Nichts als Knochen
sie vorher ermordet worden ist.« Sie zögerte einen Augenblick. »Hat schon jemand ihre Telefonverbindungen in der fraglichen Zeit gecheckt?«
Keiner antwortete.
»Also nicht. Am Wochenende werden wir bei der Telekom wohl auch keinen erreichen. Torsten, darum kannst du dich am Montag kümmern.«
»Falls wir bis dahin nicht schon ein Geständnis von Jan Zander haben«, warf Sven ein.
»Richtig. Aber falls er kein Geständnis ablegt und sich die Beweislage gegen ihn nicht erhärtet, müssen wir ihn am Sonntagabend wieder laufen lassen.«
»Wir wollen doch nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen«, stellte Thomas gähnend fest. »War sonst noch was Interessantes im Auto zu finden?«
»Kann man wohl sagen!«, entgegnete Sven, der seinen Auftritt voll auskostete. »Hinter der Seitenverkleidung der Tür haben wir etliche Päckchen mit Kokain und zwanzigtausend Euro in bar gefunden. Tobias scheint ganz gute Geschäfte gemacht zu haben.«
»Interessant. Vielleicht kann Christina mehr Licht in das Dunkel bringen, wenn sie sich mit ihrem Maulwurf aus dem Ringmilieu getroffen hat.« Rebecca stand auf und griff nach ihrer Jacke. »Für heute reicht es jetzt aber wirklich. Lasst uns mal drüber schlafen, und morgen können wir dann ausgeschlafen noch einmal über alles nachdenken.«
Verhör
R ebecca schreckte aus dem Schlaf und tastete mit der rechten Hand neben sich. Doch es war niemand da. Nur Garfield hatte sich auf Krishnas Seite des Bettes breit gemacht und fauchte leise, als Rebeccas Hand seinem wohlgenährten Bauch zu nahe kam. Rebecca setzte sich im Bett auf und sah auf die Uhr. Noch nicht mal fünf. Sie sollte besser schlafen, um am nächsten Morgen fit zu sein. Aber sie hatte schlecht geträumt, und mit einiger Überraschung stellte sie fest, dass sie von Krishna geträumt hatte.
Sie ließ sich in ihr Kissen zurücksinken, schloss die Augen und versuchte, dem Traum nachzuspüren. Sofort erschien Krishnas Gesicht, und seine goldgesprenkelten, braunen Augen sahen sie ernst an. Die Bettdecke lag plötzlich viel zu schwer auf ihrer nackten Haut, und sie warf sie mit einer ungeduldigen Bewegung ihrer Beine beiseite. Sie vermisste ihn.
Was er jetzt wohl macht? Vielleicht denkt er auch gerade an mich. Aber vielleicht hat er sich ja auch gerade dazu entschlossen, meinen Heiratsantrag abzulehnen. Und dann? Ist das wichtig? Ändert das etwas?
»Quatsch!«, sagte sie laut, und Garfield sprang leise meckernd vom Bett und verzog sich ins ruhigere Wohnzimmer.
Thomas hatte Recht: Krishna und sie gehörten zusammen, ob mit oder ohne Trauschein. Aber nichtsdestotrotz wollte sie wissen, wie er sich entscheiden würde, und sie würde ihn ums Verrecken nicht anrufen, um ihm die Entscheidung abzunehmen. Nit für Kooche!
Zufrieden schnappte sie sich ihre Bettdecke, drehte sich um und schlief fast augenblicklich wieder ein.
Dario schlug die nächste Seite um, holte Luft und las weiter vor.
»Nach der Auferstehung. Am ersten Tage der Woche aber kamen sie im ersten Morgengrauen zum Grabe und brachten den Balsam, den sie bereitet hatten. Da fanden sie den Stein vom Grabe weggewälzt und gingen hinein, fanden aber den Leib des Herrn Jesus nicht. Da geschah es, während sie noch darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in strahlendem Gewande zu ihnen: ›Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferweckt worden. Erinnert euch, wie er zu euch gesprochen hat, da er noch in Galiläa war: ‚Der Menschensohn muss in die Hände der Sünder überliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen!‘ Und sie erinnerten sich seiner Worte.‹«
Dario hielt inne und richtete seine braunen Augen auf die entspannten Gesichtszüge von Bruder Andreas. Die durch das Fenster einfallende Nachmittagssonne zauberte Reflexe in das blonde Haar, aber auch tiefe Schatten unter die geschlossenen Augen. Nach einigen Sekunden der Stille schlug Andreas die fiebrig glänzenden Augen auf und lächelte Dario schwach zu.
»Du hast eine sehr schöne Lesestimme, Bruder Giordano«, flüsterte er leise, und Dario schlug rasch die Augen nieder.
»Soll ich aufhören vorzulesen? Möchtest du jetzt lieber schlafen?«
Als Bruder Andreas erleichtert nickte, schlug Dario die Bibel zu und legte sie auf das Nachttischchen. Vorsichtig legte er dem blonden Mönch eine Hand auf die Stirn.
»Du hast immer noch Fieber, aber ich glaube, es wird besser. Ich werde dir noch einen Fieber senkenden Tee von Bruder Valentin
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