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nichts als die wahrheit

nichts als die wahrheit

Titel: nichts als die wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Zettel mußte der Fälscher, Zettel mußte der Mörder sein.
    Sonnemann schluckte.
    »Wo ist eigentlich Peter?« Isolde Menzis durchdringender Alt ließ alle zusammenzucken, sogar Paula blickte aus rotgeweinten Augen auf.
    »Gute Frage!« rief Jo Eyring.
    »Und was hatte Becker in Zettels Zimmer zu suchen?«
    »Ist Peter womöglich auch – etwas passiert?« Sonnemann verzog das Gesicht angesichts Eyrings Unvermögen, die brutale Wahrheit auszusprechen. Becker war nichts »passiert«. Becker war erschossen worden. Sonnemann hatte gesehen, wie Hansi da lag, unter dem Monitor, auf dem ein mit vielen drohenden Fragezeichen versehenes »Paßwort???« blinkte, in einer Blutlache, den zerschossenen Kopf halb begraben unter der Tastatur. »Wissen Sie, was es damit auf sich hat?« hatte der Mann von der Spurensicherung gefragt und ihm ein Foto entgegengehalten, das er mit der Pinzette von Beckers Gesicht genommen hatte. »Sieht wie Zettels Hund aus.« Sonnemann hatte sich gewundert über seine Stimme, die ihm brüchig und unsicher vorgekommen war.
    »Was soll dem Kollegen Zettel schon passiert sein?« Er klang wahrscheinlich unbeteiligter und barscher, als er sich fühlte. Eyring guckte, als ob er schon wieder »Man fragt ja nur« sagen wollte.
    Und in der Tat: Die Frage war nicht unberechtigt. Es sei denn, man wußte, was Sonnemann wußte: daß Hansi heimlich einem Denunzianten, Fälscher und möglicherweise Erpresser auf der Spur war. Daß es Becker, offenbar am späten Abend, vor Zettels Computer erwischt hatte, hieß für Sonnemann nur eins: Zettel war auf der Flucht, tauchte nur noch außerhalb der Arbeitszeit im Büro auf und hatte Becker beim Spionieren ertappt – Becker, Anstands-Becker, Unschulds-Becker, dessen Unrechtsbewußtsein noch nicht einmal dazu gereicht hatte, die Vorhänge zuzuziehen oder die Rolläden herunterzulassen.
    »Weiß denn irgend jemand, wo Zettel abgeblieben ist? Ich jedenfalls habe ihn seit mindestens einer Woche nicht mehr gesehen.«
    Alle schüttelten den Kopf. Isolde Menzi griff zum Telefon.
    »Das habe ich auch schon versucht.« Die Stimme der Novak, die plötzlich in der Tür stand, klang ungewohnt verhalten, fast demütig. »Der Anrufbeantworter ist angeschaltet und wird bald keinen Speicherplatz mehr haben, so viele Nachrichten habe ich schon hinterlassen.«
    Schiffer hob noch immer nicht den Kopf von den Akten und brummte: »Der Herr hat doch stets getan, wie ihm beliebte. Wahrscheinlich steckt er in irgendeiner Baugrube. Oder in einem thüringischen Kalibergwerk.«
    Sonnemann, der wie ein Tiger zwischen Tür und Fenster hin- und hergelaufen war, blieb stehen. Vielleicht hatten sie ja recht. Vielleicht war Becker auf der falschen Spur gewesen. Und vielleicht war Peter wirklich etwas passiert – auf der Suche nach dem Bernsteinzimmer.
    Er hatte ihm diese Schwachsinnsidee schon vor ein paar Wochen austreiben wollen. Alle Jahre wieder kam irgendein Blödmann an und hatte das Bernsteinzimmer gefunden – bombensicherer Tip, es würde höchstens mehrere hunderttausend Mark kosten, um die Expedition auszurüsten, die in diesen Bergwerksstollen oder in jenen Gebirgssee steigen sollte. Er konnte sich selten einen Anflug von Schadenfreude verkneifen, wenn kühne Taucher und heldenhafte Höhlenforscher vermißt wurden. Oder wenn die von Schatzsuchern besonders geplagten einschlägigen Ortschaften, insbesondere in der ehemaligen DDR, Unfälle in stillgelegten Gruben meldeten.
    Dabei war noch zu DDR-Zeiten alles abgesucht worden – sogar mit eigens abgerichteten Hunden, die Bernstein erschnüffeln konnten. »Bernstein riecht«, hatte Zettel ihm damals erklärt. »Es ist ja schließlich Harz. Und die Stasi …«
    Sonnemann schüttelte den Kopf. Was immer Zettel Verrücktes getrieben haben mochte: Er hatte ihn nicht davon abgehalten und seine Abwesenheit seit einer geschlagenen Woche nicht zum Anlaß genommen, alarmiert zu sein.
    »Vernachlässigung der Fürsorgepflicht«, murmelte er mit angehaltenem Atem.
    Nur nebenbei bemerkte er den erstaunten Blick, mit dem ihn Eyring anstarrte. Er würde es den ermittelnden Beamten sagen müssen. Beides – sowohl den Verdacht gegen Zettel als auch die Möglichkeit, daß es einen zweiten Toten oder Verschwundenen in der Redaktion des »Journal« gab.
    »Aber sein Computer lief die ganze Zeit.« Das schien Isolde Menzi, die sich, wie sie gern betonte, mit dem elektronischen Teufelszeug nicht auskannte, besonders zu beeindrucken.
    »Den kann auch Hansi

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