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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
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vom Film“ erlebt er immer als schräg, also was soll’s. Macht er halt sein berühmtes indisches Curry, von dem es auch eine vegetarische Variante gibt. Ich war einverstanden und natürlich happy, dass er das Kochen übernahm. Insbesondere weil Ben die Nacht über sehr schlecht geschlafen hatte und sich nun mit erhöhter Temperatur und einem fiesen Husten rumplagte. Offensichtlich ein weiteres Mitbringsel aus dem Kindergarten. Laut Kinderarzt nur der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Ben und den Viren dieser Welt.
    Auf jeden Fall komme ich irgendwann am Nachmittag in die Küche und denke, ich spinne. Konstantin hat ein komplettes Huhn im Topf.
    „Sag mir bitte, das ist nicht für heute Abend!“
    „Nee, Quatsch, ich brauch nur ein bisschen Brühe.“
    „Ein bisschen Brühe?“, frage ich und gucke auf den Zehnlitertopf.
    „Den Rest frier ich ein. Brauch ich immer mal. Und Ben bekommt sie zum Essen, wird ihm guttun.“
    „Aber ein Teil der Hühnerbrühe landet im Curry?“
    „Nur Brühe. Das Huhn wird nicht gegessen.“
    „Nur Brühe? Stefan ist Vegetarier!“
    „Ja, deswegen mache ich ja ein vegetarisches Curry.“
    Er zeigt leicht gereizt auf den Berg von Gemüse, den er gerade vorbereitet. Ich versuche, ruhig zu bleiben.
    „Aber wenn in der Brühe Huhn ist, dann ist das Essen nicht vegetarisch.“
    „Es ist kein Huhn in der Brühe!“
    „Es ist Hühnerbrühe!!!“
    Das habe ich offensichtlich fast geschrien. Zumindest schaut Konstantin mich ziemlich irritiert an. Okay, er kann nicht wissen, dass Malo das letzte Mal, als er aus Versehen zwei Bissen Fleisch gegessen hat, beinahe explodiert ist. Nun bekommt Konstantin diesen gar nicht freundlichen, erklärenden Tonfall, den ich so hasse:
    „Ich mach mein Curry immer so. Hat sich noch kein Vegetarier beschwert.“
    „Weil sie es nicht wussten.“
    „Natürlich! Man schmeckt es, Vanessa! Aber Vegetarier sehen Hühnerbrühe nicht als Fleisch.“
    Was ein weitverbreiteter Irrtum ist, wodurch es aber nicht richtiger wird. Ich gehe nicht weiter auf die philosophische Diskussion ein, sondern kürze ab:
    „Stefan schon!“
    „Woher willst du das wissen? Tauscht ihr bei der Arbeit Rezepte aus, oder was?“
    Ich merke: Ich begebe mich auf dünnes Eis. Denn über das, was wir wirklich bei der Arbeit machen, will ich auf keinen Fall reden. Ich regle mich ein wenig runter und sage: „Würdest du bitte ausnahmsweise auf die Hühnerbrühe verzichten?“
    „Nein! Du übertreibst wieder maßlos, Vanessa!“
    „Konstantin!“
    „Nein, er wird’s schon überleben!“
    Da bin ich mir nun leider nicht so sicher.
    „Und jetzt lass mich in Ruhe kochen!“
    Ende der Diskussion. Und Schluss für heute. Morgen mehr!

Husten
    Veröffentlicht am Dienstag, 15. November 2011 – 21:37
    Nun also endlich der Bericht vom „Abendessen“ am Sonntag. Ich kam nicht früher zum Schreiben, weil Ben nach wie vor krank ist. Und zwar so krank, dass er nicht in den Kindergarten darf, aber gleichzeitig so fit, dass er den ganzen Tag durch die Gegend rennen will. Meine Lieblingskombination.
    Das Essen stand unter keinem guten Stern. In Sachen Hühnerbrühe hatte ich es vorgezogen, Malo zu warnen. Zu Recht, wie er mir erklärte. Aber er beruhigte mich bei dem kurzen Telefonat (mal wieder flüsternd auf der Toilette): Er wollte sich etwas einfallen lassen.
    Das ging dann so: Kaum ist die etwas angespannte Begrüßung mit Konstantin vorbei, verkündet Malo, dass es ihm unendlich leid tut. Das Essen riecht zwar toll und so, aber er hat sich leider einen bösen Magen-Darm-Virus eingefangen. Deswegen für ihn nur Reis mit etwas Salz. Altes Rezept von dort, „wo er herkommt“. Konstantin ist eh noch geladen durch den Streit mit mir. Und wenn er eins hasst, dann, dass er stundenlang in der Küche steht und hinterher jemand sein Essen nicht will. Er schaut mich also mit vorwurfsvollem Blick an und zischt: „Du hast ihn gewarnt?“
    Das sagt er vor Malo, also Stefan Müller, meinem vermeintlichen Chef. Selbst für Konstantin ist das unsensibel. Malo überrascht dies sichtbar, er reagiert vielleicht etwas zu insistierend.
    „Nein, Quatsch! Ich habe wirklich Durchfall!“
    „Ach ja? Und wieso fragst du dann nicht, wovor sie dich gewarnt haben soll?“
    Darauf weiß Malo dann keine Antwort. Ich bin immer noch perplex, weil Konstantin so aggressiv ist. Offensichtlich rumort etwas in ihm. Denn als Nächstes kommt: „Was läuft denn hier eigentlich? Mit euch beiden? Mh? Warum hat

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