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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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wer ich sein will?«
    »Ich meine, wenn du noch mal auf die Welt kommen würdest und dir vorher aussuchen könntest, wo das ist und wer deine Eltern sind und so weiter. Ob du dann in New York, in Spanien oder in Australien wohnen würdest, ob deine Eltern reich oder arm wären, ob du viele Geschwister hättest oder lieber ein Einzelkind wärst.«
    »Wer wünscht sich schon arme Eltern«, erwiderte Alexander spontan.
    »Arm und reich sind doch relativ«, präzisierte Magnus. »Ich will natürlich auch nicht irgendwo in den Slums in einer Blechhütte wohnen.«
    »Sondern?«
    »Ich hab dich gefragt!«
    »Also wenn ich in Ruhe darüber nachdenke«, antwortete Alexander, um Zeit zu gewinnen, »dann würde ich wahrscheinlich … alles so lassen, wie es jetzt ist.«
    Magnus starrte ihn ungläubig an. »Ist das dein Ernst?«
    »Klar, wieso nicht.«
    Magnus zog die Brauen weit nach oben und sah aus wie jemand, der soeben erfahren hat, dass die Erde doch eine Scheibe ist. »Würdest du denn gar nichts ändern wollen?«, fragte er. »Dein Aussehen, dein Zuhause …«
    »Ist was an meinem Aussehen nicht in Ordnung?«
    »War ja nur ein Beispiel.«
    »Ehrlich gesagt«, entgegnete Alexander und verschränkte die Arme, »hab ich darüber noch nie nachgedacht.«
    Magnus kratzte sich am Kinn. »Aber wenn du nicht das Geringste ändern würdest«, sagte er nachdenklich, »dann heißt das doch … dass dein Leben perfekt ist.«
    Alexander dachte über das Wort perfekt nach, ehe er entschieden den Kopf schüttelte. »Mein Leben ist nicht perfekt«, stellte er fest und trank einen weite ren Schluck. »Also wenn du’s genau wissen willst, wäre ich gern ein paar Zentimeter größer, vielleicht so groß wie du. Und natürlich wäre es schön, wenn wir mehr Geld hätten, ein Ferienhaus in Italien, und große Reisen machen könnten und so was. Außerdem hab ich mir immer einen Hund gewünscht, aber nie bekommen, weil meine Eltern meinen, wir hätten zu wenig Zeit.«
    »Also würdest du doch was ändern!«
    Magnus streckte ihm seinen Zeigefinger entgegen und warf ihm einen bohrenden Blick zu, als würde er ganz genau darauf achten, was Alexander als Nächstes sagte.
    Der kehrte die Handflächen nach oben und stieß hörbar die Luft aus. »Das sind doch alles nur Kleinigkeiten. Ich meine, natürlich wären das schöne Dinge, aber irgendwie … sind sie nicht wichtig.«
    Magnus kniff die Augen zusammen und schien angestrengt nachzudenken. »Soll ich dir was verraten?«, fragte er plötzlich.
    »Klar.«
    »Ich hab das noch nie jemand erzählt, aber ich hätte wahnsinnig gern eine kleine Schwester.«
    »Echt?« Alexander hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
    »So eine süße kleine Nervensäge, um die ich mich kümmern könnte … ach, vergiss es einfach.« Magnus schlug mit der Hand aus, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen. Er sprang auf. »Komm mit, ich zeig dir was.«
    Magnus stampfte ins Nebenzimmer und schloss die Türen eines riesigen Kleiderschranks auf, der fast bis zur Decke reichte. Er klappte die beiden Flügel auseinander und begann in dem Wäschehaufen zu wühlen, mit dem der Schrank angefüllt war. Zerknautsche Hosen, zerknitterte T-Shirts und vereinzelte Socken flogen in hohem Bogen über seine Schulter hinweg. Dann hielt er plötzlich eine große Plastikkiste in der Hand, die er auf den Teppich wuchtete. Schnaufend entfernte er den Pappdeckel, mit dem die Kiste abgedeckt war.
    Alexander stieß einen lang gezogenen Pfiff aus. Die Kiste war randvoll mit Feuerwerkskörpern und Silvesterknallern, darunter viele Arten, die er noch nie gesehen hatte. Er nahm eine rechteckige Packung heraus, konnte jedoch die Beschriftung auf dem roten Papier nicht lesen. »Wo hast du die denn her?«
    »Die haben mir Freunde aus Lettland mitgebracht«, antwortete Magnus. »Manches davon kann man auch im Internet bestellen.«
    »Mit der Kiste könntest du wahrscheinlich halb Oslo in die Luft jagen.«
    »Keine Sorge, ich hab nicht vor, zum Terroristen zu werden«, erwiderte Magnus ernst.
    »Aber was willst du mit dem ganzen Zeug anfangen?«, wollte Alexander wissen.
    »Ein bisschen Spaß haben, mehr nicht«, antwortete Magnus. Silvester werd ich’s auf jeden Fall richtig krachen lassen, und einen von diesen hier«, er zog einen grauen Würfel mit bedenklich kurzer Zündschnur aus der Kiste, »hab ich schon mal an meiner alten Schule getestet.« Magnus grinste breit. »Mit durchschlagendem Erfolg, könnte man sagen.«
    »Wusste noch

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