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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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ihren Blick wieder auf Michaels Tatortbericht, der immer noch aufgeschlagen vor ihr lag.
    »Wo war ich doch gleich stehen geblieben?«
    Planlos blätterte sie in den Seiten herum.
    »Ich glaub, ich koch erst mal neuen Kaffee«, verkündete Thomas, während er die Scherben vom Boden klaubte und versuchte, die Pfütze notdürftig zu beseitigen. Kurz darauf brodelte und spuckte die Kaffeemaschine leise vor sich hin, und Thomas durchwühlte Svens Schreibtischschubladen, bis er dessen Kaffeebecher gefunden hatte. Um zehn nach neun ging die Tür auf, und Martin und Christina kamen herein.
    »Kaffee! Endlich!«
    Christina steuerte zielstrebig die Kaffeekanne an und goss sich einen Becher ein. Dann setzte sie sich zu den anderen, die schon um Rebeccas Schreibtisch versammelt waren, und wartete darauf, dass diese das Gespräch eröffnete.
    »Als Erstes müssen wir uns über den Observierungsplan unterhalten«, begann Rebecca. »Wenn Thomas und ich jeden Tag die Nachtschicht übernehmen, kann man uns Anfang nächster Woche wegschmeißen. Ich schlage also vor, dass ihr beide nachher die Schicht von eins bis fünf Uhr nachmittags übernehmt. Dann lösen Thomas und ich euch ab bis neun. Dann kommen wieder Thorsten und Sven bis ein Uhr an die Reihe, und ihr übernehmt dann für heute die Nachtschicht zwischen eins und fünf. Also seht zu, dass ihr vorher ein paar Stunden schlaft. Morgen früh um fünf lösen wir euch dann wieder ab. Klar so weit?«
    Christina zuckte mit den Schultern.
    »Gemerkt hab ich mir das zwar nicht, aber sag mir einfach vorher noch mal Bescheid, wann ich zur nächsten Observierungsschicht antreten muss.«
    »Okay, das wäre also geklärt. Lasst uns jetzt mal die bisherigen Ergebnisse zusammentragen.« Rebecca sah Christina und Martin auffordernd an. »Erzählt doch mal kurz, was ihr gestern in der Luxemburger Straße herausgefunden habt.«
    »Also«, begann Christina, »da war zunächst mal Frau Kirchthal, von der ich dir schon gestern erzählt habe. Die Dame ist neunundsechzig Jahre alt und wohnt ebenfalls in der dritten Etage. Sie hat die Wohnung gegenüber von Frau Walterscheidt. Sie sagt, dass sie vor etwa ein bis zwei Wochen einen lautstarken Streit aus der Wohnung gegenüber gehört hat.«
    »Was genau hat sie gehört?«, erkundigte sich Rebecca.
    »Nun, sie konnte nur wenige Worte verstehen, aber sie meinte, es war klar, dass es sich um einen heftigen Streit handelte. Sie erkannte die Stimme von Frau Walterscheidt und dann eine männliche Stimme, die ›du Hure‹ geschrien hat.«
    »Hat sie diese männliche Stimme erkannt?«
    »Zunächst nicht. Aber als sie Frau Walterscheidts Stimme hörte, die wütend zurückschrie, ging sie zu ihrer Wohnungstür und sah durch den Spion. Da hat sie beobachtet, wie sich die Tür gegenüber öffnete und Jan Zander rückwärts ins Treppenhaus kam, während er ›Das wird dir noch Leid tun‹ sagte.«
    »Ist sie sich sicher, dass es Jan Zander war?«
    »Ja, ganz sicher«, Christina nickte nachdrücklich. »Sie sagt, sie kennt ihn genau, weil er Frau Walterscheidts Freund war und sie die beiden häufig zusammen getroffen hat.«
    »Okay, was ist dann passiert?«
    »Die Tür wurde geschlossen, und Jan blieb einige Sekunden im Treppenhaus stehen. Dann trat er vor die Tür von Frau Walterscheidt und sagte, dass sie noch an seine Worte denken werde. Danach ist er gegangen.«
    Thomas stützte die verschränkten Arme auf den Schreibtisch und schüttelte den Kopf.
    »Also, betrachten wir die Sache doch mal realistisch. Die Dame ist neunundsechzig Jahre alt und will durch ihre geschlossene Wohnungstür gehört haben, was Jan Zander, der ihr den Rücken zuwandte, gesagt hat?«
    Christina nickte und lächelte Thomas an.
    »Genau! Du hast es erfasst. Sie hört nämlich immer noch so gut wie ein junges Mädchen. Sagt sie jedenfalls.«
    »Na gut, gehen wir mal davon aus, dass sie Recht hat.«
    Rebecca lehnte sich zurück und sah ihre Mitarbeiter der Reihe nach an.
    »Schließlich passt das, was sie sagt, zu dem, was wir sonst noch wissen.«
    »Richtig«, warf Martin ein, der bisher schweigend zugehört hatte. »Der Bruder von Frau Walterscheidt hat ausgesagt, dass Andrea Probleme mit Jan hatte, weil er sich nicht mit dem Ende ihrer Beziehung abfinden wollte. Nehmen wir mal an, dass die Szene, die Frau Kirchthal beobachtet hat, eben dieses Ende der Beziehung war, dann macht seine Drohung Sinn. Und von Andrea Walterscheidts Bruder wissen wir auch, dass Jan sie verfolgt hat und sich

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