Nicht von dieser Welt
Affäre“ gehen. „Die Affäre“ ist aber nicht der Auslöser für unsere Probleme. Die Affäre ist ein Symptom.
Und der größte Witz: Es ist ja gar keine richtige Affäre. Es ist einmal etwas passiert. Und ich war so erschrocken darüber, dass es garantiert nicht wieder passieren wird.
Als Malo mich am Ende der Arbeit am Mittwoch fragte, ob ich nicht abends zu ihm ins Hotel kommen will – da war Schluss. Mich in das Hotel von einem Kerl schleichen, während mein Mann bei der Arbeit ist? Geht’s noch? Mir ging’s nicht gut damit. Nee, also … Malo ist zwar auch sichtlich verwirrt durch die Ereignisse, aber ich kann jetzt nicht weiter mit ihm darüber reden. Auch wenn sich alles in mir nach einer Berührung von ihm sehnt. Seufz.
So ist also der Stand der Dinge: Konstantin redet seit Tagen nicht mehr als das Nötigste mit mir. Ich sage ihm nicht, was passiert ist. Und rede nicht mehr als das Nötigste mit Malo. Wo das alles hinführen soll? Ich weiß es nicht.
Hotel
Veröffentlicht am Mittwoch, 7. Dezember 2011 – 11:00
Es ist zwar nicht so, dass ich diese Worte auf dem nackten Po meines Geliebten schreibe, aber immerhin bin ich in seinem Hotelzimmer und trage unter dem flauschigen Bademantel – nichts. Hah!
Malo duscht gerade. Ich sitze an seinem hypermodernen und sicher sündhaft teuren Laptop. Und mir ist alles egal. Eigentlich sollten wir ja gerade bei der Arbeit sein, aber die haben wir ja eh nur erfunden, um meinen Mann zu verarschen. Also können wir das Ganze auch in Malos Hotelzimmer verlegen, was wir seit drei Tagen tun. Und wir sind nicht hier, um Filme zu gucken. Ich würde mir so sehr wünschen, dass all das nie aufhört, aber ich weiß natürlich, dass die Realität anders aussieht. Die Realität sehe ich jeden Morgen. Meistens nur kurz im Flur oder an der Wohnungstür, wo das Wichtigste besprochen wird. Dann bringe ich Ben in den Kindergarten und gehe zur „Arbeit“. Wenn ich nachmittags nach Hause komme, ist Konstantin dann schon im Restaurant. Und wenn er sehr, sehr spät nachts heimkehrt, schläft er sowieso im Wohnzimmer. Falls er überhaupt schläft. Ich glaube, er spielt tatsächlich meist noch ein oder zwei Stunden „FIFA 12“. Also … Selbst wenn ich wollte, wir könnten gar nicht reden.
Heimspiel
Veröffentlicht am Freitag, 9. Dezember 2011 – 21:36
Jetzt dreht Konstantin komplett durch. Er ist gerade beim Fußball. Im Stadion. Mit Ben! Bei unserer kurzen Begegnung am Morgen fand ich seine Ansage bereits etwas merkwürdig: Ich soll doch bitte dafür sorgen, dass Ben so gegen sieben zu Hause ist. Was eigentlich eine sinnlose Ansage ist, weil a) Ben immer um sieben Uhr zu Hause – denn da essen ich mit ihm. Und b) Konstantin Freitagabends nie und nimmer nicht im Restaurant sein kann. Das ist mit Samstag der wichtigste Abend für den Laden, da tobt der Bär. Entsprechend gestaunt habe ich, als Konstantin vorhin auf der Matte stand. Punkt sieben. Mit verbissener Miene verkündete er: „Ich gehe jetzt mit Ben zur Hertha!“
Ich dachte, ich spinne. Er hat sich nicht nur extra deswegen frei genommen, nein, er zerrt das arme Kind bei dem Wetter zu seiner Schlafenszeit ins Stadion! Und was ist seine Antwort, nachdem ich ihm wortreich und ziemlich aufgebracht erklärt habe, wieso er das seinem Sohn unmöglich antun kann, und ihn anflehe, dann doch wenigstens irgendwann nachmittags zu gehen: „Das geht nicht. Heute ist das einzige Heimspiel dieses Jahr.“
Als ob das alles erklären würde. Obwohl, wenn ich ehrlich bin: Es erklärt es. Konstantin braucht das einfach. So schnell wie möglich. Es geht natürlich nicht um Ben. Es geht um eine Wiederherstellung seines Status als Vater, Herthafan und besonders als Mann. Malo scheint ihm mit unserem überraschenden Stadionbesuch etwas weggenommen zu haben. Und irgendwie ist das für ihn jetzt das Symbol für die Affäre. Und er … Ach, ich weiß auch nicht. Das klingt so verquast. Ehrlich gesagt habe ich Konstantin noch nie so wenig verstanden wie gerade jetzt.
Oh, sie kommen gerade heim. Viel zu früh.
Ben ist auf Konstantins Arm eingeschlafen. Der Kleine sah ziemlich verheult aus. Konstantin war extrem verbissen und fast ohnmächtig vor Wut. Er hat den Kleinen schlafend umgezogen, ins Bett gelegt und ist dann abgehauen. Ins Restaurant vermute ich. Oh je. Es tut mir weh, Konstantin so zu sehen. Es kann so nicht weitergehen.
Die Beichte
Veröffentlicht am Mittwoch, 14. Dezember 2011 – 11:07
Eigentlich wollte ich ja
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