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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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gesehen hat?«, fragte Paul nach einer Weile.
    »Die müssen doch nicht alles wissen.«
    Gerhard nahm noch einen Schluck aus der Schnapsflasche.
    »Für 'n Fuffi hätt' ich's vielleicht gesagt, aber für'n Zwanni …? Nä!«
    »Also gut«, Rebecca zog einen Block und einen Stift hervor und ließ sich neben Christina auf einen Stuhl fallen, »lass uns einfach mal ein Brainstorming machen. Die beiden Holländer haben gesagt, der Mann hatte ein schwarzes Gewand oder Kleid an. Wer könnte so was tragen?«
    Christina zuckte mit den Schultern.
    »Ich zum Beispiel. Ich besitze ein ziemlich flatteriges, schwarzes Kleid, das ich gelegentlich gerne anziehe. Könnte es keine Frau gewesen sein?«
    »Die beiden Zeugen sagen nein. Der Vater war sich absolut sicher, dass es ein Mann war. Also gehen wir erst mal davon aus, dass er sich nicht irrt. Welche Männer tragen also schwarze Gewänder?«
    »Priester, Mönche, Harry-Potter-Fans …«
    »Bitte mit ein bisschen mehr Ernst bei der Sache«, ermahnte Rebecca ihre Kollegin.
    »Das war ernst gemeint«, entrüstete sich Christina, »beim Erscheinen des letzten Harry-Potter-Bandes war die Innenstadt übersät mit Gestalten in schwarzen, wallenden Gewändern. Allerdings haben deine Holländer wohl nichts von einem hohen, spitzen Hut gesagt, oder?«
    »Nein, haben sie nicht. Insofern scheinen mir der Priester oder Mönch schon wahrscheinlicher. Was fällt uns noch ein?«
    »Wie wär's mit so 'nem Grufti? Diese ganz in schwarz gekleideten Typen mit den weiß geschminkten Gesichtern?«
    »Gruftis? Gibt 's die noch? Ich dachte, so bezeichnet man mittlerweile alles, was älter ist als fünfundzwanzig.«
    »Keine Ahnung, ich bin auch nicht mehr so oft auf der Rolle.«
    Rebecca grinste Christina an.
    »Wie soll ich denn das jetzt deuten? Bist du etwa sesshaft geworden, oder gibt es einen neuen Mann in deinem Leben?«
    »So neu ist der nicht!« Christina zwinkerte Rebecca zu. »Ich habe noch mal einen letzten Angriff auf Martins Junggesellendasein gestartet, und der geht nun mal lieber ins Theater oder ins Museum.«
    »Arme Christina, dann sind die wilden Zeiten für dich also jetzt auch vorbei.«
    »Noch hat er ja nicht angebissen«, gab Christina zu bedenken, »aber ich arbeite hart daran.«
    Die beiden sahen auf, als die Tür sich öffnete und Thomas und Sven hereinkamen.
    »Hört auf, euch den Kopf zu zerbrechen«, rief Thomas schon von der Tür aus, »der Mann, den wir suchen, ist wahrscheinlich ein Mönch.«
    Kurz berichtete er, was sie herausgefunden hatten.
    Rebecca sah ihn nachdenklich an.
    »Wieso meinte er, dass es ein falscher Mönch war? Wenn er Recht hat, dann können wir lange suchen. Jeder Depp kann sich ein Mönchskostüm im Karnevalsladen kaufen. Wenn der Mann im schwarzen Flattergewand also tatsächlich der besagte falsche Mönch war – was ja auch noch nicht feststeht –, dann wird die Suche ziemlich schwierig und zeitaufwendig. Vielleicht sollten wir zunächst mal unter den echten Mönchen nachforschen.«
    »Das wäre wahrscheinlich das Beste«, stimmte Christina zu. »Ich besorg mal eine Liste von Klöstern in der Nähe.«
    »Ja, tu das. Einen anderen Anhaltspunkt haben wir zurzeit leider nicht.«
    Rebecca warf den anderen einen langen Blick zu.
    »Ich hab das unbestimmte Gefühl, als ob wir uns an dem Fall die Zähne ausbeißen«, sagte sie dann mit einem Seufzer.
    »Jetzt steck mal nicht gleich den Kopf in den Sand.« Thomas gab sich betont optimistisch. »Wir finden den Kerl schon. Wie immer!«
    »Hoffentlich hast du Recht«, entgegnete Rebecca und drehte sich um, als die Tür sich öffnete und die Post gebracht wurde. Sie öffnete die Mappe, welche zuoberst lag, überflog kurz die Notiz und wandte sich wieder den anderen zu.
    »Der Bericht von Michael. Die Suche auf der Hohenzollernbrücke hat keine weiteren Spuren ergeben außer noch mehr Plastiktüten, die offensichtlich dem Toten gehörten. Aber Michael hat schwarze Baumwollfasern unter den Fingernägeln der linken Hand des Obdachlosen gefunden, die nicht zu seinen Kleidern gehören.«
    »Schwarze Baumwollfasern«, erwiderte Thomas nachdenklich, »das könnte zu der Kutte unseres Mönchs passen. Also doch Mord?«
    »Jedenfalls ist es ein weiterer Hinweis, der diese Theorie stützt«, gab Rebecca zu. »Darüber hinaus muss man sich auch die Frage stellen, warum der Tote einen Teil seiner Tüten auf der Brücke gelassen hat, obwohl er die anderen bis zu seinem Tod festgehalten hat.«
    »Wir müssen unbedingt

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