Nichts als Knochen
Kollegen vom Drogendezernat und seht zu, was ihr sonst noch über den Knaben rausfinden könnt. Wo sind Sven und Torsten?«
»Beschäftigen sich gerade mit dem Untersuchungsbericht von den Tatortspuren.«
»Alles klar, wir sehen uns um fünf zur Ablösung.«
Pünktlich um fünf Uhr bogen Martin und Christina in die Siegesstraße ein und parkten hinter Thomas und Rebecca in einer Parklücke. Sie stiegen aus und kamen kurz herüber, um einige Informationen auszutauschen.
»Hier ist es weiterhin ruhig«, berichtete Rebecca, »keine Spur von Jan Zander. Was ist mit Tobias Gutfeld? Habt ihr bei den Kollegen noch was über ihn herausgefunden?«
Christina schüttelte den Kopf.
»Nur so viel, dass er offensichtlich dem Ringmilieu zuzuordnen ist. Aber der Kollege, der hauptsächlich mit dem Fall beschäftigt ist, war nicht da. Er ist erst morgen früh wieder im Büro. Ich werde es nach dem Ende unserer Frühschicht um neun noch mal versuchen.«
»Okay, dann sehen wir uns morgen früh im Büro und können dann alle bisherigen Ergebnisse mal zusammentragen.«
»Und was machen wir jetzt?«, wollte Thomas wissen, während er den Motor startete und begann, den Mondeo aus der Parklücke zu manövrieren.
»Wir werden ins Präsidium fahren und uns anhören, was Sven und Torsten sich für Gedanken zu Michaels Bericht gemacht haben, und dann sollten wir irgendwann auch mal nach Hause fahren und ein paar Stunden Schlaf tanken, bevor unsere Nachtschicht anbricht.«
»Ach ja, richtig«, bemerkte Thomas mit zusammengebissenen Zähnen, »ich hatte glatt verdrängt, dass wir es ja sind, die heute Nacht zwischen eins und fünf diese verdammte Haustür anstarren dürfen. Hast du richtig gut organisiert.«
»Hör auf zu jammern. Irgendwer muss es ja machen.«
»Stimmt! Und ich bin schwer dafür, dass morgen Nacht jemand anders zu dieser unchristlichen Zeit Wache schiebt.«
Rebecca öffnete mühsam ein Auge, als der Wecker klingelte. Das Display zeigte kurz vor halb eins an. In einer viertel Stunde wollte Thomas sie abholen kommen. Mühsam kämpfte sie sich auf die Beine und torkelte ins Bad. Sie hatten noch bis sieben Uhr über Michaels Bericht gesessen. Dann war sie nach Hause gefahren und hatte auf dem Rückweg das versprochene Stück Fisch für Garfield und Spiky eingekauft. Um acht war sie schließlich ins Bett gegangen und sofort eingeschlafen. Trotzdem fühlte sie sich erbärmlich. Thomas hatte Recht. Jede Nacht konnten sie nicht die Nachtschicht übernehmen. Das würden sie nicht durchstehen. Sie würden sich abwechseln müssen, und Rebecca hoffte inständig, dass Jan Zander sich wieder in seine Wohnung traute, bevor sie erneut mit der Nachtschicht an der Reihe waren.
Als sie um eins in der Siegesstraße ankamen, schienen Sven und Torsten kurz vor dem Einschlafen zu sein. Sie nickte ihnen zu und murmelte: »Nacht, Jungs, schlaft euch aus, damit ihr morgen fit seid.«
Als die beiden losfuhren, warf sie ihnen noch einen sehnsüchtigen und neidischen Blick hinterher. Thomas, der die ganze Zeit noch kein Wort gesagt hatte, griff hinter sich und angelte nach einer silbernen Thermosflasche. Er schraubte den Deckel ab und starrte dabei unentwegt auf die Haustür.
»Was ist das?«, fragte Rebecca.
»Espresso.«
»Du hast eine ganze Kanne Espresso mitgebracht?«
»Wie willst du sonst die Nacht überleben?«, erkundigte Thomas sich übellaunig, und Rebecca zog es vor, zu schweigen und wortlos nach dem dampfenden Becher zu greifen, den er ihr entgegenhielt.
Rekonstruktionsversuche
R ebecca fuhr hoch, als das Geräusch von zerspringendem Porzellan in ihren Gehörgang drang. Sie öffnete die brennenden Augen und blinzelte in das grelle Licht ihrer Schreibtischlampe. Schnell schloss sie die Augen wieder so weit, dass sie ihre Umgebung nur schemenhaft wahrnehmen konnte.
»Verdammt, ich muss eingeschlafen sein«, murmelte sie, während sie sich mit den Handballen die schmerzenden Augen rieb. Ein lautes Stöhnen von schräg links ließ sie zusammenfahren, und sie bemühte sich, ihre Augen wieder ein Stück weit zu öffnen. Thomas saß an seinem Schreibtisch und reckte sich ausgiebig. Dabei ließ er herzzerreißende Geräusche hören. Neben seinem Schreibtisch lag sein zerbrochener Kaffeebecher auf dem Boden, und die Scherben schwammen in einer Pfütze aus kaltem Kaffee.
Thomas drehte sich zu Rebecca um und grinste schief.
»Sorry, ich muss wohl eingenickt sein.«
»Ging mir auch nicht anders.« Rebecca gähnte und richtete dann
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