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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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blödsinnige und überflüssige Streit mit Rebecca. Er hatte ihr Unrecht getan, und er wusste es. Aber er war so enttäuscht und frustriert gewesen, als sie ihm sagte, dass sie am nächsten Tag nicht mit nach Hause kommen würde. Er musste nachher versuchen, sie wieder zu besänftigen. Vielleicht konnte er sie ja doch noch nachgiebig stimmen, wenn er sich Mühe gab. Ansonsten würde er sich halt für das Wochenende im Seehotel einquartieren und sich Rebecca wohl oder übel mit ihrem Job teilen.
    Er warf einen Blick auf die Uhr, als er das Kloster betrat. Viertel vor acht, er hatte noch über eine Stunde Zeit, sich frisch zu machen und ein bisschen zu entspannen. Die Komplet hatte gerade begonnen, die Mönche würden schon alle in der Abteikirche sein, es war also keine Störung zu erwarten. Zügig ging er ein Stück den Kreuzgang entlang und bog links ab, um zu seiner Zelle im Josephsbau zu kommen. Als er am Kellerabgang vorbeikam, hörte er ein Geräusch, das von unten kam. Ein Schleifen wie von einem Mühlstein, das Reiben von Stein gegen Stein. Er hielt inne und lauschte einige Sekunden. Da war es wieder! Es kam eindeutig aus dem Keller. Krishna ging mit gerunzelter Stirn einige der ausgetretenen Steinstufen hinunter.
    ›Da unten befindet sich die Schatzkammer des Klosters‹, schoss es ihm durch den Kopf, und Neugier stieg in ihm auf wie ein gefährliches Gift. Alle Mönche müssten eigentlich bei der Komplet sein. Wer also verursacht da unten dieses Geräusch? Und überhaupt, den Schlüssel zur Schatzkammer hatten außer dem Abt nur eine Hand voll Mönche. Er war in den ersten Tagen seines Aufenthalts im Kloster einmal mit Bruder Andreas dort gewesen und hatte sich die großen und kleinen Schätze angesehen.
    Zögernd ging Krishna weiter, und plötzlich wusste er, wen er in der Schatzkammer finden würde.
    Die Tür war nur angelehnt, und ein schwacher Lichtschein drang durch den schmalen Spalt. Vorsichtig trat er einen Schritt vor und spähte angestrengt hindurch, doch er konnte niemanden sehen. Mit einem Finger schob er die Tür im Zeitlupentempo auf. Als der Spalt breit genug war, schob er sich hindurch und suchte den Raum ab. Niemand zu sehen. Der Raum sah genauso aus, wie er ihn aus seinem Besuch in Erinnerung hatte. Eine niedrige Decke, die genauso wie die Wände sorgfältig saniert aussah. Nur der Steinfußboden stammte noch aus alter Zeit, war aber glatt und ohne Unebenheiten, wie Kieselsteine, die am Meeresstrand von den Wellen poliert worden waren. An den Wänden standen Metallregale, in denen eine Vielzahl von Gegenständen lagerten, die alle mit kleinen Zettelchen versehen waren, die Alter und Herkunft dokumentierten. Die wertvolleren und sehenswerten Objekte waren im rechten Teil der Schatzkammer in Glasvitrinen ausgestellt. Doch alle Vitrinen waren unversehrt, und es schien auch nichts zu fehlen.
    Krishna trat näher heran und ließ den Blick schweifen. Plötzlich sah er es, auf dem Fußboden hinter einem Regal. Offensichtlich war das Regal zur Seite gerückt worden und hatte preisgegeben, was es bisher verborgen hatte. Eine der schweren Steinplatten des Fußbodens war herausgelöst und zur Seite geschoben worden. In der Nische, die darunter zum Vorschein kam, befand sich eine Art steinerner Minisarkophag, bei dem der Deckel fehlte. Krishna ging in die Hocke und spähte in die winzige, dunkle Gruft, doch da war nichts. Der steinerne, kleine Sarg war leer. Nur die halb vermoderten Reste eines goldgelben Stoffstücks bedeckten den Boden. Nachdenklich rieb Krishna sich mit der Hand das Kinn. Dann wurde es plötzlich schwarz um ihn.
    Rebecca hauchte sich zum wiederholten Male in die zusammengelegten Hände, die trotz ihrer Bemühungen inzwischen eiskalt waren. Verdammt, konnte der Kerl nicht einmal pünktlich sein? Jetzt war er schon seit zwanzig Minuten überfällig. Für ihre Gesundheit war es wirklich besser, dass er morgen abreiste. Wahrscheinlich würde er sie bei der nächsten Verabredung eine Stunde lang im Paradies warten lassen. Sie spähte angestrengt in die Dunkelheit der nahen Klostermauern, konnte aber keine Bewegung erkennen.
    ›Vielleicht schmollt er ja noch‹, dachte sie beklommen, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Das war einfach nicht seine Art. Sie waren jetzt seit fast fünf Jahren zusammen, und sie hatte es Hunderte Male erlebt, dass er explodiert war wie eine Bombe, doch sein Zorn war nie von langer Dauer. Außerdem war er nicht nachtragend, und ganz bestimmt nicht, wegen

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