Nichts als Knochen
von Jan trafen, der vom Balkon heruntersprang.
»Uff!«, machte Thomas und fiel der Länge nach auf den Bauch. Er hörte ein scharrendes Geräusch und Schritte hinter sich. Als er sich umdrehte, sah er Jan Zander durch die geöffnete Hoftür im Hausflur verschwinden, und Rebeccas Füße baumelten irgendwo zwischen dem ersten und zweiten Stock und tasteten nach dem Geländer des Balkons unter ihr.
»Lauf ihm nach, verdammt noch mal!«, schrie sie ihn an.
Thomas rappelte sich hoch und nahm die Verfolgung auf. Er stürmte durch den Flur, riss die vordere Haustür auf und wäre auf der Straße fast mit Sven zusammengestoßen, der gerade die Handschellen um Jan Zanders Handgelenke zuschnappen ließ.
»Na, auch endlich aus den Strümpfen gekommen?«, fragte er und sah Thomas missbilligend an. »Du kannst echt froh sein, dass ich mal wieder rechtzeitig da war, um deinen Arsch zu retten.«
»Ach, blas dich nicht so auf!«, entgegnete Thomas übellaunig. »Hilf mir lieber, Rebecca vom Balkon runterzuholen. Ich glaub, sie ist zu klein, um das Geländer zu erreichen.«
»Zu klein vielleicht, aber nicht zu blöd zum Springen«, hörte er hinter sich Rebeccas verärgerte Stimme. Zufrieden betrachtete sie Jan Zander, der von Torsten auf die Rückbank des Mondeo verfrachtet wurde, und nickte Sven zu.
»Klasse Timing! Zur rechten Zeit am rechten Ort. Dann wollen wir den Knaben mal ins Präsidium bringen und verhören. Ihr zwei könnt euch seine Wohnung noch mal ansehen, vielleicht findet ihr ja die Tatwaffe. Danach könnt ihr auch ins Präsidium kommen.«
Zwei Stunden später kamen Sven und Torsten ins Büro, wo Thomas und Rebecca auf sie warteten.
»Und?«, fragte sie. »Habt ihr irgendwas gefunden?«
»Nichts«, entgegnete Torsten und strich sich die ungekämmten, braunen Haare aus dem Gesicht. »Wir haben die ganze Bude nach einer Pistole abgesucht, aber nichts gefunden. Ich werde morgen noch mal alles auf den Kopf stellen. Vielleicht haben wir ja ein Geheimversteck übersehen. Oder vielleicht finde ich ja sonst irgendwas Brauchbares. Heute hatten wir jedenfalls wenig Glück. Er hatte ein paar Klamotten in eine Tasche gepackt. Wollte sich wohl aus dem Staub machen.«
Rebecca nickte müde.
»Das allein ist zwar ausgesprochen verdächtig, aber noch nicht strafbar, und bisher bestreitet er jegliche Beteiligung an den Morden. Wir haben ihm Fingerabdrücke abgenommen und eine Haarprobe für einen Vergleich mit den am Tatort gefundenen Haaren. Die Ergebnisse werden wir hoffentlich morgen im Laufe des Tages bekommen. Danach werden wir ihn in die Mangel nehmen. Für heute Nacht haben wir ihn erst mal runter in den Zellentrakt gebracht. Morgen sehen wir dann weiter.«
Sie schwieg eine Weile und sah nacheinander in die müden Gesichter ihrer Mitarbeiter.
»Oh, Mann! Seh ich eigentlich genauso fertig aus wie ihr?«
»Mindestens«, versicherte ihr Thomas. »Wir sollten besser alle zusehen, dass wir eine Mütze voll Schlaf abbekommen, damit wir morgen für die Vernehmung fit sind.«
»Gute Idee«, stimmte Rebecca gähnend zu. »Jemand muss noch Martin und Christina anrufen. Sonst stehen die gleich auf und fahren zur Observierung.«
»Hab ich schon gemacht«, verkündete Sven. »Und Knut hab ich auch Bescheid gesagt, dass er mich morgen nicht zu vertreten braucht. Er ist aus dem Urlaub zurück und will morgen im Laufe des Tages vorbeikommen.«
»Okay.« Rebecca nickte. »Habt ihr eigentlich was im Auto von Tobias Gutfeld gefunden?«
»Allerdings!« Sven schien plötzlich wieder wach zu werden und wandte sich Rebecca zu. »Er hatte eine Reisetasche dabei, vollgestopft mit Klamotten, Waschzeug, seinem Reisepass und was man sonst noch so braucht, wenn man verreisen will. Wie es aussieht, hatte er vor, Urlaub zu machen.«
»Dann muss er das wohl alleine geplant haben, denn in der Wohnung von Frau Walterscheidt waren keine Hinweise darauf zu finden, dass auch sie verreisen wollte«, bemerkte Thomas. »Hatte er denn Flugtickets oder etwas in der Art im Wagen?«
»Nein, nichts dergleichen. Aber die Reisetasche lässt auch eher auf eine spontane und überstürzte Reise schließen. Da war alles bunt durcheinander gewürfelt, und die Kleidungsstücke sind alle einfach zusammengeknüllt und in die Tasche geworfen worden. Eigentlich sah das Ganze eher nach einer Flucht als nach einer Reise aus.«
Rebecca runzelte die Stirn und sah Sven nachdenklich an.
»Dann hatte Andrea Walterscheidt vielleicht nur keine Zeit mehr zum Packen, weil
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