Nichts als Knochen
wollte sie vergewaltigen?«, fragte Rebecca und sah zu, wie der Gerichtsmediziner den Unterleib der Frau näher untersuchte.
»Wenn er das wollte, ist er jedenfalls nicht sehr erfolgreich gewesen«, brummte er schließlich, »ich kann zumindest keine Anzeichen einer Vergewaltigung oder eines entsprechenden Versuchs erkennen. Wäre auch ziemlich verwunderlich, wo man sie doch vollständig bekleidet aufgefunden hat.«
»Und hast du sonst irgendeine Erklärung für die fehlenden Faserspuren?«
Rudolf zuckte die Achseln und schüttelte entschuldigend den Kopf. Dann griff er zielsicher zu einer glänzenden Knochensäge und sah zu Rebecca und Thomas hinüber.
»Wenn ihr bereit seid, dann werden wir uns die Dame mal von innen ansehen und danach zu dem jungen Mann übergehen.«
Rebecca und Thomas holten tief Luft und nickten resigniert.
Als sie aus dem Neonröhrenlicht des Pathologischen Instituts hinaus in die helle Sonne traten, seufzte Rebecca auf und atmete tief durch.
»Zwei Leichen hintereinander ist wirklich kein Zuckerschlecken«, murmelte sie und warf einen Blick auf die Uhr.
»Gleich Viertel vor eins, wir schaffen es gerade noch bis zu unserer Observierungsschicht, wenn wir Gas geben.«
»Wie jetzt? Und was ist mit Essen?«
Thomas war stehen geblieben und sah sie entsetzt an.
»Vielfraß! Wie kannst du jetzt bloß an Essen denken?«, entgegnete Rebecca, ohne ihre Schritte zu verlangsamen.
»Keine Ahnung, aber dieses ganze Gemetzel macht mich irgendwie immer hungrig.«
»Dann musst du dir halt unterwegs was holen. Und jetzt fahr los, Sven und Torsten warten bestimmt schon.«
Um kurz nach eins erreichten sie die Siegesstraße und hielten neben Sven und Torsten, die mit ihrem Wagen ein Stück vor dem Haus parkten, in dem Jan Zander wohnte.
Rebecca ließ die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite herunter und fragte: »Und? Irgendwas passiert?«
Sven schüttelte den Kopf.
»Nichts, alles ruhig.«
»Okay, dann fahrt zurück ins Präsidium und seht nach, ob der Rechner endlich ein Ergebnis beim Fingerabdruckvergleich ausgespuckt hat. Danach könnt ihr euch mit Michaels Bericht beschäftigen. Den müsste er inzwischen vorbeigebracht haben.«
Sven nickte grüßend und fuhr los, während Thomas ihren Wagen in die freigewordene Parklücke setzte.
»Okay«, sagte er, nachdem er den Motor abgestellt hatte, »ich bin sicher, du kommst ein Weilchen ohne mich aus. Ich werde mal rüber zur Deutzer Freiheit gehen und was zu essen besorgen. Soll ich dir was mitbringen?«
»Ja, ein belegtes Brötchen wäre nicht schlecht. Aber vor allen Dingen bring Kaffee mit.«
Rebecca reckte sich gähnend und heftete den Blick auf den Eingang des Hauses. Eine viertel Stunde später kam Thomas mit zwei Pappbechern voll Kaffee, einem Brötchen und einer Schachtel mit Pizza zurück. Er zwängte die langen Beine hinters Steuer und fluchte, als er dabei Kaffee auf seine Jacke kleckerte. Schließlich gelang es ihm, die Becher und das Brötchen unbeschadet auf die Ablage des Armaturenbretts zu bugsieren und den an der Pizza festklebenden Deckel der Pappschachtel zu öffnen.
»Endlich!«, seufzte er und biss in das erste Stück Pizza. Mit vollen Backen kauend, heftete auch er seinen Blick auf die Haustür und ließ die Augen nur gelegentlich die Straße entlang oder zum Rückspiegel schweifen. Das Läuten von Rebeccas Handy zerriss die Stille im Wagen, und sie beeilte sich, den Rufknopf zu drücken. Am anderen Ende meldete sich Christina.
»Ihr seid schon zurück?«, fragte Rebecca.
»Ja, es waren nicht besonders viele der Hausbewohner daheim. Deshalb wollen wir nachher noch mal vorbeifahren, bevor wir euch ablösen. Aber etwas haben wir doch herausgefunden. Die zweite Nachbarin von Frau Walterscheidt auf der dritten Etage, eine ältere Dame, hat vor kurzem einen handfesten Streit zwischen Frau Walterscheidt und Jan Zander mitbekommen, in dessen Verlauf er ihr gedroht haben soll. Erzähl ich dir dann später genauer. Aber im Moment gibt es noch eine andere Neuigkeit.«
»Und die wäre?«
»Wir haben ein Ergebnis bei dem Vergleich der Fingerabdrücke. Und jetzt halt dich fest: Der Tote ist in der Datei erfasst, das heißt, er ist polizeilich bekannt. Sein Name ist Tobias Gutfeld.«
»Also wahrscheinlich der neue Freund von Frau Walterscheidt. Weswegen ist er aktenkundig?«
»Drogenhandel in einem minderschweren Fall. Er hat ein Jahr eingesessen und wurde letztes Jahr wegen guter Führung entlassen.«
»Okay, sprecht mal mit den
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