Nicht von dieser Welt
geht mit uns zusammen wieder nach drinnen. Er macht dies alles mit einer beruhigenden Routine. So dass ich frage: „Bist du im Nebenberuf Kinderarzt?“
Er lächelt und sagt: „Nein, nein, ich … Ich bin … Ich habe darüber gelesen.“
Okay, diesmal ist es zu offensichtlich. Das Stocken. Das plötzliche Weggucken. Allmählich weiß ich, wenn er lügt.
„Du hast Kinder!“
„Nein, was? Wieso? Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Warum darf ich nicht wissen, dass du Kinder hast? Was soll das?“
Ich lasse mich nicht abwimmeln. Er sagt nichts. Seufzt. Das ist deutlicher als jedes „Ja“.
„Wieviele?“, frage ich bohrend.
Es dauert einen Moment. Dann sagt er: „Sieben.“
Sieben? Er hat sieben Kinder? Was in aller Welt …
„Und das sagst du mir nicht?“
„Ich darf nicht über meinen Planeten reden!“
„Ja, aber … Gleich sieben? Ist das normal bei euch?“
„Ich habe positiv bewertete Gene.“
Das glaube ich sofort. Es wirft allerdings eine Menge weitere Fragen auf. Aber ich sehe Malo an, dass er immer mehr dichtmacht, wahrscheinlich schon bereut, dass er überhaupt etwas gesagt hat. Trotzdem versuche ich es: „Danach wird bei euch entschieden, wer Kinder bekommt? Nach den Genen?“
Er sagt nichts.
„Sind die denn alle von einer Frau?“
Er nickt. Ich weiß nicht, ob ich mir so etwas mittlerweile einbilde, aber ich meine, dass er auch bei dieser Antwort kurz zögert.
„Deiner Frau?“
„Das funktioniert alles nicht so wie bei euch!“
Ich hasse diesen Satz mittlerweile.
„Wie funktioniert es denn dann, verdammt noch mal?“
Ich bin jetzt wirklich aufgebracht. Fixiere ihn.
„Wieso ist das überhaupt so wichtig?“
Er fixiert mich ebenfalls. Zwischen uns Ben, der nun auf Malos Arm friedlich einschläft. Unabhängig davon, wie sehr zwischen Malo und mir die Blitze hin und her schießen. Wir wissen beide ganz genau, warum die Frage nach seiner Frau so wichtig ist. Aber es kommt nicht zu einer Antwort. Dafür kommt Konstantin zurück. Mit dem Zäpfchen. Er hat sich wirklich beeilt, ist über zwei rote Ampeln gefahren, was ins Auge hätte gehen können. Da Ben nun schläft, will er das mit dem Zäpfchen erst einmal abwarten. Glück für Ben. Und für Malo, der die Gelegenheit nutzt und sich „unter diesen Umständen“ für den Abend verabschiedet. Konstantin ist ihm dankbar. Malo geht. Ich bleibe verwirrt zurück.
Jetzt ist es schon vier Tage später. Ben hatte keine weiteren Anfälle, dafür aber eine ordentliche Erkältung. Bis gestern war er deswegen auch nicht im Kindergarten. Heute konnte ich endlich wieder „arbeiten“. Malo hat jedoch jedes weitere Gespräch über seine Kinder und „seine Frau“ permanent abgeblockt. Stattdessen haben wir wieder Filme geguckt. Denn er will ja unsere Welt besser kennenlernen. Aber nichts über seine sagen. Eigentlich nicht fair. Oder?
Eine dunkle Begierde
Veröffentlicht am Montag, 21. November 2011 – 15:04
Ich kann im Moment nicht darüber klagen, dass ich zu wenig Filme gucke. Schließlich tue ich bei der „Arbeit“ so gut wie nichts anderes. Trotzdem war es etwas Besonderes, dass ich gestern im Kino war. Zum ersten Mal seit gefühlten Monaten. Wenn man ein Kind hat und einen Mann, der abends meist arbeitet, ist das der pure Luxus.
Ich war aber nicht mit meinem Mann im Kino. Und auch nicht mit dem anderen Mann, der gerade mein Leben auf den Kopf stellt. Sondern mit meiner besten Freundin Anja. Das ist das eigentliche Problem. Seit ihrer Begegnung mit Malo bei Bens Geburtstag wollte sie mich unbedingt „mal wieder“ treffen. Ich wusste sehr genau, warum ich dieses Treffen vermieden hatte. Gestern hat sie mich dann reingelegt. Sie hat auf dem Festnetz angerufen. Sonntagvormittag kurz nach der „Sendung mit der Maus“, wohlwissend, dass Konstantin diese stets mit Ben schaut und deswegen nicht nur zu Hause sein würde, sondern auch in der Nähe des Telefons. Ihr Plan ging auf: Konstantin ging dran, sie plauderten und Anja ließ fallen, dass sie ja „so gerne“ mal wieder mit mir ins Kino gehen würde, aber ich habe ja abends nie Zeit. Konstantin – nach wie vor um gute Laune bei seiner schwangeren Frau bemüht – bot sofort an, am Abend auf Ben aufzupassen, damit wir beide uns mal so richtig amüsieren können.
Tja, amüsieren. Das ging dann so: Anja hatte „Eine dunkle Begierde“ ausgewählt. Wahrscheinlich wegen des Titels. Denn ihr war klar, dass da irgendwas Heimliches läuft, seit sie mir für den
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