Nichts bleibt verborgen
gar nicht, dass Oslo seit Kurzem eine Schule weniger hat«, entgegnete Alexander trocken.
Magnus lachte grimmig. »Nur einen Getränkeautomaten weniger. Ich hab den Kracher in die Öffnung für die Getränkeausgabe gelegt und angezündet, und dann: WUMM !« Magnus riss die Augen auf und warf seine Arme in die Luft, um die Explosion zu verdeutlichen. »Ich sag dir, den halben Automaten hat’s zerfetzt.«
Alexander fragte sich für einen Moment, ob Magnus noch alle Tassen im Schrank hatte. »Lass mich raten, wie’s weiterging«, sagte er. »Der Direktor hat dir einen Orden verliehen und dir die Beaufsichtigung des Chemielabors übertragen.«
Magnus prustete los und wollte sich gar nicht wieder beruhigen. »Ey, Mann, ich mag deinen Humor!« Er schüttelte wiehernd den Kopf und wischte sich ein paar Lachtränen aus den Augenwinkeln. »Das war in einer Freistunde, während alle anderen Unterricht hatten. Pech war nur, dass ausgerechnet in dem Moment, als ich den Lettenkracher angezündet hab, so ein kleiner Streber aus der Achten von der Toilette kam. Ich hab noch ›Weg!, Weg!‹ geschrien, aber zu spät. Der Typ hat den Schock seines Lebens gekriegt. Erst dachte ich, der kippt um, aber dann brüllt er plötzlich los und rennt in seine Klasse zurück – war wohl doch schlechtes Timing.« Magnus zuckte die Schultern.
»Und die Schule hat dir kurz darauf mitgeteilt, dass sie auf deine zündenden Ideen in Zukunft keinen Wert mehr legt«, mutmaßte Alexander.
»Du sagst es.« Magnus stemmte die Hände in die Hüften und richtete seinen Blick in die Ferne, als liefe ein Film vor seinem geistigen Auge ab. »Mitgeteilt haben sie es allerdings nicht mir, sondern meinen Eltern, die echt stocksauer auf mich waren. Aber ich glaube, das war vor allem, weil sie extra aus Lanzarote anreisen mussten.«
»Verstehe«, sagte Alexander, obwohl er eigentlich immer weniger verstand, was in Magnus’ Kopf vor sich ging. »Sag mal, eines musst du mir noch erklären«, fuhr er fort. »Diese Schlägerei neulich in der Mensa, wie hat die eigentlich angefangen?«
Magnus atmete tief durch und bekam einen finsteren Tunnelblick. »Die hat angefangen, weil mich Mathias, diese kleine Ratte aus der 9 c, dumm angemacht hat. Ich hab ihn zwei Mal gewarnt, aber der hat einfach nicht aufgehört, mich mit seinen dämlichen Bemerkungen zu provozieren.«
»Was für Bemerkungen waren das denn?«, fragte Alexander vorsichtig.
»Dass mein Vater unschuldige Leute ins Gefängnis bringen würde und meine Eltern der Schule einen Haufen Geld bezahlt hätten, damit sie mich nimmt, und so ’n Scheiß. Da hab ich ihm eben irgendwann das Maul gestopft.«
Es entstand ein kurzer Moment der Stille. Alexander traute sich nicht nachzufragen, wie Mathias überhaupt auf die Idee kam, Magnus’ Vater würde unschuldige Leute ins Gefängnis bringen. Was die Sache mit dem Geld anging, so schoss ihm kurz die neue Tartanbahn durch den Kopf, doch er verwarf diesen Gedanken sofort wieder.
»War aber okay, dass du dazwischengegangen bist«, sprach Magnus weiter. »Außer dir hätte sich das sowieso keiner getraut.«
Alexander wusste nicht, was er darauf entgegnen sollte.
Stattdessen fragte er mit Blick auf die Feuer werkskiste: »Sag mal, könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun?«
Magnus sah ihn überrascht an und breitete in einer großzügigen Geste die Arme aus.
»Könntest du mir unter Umständen Bescheid sa gen, bevor du unser Klassenzimmer in die Luft sprengst oder die ganze Schule abfackelst?«
Magnus legte ihm fürsorglich seine breite Hand auf die Schulter. »Verlass dich drauf, Kumpel. Wenn ich wieder mal ein bisschen Spaß haben will, wirst du’s als Erster erfahren.«
Kapitel 8
Sie hatten sich am Hafen bei Peppes Pizza versammelt. Die vollständige Familie Fischer, bestehend aus Lukas und Franziska samt ihrer Mutter Claudia, sowie die unvollständige Familie Ohlsen, vertreten durch Alexander und seinen Vater. Pizza war Lukas absolutes Lieblingsessen, allerdings bestand in dieser Hinsicht eine klare Rangfolge, die er wohlweislich für sich behielt. Wenn seine Mutter selbst eine Pizza zubereitete, was hin und wieder geschah, war das natürlich ein Grund zur Freude und stellte zumindest alle Nichtpizzagerichte in den Schatten. Noch besser als die Pizza seiner Mutter schmeckten ihm verschiedene Tiefkühlprodukte, vor allem die der Marke Grandiosa , was er ihr natürlich niemals auf die Nase binden würde. Und den Gipfel des Genusses stellten die
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