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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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hochsteigen, und sie stemmte die Hände in die Seiten und schob entschlossen das Kinn nach vorne.
    »Hören Sie, Herr …?«
    »Teichmann.«
    »Also gut, Herr Teichmann. Bei der Geisel handelt es sich zufälligerweise um meinen Lebensgefährten, und ich habe nicht die Absicht, oben rumzusitzen und abzuwarten, bis mir einer erzählt, was hier unten vor sich geht.«
    »Es ist mir egal, in welcher Beziehung Sie zu der Geisel stehen, Sie haben hier unten nichts verloren. Gehen Sie nach oben. Der Rest der Mannschaft mit dem Psychologen müsste gleich da sein. Ansonsten finden Sie hier sicher genügend seelischen Beistand bei den Mönchen, und die sind auch alle oben. Also gehen Sie endlich!«
    »Ich glaube, Sie haben mich nicht richtig verstanden. Ich werde auf …«
    »Ich bin hier der Einsatzleiter!«, polterte Teichmann los. »Halten Sie sich gefälligst an meine Anweisungen, oder ich werde Sie mit Gewalt nach oben bringen lassen.«
    Er schob sie rüde beiseite und lief mit geschmeidigen Bewegungen die Treppe hinunter. Die anderen Männer folgten ihm.
    »Arschloch!«, knurrte Rebecca wütend, und dann etwas lauter: »Darf ich mein erstes Magengeschwür nach Ihnen benennen?«
    Es war vier Uhr morgens, als der Psychologe die ausgetretene Steintreppe hochkam. Stundenlang hatte er erfolglos versucht, Bruder Giordano zur Aufgabe zu bewegen. Doch der junge Mönch hatte sich auf nichts eingelassen.
    Oben an der Treppe wartete Rebecca und ging wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Der Psychologe ließ sich erschöpft auf die oberste Stufe sinken und rieb sich mit einer Hand den schmerzenden Nacken.
    »Und?«, fragte Rebecca und setzte sich neben ihn auf die Treppenstufe. »Irgendwas Neues?«
    »Nein, wir sind kein Stück weitergekommen. Er fordert immer noch einen Hubschrauber, der ihn und die Geisel in den Vatikan fliegt. Meine Einwände, dass es keinen Hubschrauber mit so einer großen Reichweite gibt, haben ihn nicht beeindruckt. Ich habe ihm erklärt, dass wir nicht für den Kooperationswillen der Italiener garantieren können, wenn er in Italien zum Auftanken zwischenlanden müsste. Jetzt verlangt er einen Hubschrauber, dessen Reichweite groß genug ist, um ohne Zwischenlandung durch Österreich und Italien zu kommen, wenn er vor der Grenze noch mal auftankt.«
    »Und? Gibt es so einen Hubschrauber?«
    Der Psychologe nickte.
    »Ja, es gibt ein Modell aus der Black-Hawk-Reihe mit externen Zusatztanks, der es auf eine Reichweite von 1.100 Kilometer bringt. Den verlangt er bis um sieben Uhr früh. Ansonsten will er die Geisel erschießen.«
    Rebecca wurde blass.
    »Wie lange dauert es, so einen Hubschrauber zu besorgen?«, flüsterte sie mit trockenem Mund.
    »Vier Stunden. Das haben wir ihm zumindest gesagt.«
    »Was soll das heißen?« Rebecca horchte auf.
    »Das heißt, dass der Geiselnehmer die Nerven blank liegen hat. Außerdem ist es vier Uhr morgens, und der Kerl ist total übermüdet.« Er sah ihr offen ins Gesicht und murmelte dann: »Es heißt, dass der Einsatzleiter nicht vor hat, ihm einen Hubschrauber zu besorgen. Er will stürmen.«
    Sie starrte den Mann an, als habe er den Verstand verloren.
    »Was?«, flüsterte sie mit aufgerissenen Augen.
    Plötzlich drang Lärm von unten herauf. Schreie, Schüsse, gebrüllte Befehle.
    »Krishna«, stieß Rebecca hervor und rannte die Treppe hinunter, ohne den Psychologen zu beachten, der versuchte, sie zurückzuhalten.
    Am Ende der Treppe quoll ihr dichter Nebel entgegen. Halb blind tastete sie sich an der Wand den Gang entlang und folgte dem Lärm, der aus der Schatzkammer kam. Sie sah Männer mit Masken zwischen den Nebelfetzen hin und her rennen. Jemand stieß sie an, doch sie achtete nicht darauf. Ein anderer rannte an ihr vorbei und brüllte: »Sanitäter!«
    Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte sie sich zu der Stelle vor, wo sie Krishna zurückgelassen hatte. Als sie fast da war, lichtete sich der Nebel in dem Raum, und sie konnte etwas erkennen. Bruder Giordano saß keuchend auf dem Boden und lehnte mit dem Oberkörper an der Wand. Mit der Linken hielt er sich die rechte Schulter, die aus einer Schusswunde stark blutete. Zwei SEK-Beamte hielten ihn mit ihren Waffen in Schach. Vor dem Mönch lag Krishna mit zusammengebundenen Armen auf der Seite. Ein großer Blutfleck, der sich vom Rücken bis zum Oberarm zog, durchtränkte sein Hemd. Seine Augen waren geschlossen, und ein SEK-Beamter kniete neben ihm nieder und fühlte an seinem Hals nach dem Puls. Ein erstickter

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