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nichts als die wahrheit

nichts als die wahrheit

Titel: nichts als die wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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angemacht haben.«
    »Das hätte Peter gar nicht gern.«
    Das hätte Peter gar nicht gern. In der Tat. Hatte Peter Zettel etwas herausgefunden, das er anderen vorenthalten wollte? Hatte Hansi – aber nein. Dazu war Becker zu anständig. Hatte womöglich der Mörder Zettels in dessen Computer schnüffeln wollen und mußte Becker nur aus Versehen daran glauben?
    Sonnemann hatte das Gefühl, als platze ihm der Kopf. Abrupt steuerte er seinen Sessel am Kopfende des runden Tisches an und ließ sich hineinfallen. »Schluß jetzt!«
    Schlagartig verstummten alle und sahen ihn an. Es funktioniert also immer noch, dachte er erleichtert. Und seine Stimme hatte fast gar nicht gezittert.
    »Wir müssen heute noch eine Zeitung machen.«
    Wieder hob Stimmengewirr an.
    »Und die Meldung über Hansis Tod schreibe ich. «
    Er sah aus den Augenwinkeln, daß Lilly drauf und dran war ihm zu widersprechen.
    » Keine Gegenargumente, bitte.«
    Und dann begann er systematisch seine Agenda durchzugehen, die Themenliste abzuarbeiten, die er in einem blauen Aktendeckel vor sich liegen hatte. Nach jedem Punkt, den er abhaken konnte, wippte er zweimal mit den erhobenen Daumen, als ob er die Spannung imaginärer Hosenträger prüfen wollte. In einer halben Stunde waren sie durch.
    »Wer hat noch was?« Er guckte in die Runde und erwartete allgemeines Schweigen. Schiffer meldete sich, die Augen immer noch fest auf seine Unterlagen gerichtet.
    »Thema Berliner Baustellen …«
    »Das ist Zettels Beritt!« rief die Menzi und schlug sich gleich darauf die Hand vor den Mund. Sonnemann guckte sie strafend an.
    »Es gibt ein Problem bei den Bauvorhaben des Bundes – die Baustelle in den Ministergärten. Thema heute früh bei der Pressekonferenz.«
    »Na und?« Sonnemann hatte die Meldung gelesen – das Übliche.
    »Es scheinen wieder einmal Bunker gefunden worden zu sein …«
    Alle stöhnten auf. Es wurden immer irgendwelche Bunker gefunden.
    Sonnemann winkte ab. »War das schon alles?« Wieder blickte er in die Runde. Paula hatte aufgehört zu weinen und starrte vor sich hin. Isolde Menzi kramte in ihrer Handtasche, dieser obszönen schwarzen Riesenwurst. Schiffer blätterte schon wieder in seinem Papierstapel. Und Eyring hatte sich weit zurückgelehnt und starrte an die Decke.
    »Also dann.« Sonnemann ließ beide Hände flach auf die Tischplatte fallen und stemmte sich hoch. Er war der erste, der den Konferenzraum verließ. Auf dem Weg in sein Büro bat er die Novak, ihm die Nummer des Kongreßzentrums herauszusuchen, in dem die Juristen tagten. Er mußte mit Karen reden.
    Aber zuerst hatte er den ermittelnden Beamten mitzuteilen, was er ihnen bislang verschwiegen hatte – und das behagte ihm gar nicht. Denn nun kam unweigerlich an den Tag, daß das »Journal« eine Falschmeldung gedruckt und sich noch nicht einmal dafür entschuldigt hatte. Und daß in seiner Redaktion nicht nur ein Fälscher, sondern womöglich auch ein Mörder zugange war.

5
    Der junge, rotwangige Mann stand vor der Tür des Hinterhauses und begrüßte sie strahlend und in schönstem Sächsisch. Der neben ihm war älter, hatte eine Glatze und war sichtlich weniger zu Leutseligkeit aufgelegt. Der jüngere stellte sich als Kommissar Schmoll und den anderen als Kommissar Wanka vor. Die beiden sahen aus wie die perfekte Paarung – wie good cop, bad cop. Oder Ossi und Wessi.
    Karen Stark lächelte zurück. Man hatte bei der Berliner Kripo ihr Interesse am Mordfall Becker gelassen hingenommen. Man kooperierte, nicht mit Begeisterung, aber korrekt. Das war auch völlig ausreichend, sie hatte nicht vor, sich auffällig zu machen. Denn seit Franks Enthüllungen gestern abend in einem unfreundlichen und nach kaltem Zigarettenrauch stinkenden Nebenraum, in dem man den lärmenden Sektempfang am Ende des zweiten Tages der Konferenz nur gedämpft hörte, machte sie sich den Vorwurf, aus reinem Vorurteil schlampig gearbeitet zu haben.
    Wenn die Meldung, die womöglich Bunge in den Selbstmord getrieben hatte, gefälscht war – egal ob sie von der Sache her womöglich zutraf –, dann gehörte dazu auch ein Fälscher. Offenbar hatte das Mordopfer Hans Becker in einem Kollegen namens Peter Zettel den Fälscher vermutet. Offenbar hatte man Zettel seit einer Woche nicht mehr in der Redaktion gesehen.
    »Offenbar bist du verschwiegen wie ein Grab, Frank«, hatte sie Sonnemann gestern spöttisch entgegengehalten. »Selbst dann, wenn soviel Diskretion nach hinten losgeht!«
    Die Tür hinter

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