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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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Mia zwinkerte Franziska zufrieden zu und flüsterte ihr ins Ohr, sie solle Alexander die Hände auf die Schultern legen. Franziska zeigte ihr einen Vogel.
    Ganz hinten, auf einzelnen Stühlen, hatten unter anderem die sommersprossige Nora sowie Tonje und Selma, Norway’s Next Top Models, ihre Plätze eingenommen. Irgendjemand murmelte etwas von »no brain, no pain«. Tonje hatte sich ihre überdimensionale Sonnenbrille auf die Stirn geschoben und massierte ihre Schläfen, während Selmas Miene wie üblich eine ausgewogene Mischung aus Überdruss, Arroganz und Langeweile zur Schau stellte. Stian drehte sich zu ihr um und provozierte sie mit dem neuesten Blondinenwitz: »Eine Blondine und eine Dunkelhaarige sind zusammen im Schwimmbad, beide springen vom Dreimeterbrett, wer ist zuerst unten?«
    Selma zuckte die Schultern.
    »Die Dunkelhaarige«, sagte Stian grinsend. »Die Blondine muss erst nach dem Weg fragen.«
    Selma runzelte die Stirn.
    »Sind alle bereit?«, fragte Frydenlund und kontrollierte ein letztes Mal den Belichtungsmesser.
    »Kleinen Moment«, kam es aus der letzten Reihe. Der schwergewichtige Truls hatte ein wenig Mühe, seinen Stuhl zu erklimmen. Zwei Klassenkameraden hievten ihn unter lautstarkem »Hauruck!« und »zugleich!« nach oben. Truls klopfte ihnen dankend auf die Schultern.
    Das ist das Schöne an unserer Klasse, dachte Franziska. Obwohl wir uns auch streiten und gegenseitig durch den Kakao ziehen, halten doch alle zusammen, wenn es darauf ankommt. Als hätten wir eine unausgesprochene Verabredung getroffen, dass niemand im Stich gelassen wird. Deshalb gibt es in der Klasse auch keine richtigen Außenseiter.
    Selbst der unergründliche Erik, der dicke Truls, die scharfzüngige Solveig und sogar Selma und Tonje, die beiden Tussen, wurden immer so akzeptiert, wie sie waren. Erst seit Magnus da war, änderte sich das allmählich. Er kannte nur Freunde oder Feinde. »Wer nicht für mich ist, ist gegen mich«, hatte er neulich gesagt.
    Wenn das so ist, dann bin ich gegen dich, dachte Franziska.
    Sie warf einen verstohlenen Blick in seine Richtung. Er stand in der äußersten rechten Ecke und zog sich in diesem Moment die Kapuze seines Hoodies so weit in die Stirn, dass seine Augen verdeckt waren.
    »Also gut!«, rief der Direktor. »Drei, zwei, eins …«
    In diesem Moment flitzte ein kleines kläffendes weißes Bündel durch das Bild. »Herr Gulliksen, wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass Ihr Hund in der Schule nichts zu suchen hat!«
    »Aber wenn Herr Friedmann doch den ganzen Tag allein zu Hause ist«, verteidigte sich Gulliksen.
    »Dann heuern Sie eben jemand an, der zwischendurch mit ihm spazieren geht. Das ist hier schließlich eine Schule und keine Hundepension.«
    Gulliksen nahm die Verfolgung des Vierbeiners auf, der sich jedoch nicht ohne Weiteres einfangen ließ. Mehrere Schüler beteiligten sich an der Jagd, die kreuz und quer durch die Aula führte. Schließlich gelang es dem rothaarigen Svein, den kleinen West Highland Terrier in eine Ecke zu drängen und ihm gut zuzureden, ehe er ihn behutsam auf den Arm nahm. Jeder in diesem Saal wusste, dass Herr Friedmann die Gutmütigkeit in Person war und keiner Fliege etwas zuleide tat. Er kläffte Svein nur einen kurzen Protest entgegen, ehe er es sich in seinen Armen bequem machte und sich willig davontragen ließ.
    »Ich nehme ihn mit aufs Foto«, erklärte Svein dem Direktor. »Dann haben wir wenigstens Ruhe.«
    »Ja, das wäre … vielleicht das Beste«, entgegnete der entnervte Frydenlund. Er wartete ab, bis alle erneut ihre Plätze eingenommen hatten, und drückte ohne große Umschweife auf den Auslöser. Dass Magnus seine Augen hinter einer schwarzen Kapuze verbarg, wurde durch Herrn Friedmanns aufgeweckten Gesichtsausdruck mehr als wettgemacht.

Kapitel 10
    Er schrak aus dem Schlaf. Blickte sich desorientiert um, weil er nicht wusste, was ihn geweckt hatte. Tastete nach dem Radiowecker. 3 Uhr 10. Gulliksen wollte sich gerade zur Seite drehen und versuchen, seinen verlorenen Traum wiederzufinden, als ihm ein seltsames Schattenspiel auffiel. Für einen Moment betrachtete er fasziniert das tanzende Muster auf der Gardine, ehe er sich abrupt aufsetzte. Nur langsam kam sein Gehirn auf Touren. Er schlug die Decke zurück und schwang mühsam die Beine aus dem Bett. Stakste ans Fenster, um einen schläfrigen Blick hinauszuwerfen. Über der Thujenhecke, die sein Grundstück von der Sportanlage der Schule trennte, war ein flackernder

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