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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
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Vanessa so ’ne panische Angst, dass du hier vorbeikommst? Was soll das alles?“
    Pause. Stille. Ich weiß, es ist an mir, etwas zu sagen. Ich weiß aber nicht was. Einmal mehr danke ich dem Schöpfer für Ben, der einfach ein Gespür dafür hat, wenn seine Mutter in Bedrängnis ist. Ich danke dem Schöpfer allerdings nur für zehn Sekunden, bis ich kapiere, dass der Hustenanfall, der uns durch das Babyfon entgegenscheppert, kein normaler Hustenanfall ist. Ben bekommt keine Luft!
    Man kann Konstantin viel vorwerfen. Auch in Bezug auf seine mangelnde Zeit für Ben. Aber wenn der Kleine in Not ist, kämpft sein Vater wie ein Löwe. Und vor allem: Er ist tausend Mal ruhiger und effektiver als ich. Vielleicht ist es das pausenlose Training in der Gastronomie, wo Konstantin immer dann richtig gut ist, wenn um ihn herum das Chaos tobt. Auf jeden Fall sehe ich den Kleinen schon grausam ersticken, als wir ihn mit panikgeweiteten Augen und blauen Lippen in seinem Bettchen vorfinden. Ich bin starr vor Schreck. Konstantin behält die Ruhe, hebt den Kleinen hoch, redet beruhigend auf ihn ein und eilt mit ihm auf den Balkon. Ich denke schon, er will mit dem Kind über die Brüstung springen und zum Krankenhaus rennen (ungefähr das wäre meine Reaktion gewesen). Aber es geht einfach nur um die kalte Nachtluft. Tatsächlich beruhigt sich Ben und er kann auch bald wieder atmen.
    Konstantin hat kurz nach Bens Geburt einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder gemacht. Und sein Chefkoch Ingo hat einen wenig älteren Sohn, der dasselbe vor einer Weile ebenfalls durchgemacht hat: Pseudokrupp. Hört sich im wahrsten Sinne des Wortes weit schlimmer an, als es ist. Kühle Luft zur Abschwellung ist die Wunderwaffe. Auch wenn Ben bald wieder fit scheint, ist es Konstantin lieber, wenn wir dem Kleinen ein Kortisonzäpfchen geben. Während ich Ben in eine Decke hülle (die mir Malo gebracht hat), nimmt Konstantin schon das Handy ans Ohr. In der Tat: Ingo hat noch von den Zäpfchen. Und da Konstantin nach einer wirklich schlimmen Erfahrung mit der Kinderkrankenhausnotaufnahme an einem Sonntagabend (drei Stunden Warten, ich war hinterher zwei Wochen krank) dort auf keinen Fall hinwill, gebe ich mich mit seinem Plan zufrieden. Ich bin einfach nur saufroh, dass er einen kühlen Kopf behält. Bevor er geht, sagt er noch zu Malo – so wie nur ein Mann den anderen fragen kann: „Kannst du bei ihnen bleiben?“
    Malo nickt stumm. Konstantin vertraut ihm Frau und Kind an – in einer Notsituation. Es ist definitiv so etwas wie eine Versöhnung. Das Thema von zwanzig Minuten zuvor ist vergessen.
    So, jetzt kommt eigentlich erst der interessante Teil – mein Gespräch mit Malo. Aber ich muss Euch noch einmal vertrösten. Ben schläft sehr unruhig. Ich lege mich auch schon mal hin und nehme ihn zu mir ins Bett. Was tut man nicht alles …

Sieben
    Veröffentlicht am Donnerstag, 17. November 2011 – 16:01
    Hier nun endlich der weitere Bericht von Sonntagabend. Kaum ist Konstantin losgefahren, um das Medikament gegen Bens Pseudokrupp aufzutreiben, holt Malo das berühmte schwarze Kästchen aus seinem Jackett. Im Dunkeln scheint es noch mehr zu glitzern. Es wirkt fast hypnotisch. Während er es an Bens Kopf hält, sagt er voller Respekt: „Konstantin ist ein guter Vater!“
    Er sagt es fast etwas kritisch. Ich bin noch viel zu aufgewühlt, um sofort zu kapieren, was er mir sagen will. Ich nicke nur.
    „Ich hatte einen anderen Eindruck … Durch dich!“
    Jetzt kapiere ich den Vorwurf. Ja, das stimmt. Nach außen rege ich mich gerne über Konstantins Vaterqualitäten auf. Sicher auch hier im Blog viel zu viel. Denn im Grunde: Er IST ein guter Vater. Er liebt Ben über alles. Er hat einfach nur viel zu wenig Zeit und hasst dies selbst am meisten. Genau das erkläre ich Malo, während er Ben weiter mit dem schwarzen Kästchen abfährt.
    Er sagt nichts zu meiner kleinen „Beichte“, sondern: „Es ist tatsächlich … Pseudokrupp. Ihr braucht das Zapfchen nicht. Ben wird es besser gehen.“
    „Zäpfchen! Das ist so ein …“
    Ich ziehe es vor, das nicht zu erklären, wenn er so etwas nicht kennt. Offensichtlich reicht es auf seinem Planeten, die komische Kiste an den Kopf zu halten.
    „Was hast du mit ihm gemacht? Wieso braucht er kein Zäpfchen?“
    „Das … Zäpfchen gibt Kortison. Der Körper hat selbst Kortison. Ich habe die Produktion angeregt.“
    Er deutet auf das Kästchen, was nun wieder in seinem Jackett verschwindet. Dann nimmt er Ben und

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