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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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nickte er mit einem verbindlichen Lächeln und zog ein Foto von dem Toten auf dem Lastkahn heraus.
    »Da hast du's, Gerhard«, bemerkte der dicke Paul, »jetzt kriegst du die Rechnung für die Kippen. Nix es umsonst. Selbst der Tod kost' et Leven.«
    »Haben Sie den Mann auf diesem Bild schon mal gesehen?«, fragte Thomas unbeirrt.
    Gerhard nahm das Bild mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck und sah lange darauf. Dann gab er es ihm mit einem Achselzucken zurück und antwortete: »Kann sein.«
    »Aha, verstehe.« Thomas erhob sich mit einem Räuspern und drehte sich zu Sven um, der hinter ihm stand.
    »Gib mal 'nen Zwanni rüber«, flüsterte er ihm zu.
    »Sonst noch was«, zischte Sven zurück, »willst du vielleicht noch meine Socken haben?«
    »Neue Socken könnt ich wirklich brauchen«, mischte der dicke Paul sich ein.
    Genervt holte Sven sein Portemonnaie hervor und zog einen Zwanzig-Euro-Schein heraus.
    »Wiedersehen macht Freude«, brummte er und gab das Geld Thomas. Dieser ging wieder in die Hocke und hielt den zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmten Schein vor Gerhards Augen.
    »Wird das Ihrer Erinnerung auf die Sprünge helfen?«
    »Fünfzig wären besser«, entgegnete Gerhard, dessen lauernder Blick fest auf den Geldschein gerichtet war.
    »Tz, tz, tz, wir wollen doch nicht gleich gierig werden, oder?«
    Thomas lächelte, während er den Schein ein Stück zurückzog.
    »Jetzt mach schon, Gerhard«, meldete sich Paul wieder zu Wort, der das Geschehen mit wachsendem Unbehagen beobachtet hatte, »ist doch besser als nichts!«
    »Also gut«, gab Gerhard nach und schnappte mit einer zuckenden Bewegung den Geldschein aus Thomas' Hand.
    »Der Kerl auf dem Bild ist Bruno. Ist er tot?«
    »Bruno und wie weiter?«, wollte Thomas wissen, ohne auf die Frage einzugehen.
    »Keine Ahnung. Wir sind hier nicht sehr förmlich in unseren Kreisen, er hat sich mir nie mit seinem Nachnamen vorgestellt.«
    Paul ließ ein asthmatisches Gelächter hören, das augenblicklich in einen Hustenanfall überging.
    »Wann haben Sie Bruno zum letzten Mal gesehen?«, schaltete Sven sich ein.
    »Gestern Abend. Schon ziemlich spät. Waren kaum noch Leute auf der Domplatte.«
    »An eine genaue Zeit können Sie sich nicht erinnern?« Svens Stimme hatte einen ungeduldigen Tonfall.
    Gerhard grinste süffisant und schüttelte den Kopf.
    »Tut mir Leid, aber meine Rolex hat mir irgend so 'n Penner geklaut.«
    Aus Pauls Richtung kam brüllendes Gelächter, das wieder von einem keuchenden Husten beendet wurde.
    »Bruno ist gestern Abend um kurz vor elf von der Hohenzollernbrücke auf einen Lastkahn gestürzt. Hat er sich vorher Ihnen gegenüber irgendwie merkwürdig benommen?«
    Thomas nahm jetzt die Befragung wieder in die Hand, nachdem er Sven einen warnenden Blick zugeworfen hatte.
    »Der hat sich immer irgendwie merkwürdig benommen«, bemerkte Gerhard, »der hat 'nen Knall gehabt. Gestern hat er auch wieder mit einer seiner komischen Geschichten angefangen.«
    »Was für eine Geschichte?« Thomas sah ihn aufmerksam an.
    »Ach, irgendwas von 'nem falschen Mönch hat er gefaselt. Und dass es der Satan war und all so 'n Scheiß.«
    »Wieso war es ein falscher Mönch?«
    »Weiß auch nicht so genau, er hat es an seinen Augen gesehen, hat er gesagt. Aber das darf man nicht ernst nehmen. Er hat ständig so 'n Mist gelabert. Und wenn wir ihn damit verarscht haben, wurde er stinksauer und ist abgezischt. Genau wie gestern Abend. Hat noch 'n bisschen rumgegrölt und ist dann abgehauen Richtung Rhein. Armer Irrer!«
    »Wo hat er denn den falschen Mönch getroffen?«
    Der Bulle mit den roten Haaren war offensichtlich stark an diesem Mönch interessiert. Gerhard kniff die Augen zum Schutz gegen den Rauch zusammen und machte eine unbestimmte Geste mit der Hand.
    »Irgendwo auf der Straße! Wahrscheinlich hat er sich das sowieso nur eingebildet. Ich hab doch gesagt, der hatte 'nen Knall.«
    Thomas nickte.
    »Hat er sonst noch was gesagt oder getan, das wichtig sein könnte?«
    Gerhard schüttelte den Kopf.
    Thomas stand seufzend auf und zuckte resigniert mit den Schultern.
    »Wissen Sie vielleicht, ob er Familie hatte?«
    »Ich glaub nicht. Er hat nie von jemandem erzählt.«
    »Okay, vielen Dank. Sollten wir noch Fragen haben, kommen wir vielleicht noch mal wieder.«
    »Klar doch. Bringt Kippen mit!«
    Gerhard und Paul sahen den beiden nach, wie sie sich im Nieselregen entfernten.
    »Warum hast du ihnen nicht gesagt, dass Bruno den Mönch im Dom

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