze Distanz, sein tapsiges Verhalten hat viel mit Überforderung zu tun. Konstantin war nie groß in Erklärungen oder Entschuldigungen, aber als wir gestern Abend in der Küche seines Restaurants saßen, alle sich reizend um Ben gekümmert haben und er ein sauleckeres Essen für uns hat machen lassen, da sagt er plötzlich unsicher: „Ich weiß nicht, wie das alles werden soll!“
So etwas habe ich noch nie von ihm gehört. Er macht sich wahnsinnige Sorgen, dass wir Ben und unserem kleinen Mädchen kein vernünftiges Leben bieten können. Er ist voller Selbstvorwürfe, was das Restaurant und den Wohnungskauf angeht (der bisher eigentlich immer meine Schuld war). Er zermartert sich regelmäßig das Gehirn. Wegen uns. Wegen unserer Familie. Ich habe das alles nicht gesehen.
Und dann passiert auch noch das: Plötzlich ruft Ben laut: „Ben liiiiiebt Malo!“
Mitten in die emotionalen Offenbarungen von Konstantin. Der achtet erst mal nicht drauf, aber Ben macht immer weiter, da kann ich zehn Mal erklären, dass Papa und Mama ein ganz wichtiges Gespräch haben.
„Ben liiiiiebt Malo!“
Irgendwann ist dann auch Konstantin entnervt und fragt, was denn „Malo“ ist. Ich versuche erst, es auf „Mayo“ umzulenken, aber die haben sie natürlich in der Küche da und ehrlich gesagt hasst Ben Mayo. Das wird zu einem richtigen Desaster mit kreischendem Kind und so, bis mir „einfällt“, dass Ben ja ein neues Stofftier hat und „ja, ich glaube, das nennt er ‚Malo‘. Keine Ahnung, wie er auf so einen schrägen Namen kommt.“
Auf jeden Fall ist die intime Situation vorbei, und ich komme mir schlecht vor mit meinen ganzen Lügen, und weil ich Konstantin so verarsche, während er sich abstrampelt.
Als ich dann heute bei Baby-Walz war, um Ben tatsächlich ein neues Stofftier zu kaufen (das er natürlich komplett ignoriert), fühlte ich mich noch schlechter. Und für so einen Abend mit Malo müsste ich ja
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