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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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von Jenner unterbrochen. »Sie und ich würden selbstverständlich anders reagieren, uns der Polizei stellen und die ganze Angelegenheit erklären. Doch mein Klient ist von einem tiefen … Misstrauen … gegenüber allen staatlichen Behörden im Allgemeinen und der Polizei im Besonderen geprägt. Wie dem auch sei: Herr Zander sieht inzwischen selber ein, dass dies ein Fehler war, der darüber hinaus auch noch durch eine Verstrickung unglücklicher Umstände dazu geführt hat, dass Sie, Herr Rademacher, beinahe angeschossen wurden, als sich, völlig unbeabsichtigt von meinem Klienten, plötzlich ein Schuss aus besagter Pistole löste. Insbesondere dieser letzte Umstand tut meinem Klienten aufrichtig Leid!«
    Jan Zander nickte zögerlich, ohne Sven anzusehen, was von Herrn Jenner mit einem kleinen, unzufriedenen Stirnrunzeln quittiert wurde, das sogleich wieder von einem zuvorkommenden Lächeln abgelöst wurde.
    »Bei Licht betrachtet ist die ganze Angelegenheit also halb so schlimm, wie sie zunächst aussah. Mit den Morden hat mein Klient nicht das Geringste zu tun, und bei der Sache gestern Abend handelte es sich um einen unglückseligen Unfall. Einzig den unerlaubten Waffenbesitz können Sie ihm zum Vorwurf machen, doch ich hoffe, dass wir hier auf einen verständnisvollen Richter stoßen, der die besondere Situation in diesem Fall strafmildernd in Anrechnung bringt, sofern wir auch hier auf Ihre wohlwollende Zeugenaussage hoffen dürfen. Abschließend möchte ich selbstverständlich noch um sofortige Haftentlassung bitten, da mein Klient nicht vorbestraft ist und aufgrund der geringen Schwere seiner Tat keine Fluchtgefahr besteht.«
    »Das sehe ich aber vollkommen anders!«
    Sven war inzwischen rot angelaufen, und beim Plädoyer des Anwalts hatte es ihn kaum auf seinem Stuhl gehalten. Jetzt schnellte er in die Senkrechte und fuchtelte ungehalten mit den Händen in der Luft herum.
    »Ihr Klient war schon auf der Flucht vor uns, als wir noch gar keinen konkreten Verdacht gegen ihn hatten! Wenn wir ihn jetzt auf freien Fuß setzen, besteht eine erhebliche Gefahr, dass sich Herr Zander dauerhaft absetzt. Und das sieht der Haftrichter übrigens genauso! Deshalb hat er meinem Antrag auch stattgegeben, Herrn Zander zumindest so lange in Haft zu behalten, bis geklärt ist, ob es sich bei der von ihm versteckten Pistole um die Tatwaffe im Mordfall Walterscheidt/Gutfeld handelt.«
    »Aber mein Klient hat wirklich nichts Verbotenes …«
    »Genau das wird sich noch herausstellen, Herr Jenner, und bis dahin bleibt er in Haft!«
    Sven unterbrach den Anwalt rüde, und eine gewisse Befriedigung darüber war seinem Gesichtsausdruck durchaus anzumerken. Er straffte seinen kräftigen Körper und wölbte seinen Brustkorb nach vorne, so weit es ihm möglich war.
    »Wir haben Ihre Erklärungen hinsichtlich der Geschehnisse gestern Abend und im Zusammenhang mit dem Doppelmord zur Kenntnis genommen. Mein Kollege wird Ihnen jetzt noch ein paar Fragen stellen, und danach wird Herr Zander in Haft bleiben, bis die Untersuchungen an seiner Pistole abgeschlossen sind. Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, würde ich das weitere Gespräch gerne in die Hände meines Kollegen legen und mich wieder der Aufklärung des Falles widmen.«
    Mit einem kurzen Nicken zu Jan Zander und Herrn Jenner, der ihn mit offenem Mund anstarrte, verließ Sven mit hoch erhobenem Kopf den Raum und ging in das Nebenzimmer, wo Thomas und Christina saßen und das Verhör verfolgt hatten. Als er eintrat, klatschte Thomas mehrfach in die Hände.
    »Bravo!«, rief er. »Hätte ich dir gar nicht zugetraut, dass du diesen aalglatten Typen so schön abtropfen lässt!«
    »Du unterschätzt mich halt ständig«, entgegnete Sven.
    »Das kann nicht sein. Meistens hab ich ja Recht mit meiner Einschätzung.«
    Sven machte eine wegwerfende Handbewegung und ließ sich auf einen freien Stuhl sinken.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Erst mal abwarten«, entgegnete Thomas, »jetzt hängt alles davon ab, ob die Untersuchung ergibt, dass es sich um die Tatwaffe handelt. Ansonsten haben wir ein Problem.«
    Krishna ging missmutig vom Friedhof zurück zum Klostergebäude. Langsam hatte er für heute wirklich die Schnauze voll. Den halben Tag hatte er jetzt damit verbracht, auf allen vieren in der feuchten Erde herumzukriechen und Dutzende von Gräbern zu untersuchen. Leider völlig erfolglos. Er hatte nichts, aber auch rein gar nichts gefunden. Und dann auch noch dieser völlig

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