Nichts als Knochen
aufgeklärt. Gestern Abend haben sie den Hauptverdächtigen festgenommen, und nach drei Stunden Verhör hat er ein Geständnis abgeliefert. Den Rest können die auch mit kleinerer Besetzung machen. Ich kann zwei Leute für Sie abziehen. Wen wollen Sie haben?«
»Am besten Martin Heisters und Torsten Michelmann, die haben früher schon mal bei uns ausgeholfen und passen gut in unser Team.«
»Okay, ich werde sie Ihnen rüberschicken, sobald sie im Haus sind.«
Rebecca nickte und erhob sich. An der Tür drehte sie sich noch mal um und sagte leise: »Danke.«
»Danken Sie mir nicht«, entgegnete Karsten mit einer hoheitsvollen Handbewegung, »als Gegenleistung erwarte ich, dass Sie den Fall zügig lösen.«
»Hätt ich mir ja denken können, dass da irgendwo ein Haken ist«, murmelte sie und machte die Tür geräuschvoll hinter sich zu.
Als sie zurück ins Büro kam, hatte Christina inzwischen den anderen beiden erzählt, was am vorigen Abend passiert war.
Thomas runzelte die Stirn und sah Rebecca an, die zu der Gruppe hinzukam.
»Wie sollen wir mit vier Leuten vernünftig observieren?«, fragte er unwillig.
»Wir werden zu sechst sein. Martin und Torsten werden gleich noch zu uns stoßen. Ich schlage vor, wir machen sechs Schichten à vier Stunden pro Tag. Die erste Schicht von neun bis eins werden Torsten und Sven übernehmen, die zweite Schicht von eins bis fünf Thomas und ich, und die dritte Schicht von fünf bis neun machen Martin und Christina. Danach fangen wir wieder von vorne an.«
Als sie aus dem Augenwinkel Christinas strahlendes Lächeln sah, zögerte sie einen Moment und grinste sie an.
»Vielleicht sollte ich die Zusammensetzung der Teams noch mal überdenken, oder glaubst du, dass man dich mit Martin gefahrlos allein lassen kann, ohne dass der Job leidet?«
»Natürlich!«
Christina sah Rebecca empört an.
»Wir sind schließlich keine Teenies mehr, und ein Bett haben wir auch zu Hause. Also entspann dich und lass uns mal machen.«
»Was sollen wir machen, wenn der Typ auftaucht«, mischte Sven sich ein.
»Festnehmen!«, ordnete Rebecca an, »Jan Zander gehörte von vorneherein zum engeren Kreis der Verdächtigen. Der abgelegte Freund, der zu Gewalt neigt und den neuen Lover des Opfers schon tätlich angegriffen hat. Und jetzt hat er bei unserem Auftauchen auch noch die Flucht ergriffen und sich einem Verhör entzogen. Das reicht ja wohl erst mal für eine Festnahme.«
»Glaubst du, dass er es war?«, fragte Sven.
»Ich hab meine Glaskugel leider gerade nicht dabei. Im Ernst, bevor wir ihn nicht verhört haben, sind sowohl die Frage als auch eine mögliche Antwort ausgesprochen hypothetisch. Also frag mich noch mal, wenn wir ihn haben.«
Sven und Rebecca musterten sich stumm, und wie so oft fochten sie einen stillen Kampf aus, der ohne Waffen und Schlachtlärm vonstatten ging.
Die Tür öffnete sich, und Martin Heisters und Torsten Michelmann traten ein.
»Hallo zusammen«, sagte Martin, doch sein Blick war auf Christinas strahlendes Gesicht geheftet und strafte seine allgemein gehaltene Anrede Lügen.
»Hallo, ihr zwei«, antwortete Rebecca und wendete endlich den Blick von Sven, »schön, dass ihr mal wieder bei uns seid. Wir haben 'ne Menge Arbeit. Ich hoffe, ihr habt in nächster Zeit nicht zu viele private Termine eingeplant. Ansonsten könnte es gut sein, dass Ihr ein wenig umdisponieren müsst.«
»Also business as usual!«, bemerkte Torsten und ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen.
Observierung
N achdem Torsten und Sven sich auf den Weg gemacht hatten, um die ersten vier Stunden der Observierung zu übernehmen, wandte Rebecca sich an Christina.
»Was ist mit der Auswertung der Fingerabdrücke der Leiche? Haben wir endlich ein Ergebnis?«
»Leider nein, das System ist mal wieder abgestürzt. Ich hab das Programm heute Morgen noch mal gestartet, aber das wird jetzt wieder eine Weile dauern.«
»Scheißtechnik!« Rebecca schnaubte verärgert.
»Also gut. Christina und Martin, ihr werdet zur Luxemburger Straße fahren und die Nachbarn von Frau Walterscheidt befragen. Vielleicht hat ja jemand eine Beobachtung gemacht, die uns weiterhilft. Nehmt ein Foto von der männlichen Leiche mit. Möglich, dass jemand den Mann identifizieren kann.«
»Und was hast du für mich vorgesehen?«, wollte Thomas wissen.
»Du kommst mit mir zur Obduktion.«
Rebecca sah auf die Uhr.
»Ich habe Rudolf gesagt, dass wir um zehn kommen, wir haben also noch ein bisschen Zeit. Die sollten
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