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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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er den Bericht näher an Jan heranschob.
    »Was soll ich damit?«
    »Zum Beispiel lesen!«, donnerte Sven. »Oder soll ich es Ihnen vorlesen?«
    Mit einem wütenden Schnauben schnappte er nach den Seiten, blätterte darin, während er um den Tisch herummarschierte und sich hinter Jan postierte. Dann beugte Sven sich nach vorne, holte Luft und brüllte ihm ins Ohr: »Die einzigen auf dem Türknauf gefundenen Fingerabdrücke neben denen der Nachbarin, welche die Leichen fand, stammen eindeutig von dem Festgenommenen Jan Zander. Es kann also mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden, dass die beiden Opfer die Wohnung nach Herrn Zander noch einmal verlassen haben. Hinweise darauf, dass die Wohnung danach noch von einer weiteren Person – außer der Nachbarin – betreten wurde, haben sich nicht gefunden. Und weiter hinten …«, Sven blätterte erneut, »… die an mehreren Stellen in der Wohnung, insbesondere auch auf dem Oberkörper der Verstorbenen, gefundenen Haare können eindeutig der Person des Jan Zander zugeordnet werden. Eindeutig! Haben Sie gehört? Eindeutig!«
    Sven pfefferte den Bericht zurück auf den Tisch, trat mit einem schnellen Schritt neben Jan und stützte sich mit einer Hand auf der Tischplatte ab.
    »Und jetzt«, sagte er gefährlich leise, »möchte ich von Ihnen wissen, was am Sonntagabend in der Wohnung Ihrer Ex-Freundin passiert ist. Und ich gebe Ihnen einen guten Rat: Lügen Sie mich nicht an. Meine Geduld ist nämlich, verdammt noch mal, zu Ende.«
    Er starrte Jan, der sich nervös die Lippen leckte, in die Augen und wartete. Schließlich senkte Jan den Blick und fragte leise: »Kann ich noch 'nen Kaffee haben?«
    Sven schmetterte den leeren Pappbecher, der auf dem Tisch stand, quer durch den Raum und brüllte: »Das ist hier kein Hotel! Hab ich mich klar und verständlich ausgedrückt? Du kannst einen Kaffee haben, wenn ich ein Geständnis von dir bekomme!«
    Blitzschnell war Knut mit einer Thermoskanne und einem neuen Pappbecher an den Tisch gekommen und zog Sven beiseite. Dann legte er beschwichtigend eine Hand auf Jans Schulter und goss ihm neuen Kaffee ein.
    »Tut mir Leid«, sagte er leise im Verschwörertonfall, »mein Kollege ist ziemlich impulsiv und leicht reizbar. Sie sollten es nicht auf die Spitze treiben. Er kann auch anders.«
    Mit einem Augenzwinkern zog er sich zurück und ließ ihn wieder in Svens Obhut. Dieser kam näher, setzte sich neben Jan an die Längsseite des Tisches und streckte die Beine aus, sodass die Füße unter Jans Stuhl zu liegen kamen.
    »Und jetzt noch mal«, erklärte er leise. »Sie werden mir jetzt erzählen, was Sie am Sonntagabend in der Wohnung von Andrea Walterscheidt gemacht haben. Ich warte. Aber nicht mehr lang. Dann werde ich andere Saiten aufziehen.«
    Jans Blick huschte zwischen Sven und Knut hin und her. Er schien etwas sagen zu wollen, räusperte sich dann, als nur ein Kiekser seiner Kehle entkam, und verkündete schließlich halblaut: »Ich war am Sonntagabend nicht in Andreas Wohnung.«
    Sven riss blitzschnell seine Füße nach oben, sodass sie Jans Stuhl trafen und er einen kleinen Hüpfer machte.
    »Hör auf, uns zu verarschen!«, brüllte er und sprang auf.
    Wieder kam Knut dazu, schob Sven beiseite und redete leise auf Jan Zander ein.
    »Sie sollten ihn nicht verärgern, wissen Sie? Er kann unberechenbar sein, wenn er wütend wird. Also sagen Sie ihm besser, was er wissen will, bevor er ausrastet. Ich werde natürlich nicht zulassen, dass er handgreiflich wird, sofern das in meiner Macht steht …«
    Jan hatte die Farbe gewechselt und sah nervös zu Sven hinüber, der in Lauerstellung an der Wand lehnte.
    »Also gut«, lenkte er ein, »ich werde Ihnen alles sagen, was ich weiß.«
    »Recht so!« Knut lächelte ihm ermutigend zu und setzte sich auf den Stuhl neben ihm.
    »Warum also waren Sie am Sonntagabend in der Wohnung von Frau Walterscheidt?«
    »Ich war am Sonntagabend nicht dort.«
    Sven löste sich wie von einer Sprungfeder abgeschossen von der Wand, doch Knut hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
    »Kommen Sie, das ist doch Blödsinn! Der Laborbefund sagt eindeutig, dass Sie am Tatort waren, und zwar zu einem Zeitpunkt, als Andrea Walterscheidt starb oder bereits tot war. Wollen Sie das etwa bestreiten?«
    Jan schüttelte den Kopf und sah dann trotzig zu Sven hinüber, der ihn nicht aus den Augen ließ.
    »Nein, aber ich war erst am Montagmorgen dort. Und wenn Sie mir nicht glauben, dann beweisen Sie mir mal das

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