Nicht von dieser Welt
habe wieder dieses Gefühl, das ich im Zusammenhang mit ihm nur zu gut kenne: Ratlosigkeit. Was in aller Welt soll ich aus diesem Typen machen? Ich meine: Lügt der jetzt wirklich weiter? Erfindet er jetzt hier kurzerhand einen Krieg der Sterne, um sein beknacktes Spiel weiterspielen zu können? Oder habe ich ihm Unrecht getan? Und … Aber wo stehe ich dann? Und wieso findet die Opposition vom Mars es nicht gut, was Malo hier macht? (Wieso nenne ich ihn eigentlich die ganze Zeit schon wieder Malo?)
Na ja, mit all diesen Gedanken lässt er mich dann allein. Er schaut mich noch einmal eindringlich an. Erklärt, dass das jetzt eine echte Krise ist und er zum Führer muss. Ich soll niemandem vertrauen. Und gut auf mich und Ben aufpassen. Er meldet sich so bald wie möglich. Bevor er geht, legt er noch seine Hand auf meinen Arm. Warm, fest, Halt gebend. Und sagt aufrichtig, wie ein Mensch nur aufrichtig sein kann: „Du musst mir glauben! Ich komme nicht aus Bielefeld!“
Beweise
Veröffentlicht am Mittwoch, 5. Oktober 2011 – 11:54
Gut. Es ist genug über Bielefeld gesprochen worden. Manche denken ja, dass es die Stadt noch nicht einmal gibt. Mein Außerirdischer wollte mir zumindest weismachen, dass er nicht von dort kommt, sondern wirklich von einem anderen Planeten. Als ich ihn gestern Nachmittag erneut getroffen habe, war eins klar: Es müssen jetzt Beweise her, dafür, dass Malo nicht von dieser Welt ist.
Ich komme also fest entschlossen und aufgeplustert zu unserem Treffen am Spielplatz. Habe mir eine Rede zurecht gelegt, nach der er – da bin ich mir sicher – einfach nur einknicken kann und endlich zugeben wird, dass seine ganze Geschichte von wegen „Ich bin gekommen, um die Erde besser kennenzulernen“ ein ganz, ganz mieser Spaß ist, dessen Opfer nun mal leider ich geworden bin.
Er sitzt auf „unserer“ Bank. Ernst, ruhig. Sehr attraktiv. Aber: Es wirkt nicht. Ich lasse mich nicht beeindrucken. Dummerweise Ben schon, der jedes Mal vor Freude ausflippt, wenn er Malo sieht. Wenn man sich vorgenommen hat, ein tödlich ernstes Wort zu reden, ist es schon doof, wenn ein fast Zweijähriger neben einem hopst und die ganze Zeit „Ben liiiiiebt Malo“ ruft. Ich blende es aus, schaue Malo vernichtend an und will gerade ansetzen, da nimmt er meine Hand, setzt mich wie ein kleines Mädchen neben sich und sagt: „Bevor du etwas sagst, guck dir das an!“
Was dann passiert ist … Das kann ich unmöglich beschreiben. So etwas habe ich noch nie erlebt und … Ich habe noch eine Stunde nach dem Treffen gezittert. Es ging alles sehr schnell, aber ich versuche trotzdem mal, eine Ahnung davon zu vermitteln: Malo hat plötzlich das berühmte schwarze Glitzerkästchen in der Hand, mit dem er auch schon „diagnostiziert“ hat, dass mein ungeborenes Baby gesund ist. Das Kästchen hält er kurz an meine Schläfe, dann drückt er es mir in die Hand. Ich soll reingucken. Erst sehe ich nur ein komplett schwarzes Display – wie immer. Doch dann … Also …
Danach kann man nicht mehr von „sehen“ sprechen. Ich war plötzlich mit allen Sinnen in einer anderen Welt. Ich flog durch eine Landschaft von solch einer Schönheit, dagegen ist ein Kameraflug bei „Herr der Ringe“ ein Witz. Ich wusste, dass es seine Welt ist. Sein Planet. Es war alles vertraut, aber auch fremd. Ich sah Gebäude und Bauwerke, die ich nicht verstand. Menschen, nicht viele, aber doch einige. Wunderschön, alle in sich ruhend. Und mit der Natur um sich herum im Reinen. Ich … Ich kann es nicht beschreiben. Es war noch so viel mehr. Und ich war dort! Nur ein dumpfes „Ben liiiiebt Malo“ im Hintergrund ließ mich erahnen, dass ich unsere Welt nicht wirklich verlassen hatte. Keine Ahnung, wie lange ich dort unterwegs war.
Als Malo mich „zurückholt“ und ich wieder auf dem Spielplatz am Chamissoplatz sitze, bin ich voller Sehnsucht und ziemlich verwirrt.
Ich würde sagen, dass es als Beweis ausreicht. So ein Gerät, so eine Projektion, solche Bilder … Das gibt es auf dieser Welt nicht. Wir sind Lichtjahre hinterher. Selbst Apple hat ja gestern nicht mal ein iPhone 5 präsentiert. Woher soll dann so ein Zauberkästchen kommen?
Malo ist nicht überrascht, dass ich geflasht bin. Er kommentiert die Bilder mit keinem Wort. Er sagt in seiner ruhigen Art nur:
„Es kann sein, dass du noch eine Weile die Bilder siehst. Das geht aber vorbei.“
Aha. Ich kann nicht antworten. Ich bin wie ausgeknockt. Mein Ärger und meine „tödlich
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