Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
Vom Netzwerk:
gestern schon von dem großen Beichtgespräch mit Konstantin berichten, aber ich war noch bei einer lieben Freundin, die letzte Woche ihre Tochter bekommen hat. Was gut getan hat. Nicht nur wegen der vielen Glückshormone, die da in der Luft herumwaberten, sondern auch um nicht aus den Augen zu verlieren, dass wir auch eine Geburt vor uns haben. Eins der größten Wunder überhaupt und ein wahnsinnig anstrengendes, aufreibendes Ereignis dazu. Dafür brauchen wir alle – auch der Vater – unsere Kräfte. Diese „Erkenntnis“ macht es mir etwas leichter, mit dem klarzukommen, was bei unserem Gespräch am Montag passiert ist. Das ging so: „Konstantin, wir müssen reden.“
    Eigentlich hasse ich solche Sätze, aber es war selten richtiger als in dem Moment. Seine Antwort: Weggucken. Es ist Abend. Er macht uns in der Küche eine Kleinigkeit zu essen. Da er Küche und Kochen so liebt, halte ich das für den besten Zeitpunkt, um wegen meiner Affäre mit Malo reinen Tisch zu machen.
    „Es geht so nicht weiter, Konstantin. Du hast seit zwei Wochen kein normales Wort mit mir geredet. Du läufst immer weg. Du … Ben leidet darunter. Das wissen wir beide.“
    Er schaut mich an. Unsicher. Gerade das Thema Ben ist ihm nicht egal. Das weiß ich. Es funktioniert. Ich kann förmlich sehen, wie sich in ihm etwas aufbaut. Ja, ich bin mir sicher: Gleich werden die Vorwürfe aus ihm herausplatzen. Wird endlich ausgesprochen, was wir beide längst wissen. Dann sagt er es: „Ich hatte was mit Janine.“
    Häh? Janine? Was?
    „Es tut mir wahnsinnig leid, Vanessa. Ich war so … verletzt und … Ich weiß auch nicht … Ich komm mir so schäbig vor. Ich … Es tut mir leid. Ich steh nicht mal wirklich auf die.“
    „Moment, Moment. DU hattest ‚was‘ mit … wem?“
    „Mit Janine. Die Kellnerin, die wir seit dem Sommer haben. Die Dunkelhaarige, die diese Schuhe anhatte, die du so mochtest.“
    Daran erinnert er sich? Was ist denn hier los?
    „Und was genau hattest du mit der?“
    „In der Nacht … nachdem wir uns wegen Fußball und so … gestritten hatten … Ich wollte nicht nach Hause nach der Arbeit. Wir waren noch was trinken. Sie hat mich zu sich eingeladen … Es tut mir leid.“
    Er ist ein totales Wrack. Ein schuldüberladendes kleines Bündel Mann. Und ich? Ich bin einfach nur …
    „Deswegen redest du seit zwei Wochen nicht mit mir?“
    „Ich weiß. Ich bin ein … Ich werd nie erwachsen.“
    „Nein, ich meine: Das ist alles?“
    „Was soll denn noch sein?“
    „Wir hatten uns doch total gestritten. An dem … Montag.“
    „Ja, weil du mit Ben beim Fußball warst.“
    „Du hast mir eine Affäre mit meinem Chef vorgeworfen.“
    Er schaut mich gequält an.
    „Das tut mir leid, Vanessa. Wirklich. Ich wollte dir irgendwie wehtun. Das war albern. Ich … Ich will dich nicht verlieren!“
    Jetzt wirkt er ziemlich verzweifelt.
    „Du warst … einzig und allein sauer, weil ich mit Ben sein erstes Mal im Fußballstadion erlebt habe und nicht du. Deswegen schläfst du mit einer anderen Frau?“
    Er nickt beschämt.
    „Ingo meint auch, ich würd’s übertreiben.“
    Ich habe dann das Gespräch einfach beendet. Und bin seitdem in so einer Art Schockstarre. Auf gleich mehreren Ebenen. Konstantin ist reizend und lieb. Kümmert sich um mich und Ben, wo er nur kann. Malo habe ich auf Abstand geschoben. Und, na ja … Was jetzt?

Janine
    Veröffentlicht am Montag, 19. Dezember 2011 – 16:33
    Ich habe sie mir angeschaut. Janine. Ich hab’s tatsächlich getan. Gestern hatte sich Konstantin extra frei genommen, um zu Hause zu kochen und um „für uns da zu sein“. Ich bin dann einfach gegangen. Wollte meine Ruhe. Er denkt natürlich, weil ich sauer und verletzt bin wegen seiner Affäre. Ich bin aber verwirrt und beschämt wegen meiner Affäre. Klar, auch verletzt. Sonst wäre ich ja nicht zum Restaurant gegangen. Ich habe mich draußen im Dunklen vors Fenster gestellt und gewartet, bis sie auftaucht. Sie dann die ganze Zeit angestarrt, als ob mir das dabei helfen würde zu entscheiden, wie es jetzt weitergehen soll. Hat es nicht. Und sie … Na ja. Dummerweise hat Ingo mich gesehen – bei seiner Zigarettenpause. Er ist nicht nur Konstantins Koch, sondern auch sein bester Freund. Ich habe gemacht, dass ich davonkomme, aber natürlich wird er es Konstantin längst gesagt haben. Dass ich da war. Und sie mir angeschaut habe.

Noch wievielmal schlafen?
    Veröffentlicht am Freitag, 23. Dezember 2011 –

Weitere Kostenlose Bücher