Nicht von dieser Welt
Der ist da irgendwas Wichtiges.“
Ist natürlich komplett gelogen. Klingt aber wie eine einmalige Chance. Malo ist begeistert. Ich will abwiegeln, woraus Anja den Vorschlag ableitet, dass sie ja auch alleine mit Malo hingehen kann. Sie schauen mich beide an.
Na ja, was soll ich sagen: Wir gehen alle zusammen am Samstag zur Hertha.
Nur nach Hause …
Veröffentlicht am Montag, 28. November 2011 – 21:29
Ich habe heute nur kurz Zeit. Konstantin bringt gerade Ben ins Bett, und ich will die Gelegenheit nutzen, über meinen Besuch „bei der Hertha“ zu berichten. Ich hoffe, es erwartet jetzt keiner ernsthaft, dass ich etwas zu dem Fußballspiel sage, obwohl es angeblich sogar spannend und toll und „rassig“ war, wie ich in der U-Bahn gehört habe. Interessanter ist aber sicherlich, wie sich meine „beste Freundin“ Anja verhalten hat, nachdem sie uns das ja alles eingebrockt hatte.
Erstmal: Es war saukalt. Irgendjemand meinte zwar, es geht noch schlimmer, aber der stand wahrscheinlich im zweiten Weltkrieg vor Stalingrad oder so. Ich finde es nicht so toll, zwei Stunden bei gefühlten null Grad herumzusitzen. Ben war erstaunlicherweise am wenigsten genervt. Das mit dem Fußball hat ihn zwar nur fünf Minuten interessiert, aber er saß die ganze Zeit auf Malos Schoß, dann ist er sowieso immer absolut zahm. Wer sich sehr offensichtlich auch auf Malos Schoß gewünscht hat, war natürlich Anja.
Es geht schon vor dem Spiel los, als sie ihn zu Glühwein überredet und dann ständig anzügliche Bemerkungen darüber macht, dass man sich auf den Plätzen nachher gegenseitig wärmen kann und so. Dummerweise (aus ihrer Sicht) hat sie uns die Tickets gegeben, ohne draufzuschauen, was dazu führt, dass die Sitzreihenfolge Malo, ich, Anja ist. Sie fängt dann allen Ernstes auf der Tribüne an zu diskutieren, ob man das nicht irgendwie tauschen kann oder zumindest Malo in die Mitte nimmt. Ich weigere mich schlichtweg, irgendetwas zu ändern. Um uns die Leute gucken schon komisch, weil wir immer heftiger streiten. Plötzlich wird es sehr laut und Ben ist richtig begeistert, weil jetzt alle anfangen zu singen:
„Nur nach Hause, nur nach Hause, nur nach Hause geh’n wir nicht …“
Damit ist die Diskussion über den Platztausch erst einmal beendet.
Nach dem Lied wird es aber erst richtig anstrengend. Denn Anja versucht die ganze Zeit, sich mit Malo zu unterhalten. An mir vorbei. Während er – ziemlich ernsthaft, aber auch erfolglos – versucht herauszubekommen, was der Reiz des Spieles/Stadionbesuchs ist. Zugegeben: Ich bin so angespannt, dass ich mich die ganze Zeit vor- oder zurückbeuge, damit die beiden nicht reden können. Mir wird das allerdings erst bewusst, als Anja sich anbietet, noch einmal Glühwein zu holen. Beziehungsweise nachdem sie gescheitert ist, mich (die Schwangere!) zu schicken und dann selbst gehen muss. Kaum ist sie weg, lächelt Malo mich breit an. Er sagt: „Ist es schlimm, dass ich das schön finde?“
„Was? Fußball? Anjas Gequatsche?“
„Nein. Dass du eifersüchtig bist.“
Er schaut mich mit diesen funkelnden Augen an, die ich schon lange nicht mehr wahrgenommen habe. Mir wird dann doch wieder warm.
„Ich bin nicht eifersüchtig“, sage ich vielleicht etwas zu trotzig.
Er lächelt mich noch einmal an. So männlich und wissend. Ich komme mir vor wie ein Teenager und mir wird bewusst: Ich verhalte mich wie ein Teenager. Da gibt es keine Zweifel. Ich atme einmal tief durch und gehe in die Offensive: „Und wieso findest du das schön?“
„Muss ich dir das wirklich erklären?“
Ja, jetzt ist mir warm. Dann kommt Anja wieder. Und ich bin um einhundert Prozent entspannter. Lasse es sogar zu, dass sie sich nach der Halbzeit (in der wir Ben im Fanshop einen Fanzwerg kaufen) neben Malo setzt. Denn er hat recht: Wovor habe ich eigentlich wirklich Angst?
Oh, ich muss raus. Hier gibt es gerade Ärger. Konstantin hat den Fanzwerg entdeckt und jetzt endlich kapiert, dass wir wirklich im Stadion waren. Bisher dachte er, dass wäre eine Kinderspinnerei von Ben. Aus irgendwelchen Gründen tickt er jetzt vollkommen aus. Er ist hier gerade türenknallend abgerauscht. Das macht er sonst nie! Was soll das denn jetzt?
Der Herthazwerg
Veröffentlicht am Mittwoch, 30. November 2011 – 20:36
Was soll ich sagen? Es ist etwas passiert.
Am Montagabend, als ich den letzten Eintrag geschrieben habe, hat Konstantin plötzlich einen Riesenstreit vom Zaun gebrochen. Auslöser war, dass er
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