Nichts bleibt verborgen
trat auf den Jungen zu und gab ihm die Hand. »Ich bin Hauptkommissar Ohlsen von der Kripo Oslo. Mein Sohn Alexander geht übrigens mit dir in eine Klasse.«
»Alexander …?« Magnus machte große Augen und schien von dieser Nachricht regelrecht schockiert zu sein. »Er … er hat mir gar nicht erzählt, dass sein Vater …«
»… ein Bulle ist«, ergänzte Ohlsen. »Nein, das bindet Alex bestimmt nicht gleich jedem auf die Nase. Er will ja auch ein paar Freunde haben.«
Ein verhaltenes Lächeln huschte über Magnus’ Gesicht.
»Aber bitte, wollen wir uns nicht setzen«, sagte Frau Granberg und wies mit der Hand auf eine zierliche Rokoko-Sitzgruppe.
»Danke, aber das ist nicht nötig«, antwortete Ohlsen, der es sich seit Langem zum Prinzip gemacht hatte, solche Befragungen im Stehen durchzuführen. »Wie ich deiner Mutter bereits erklärt habe, möchten wir dir gern ein paar Fragen stellen, die mit dem Brand des Geräteschuppens auf eurem Sportgelände zu tun haben.«
Magnus nickte und atmete tief durch. »Kann mir schon denken, warum Sie zu mir kommen«, sagte er mürrisch.
»Was war das für ein Brand? Was ist da passiert, Magnus?« Die Stimme seiner Mutter hatte einen hysterischen Unterton angenommen. »Warum hast du uns denn nichts davon erzählt?« Sie schlug die Hände zusammen.
»Erzählt?« Magnus lachte aggressiv auf. »Wann denn?«
Frau Granberg biss sich auf die Lippen und verzichtete auf eine Antwort.
»Auf dem Sportgelände der Schule hat es in der Nacht von Freitag auf Samstag gebrannt«, schaltete sich Gustavsen sein. »Ein Schuppen, in dem Garten- und Sportgeräte untergebracht waren, ist dabei völlig zerstört worden. Nach unseren bisherigen Ermittlungen spricht alles dafür, dass er vorsätzlich in Brand gesteckt wurde.«
»Was an sich schon eine schwere Straftat darstellt«, übernahm Ohlsen. »In diesem Fall wird die Tat aber noch von dem schrecklichen Umstand begleitet, dass ein Mann zu Tode kam, der sich zum Zeitpunkt des Brandes im Schuppen aufhielt.«
Frau Granberg schnappte hörbar nach Luft und schlug sich die Hände vor den Mund. Magnus lauschte den Worten der beiden Polizisten mit versteinerter Miene.
»Dieser Mann … wer …?«, stotterte seine Mutter.
»Das wissen wir noch nicht«, antwortete der Hauptkommissar. »Auch was den Täter betrifft, haben wir erst wenige Anhaltspunkte. Doch wir müssen natürlich die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass einer der Schüler«, er machte eine Pause und warf Magnus einen langen Blick zu, »seine Finger im Spiel hatte. Vielleicht, um sich für irgendetwas an der Schule zu rächen und den Lehrern und Mitschülern einen Denkzettel zu verpassen. So was kommt schon mal vor.«
»Und jetzt glauben Sie, dass ich das war, weil ich schon früher …« Magnus schien den Tränen nahe und fuhr sich durch seine dichten dunklen Locken, die so ungebändigt wirkten, als führten sie ein Eigenleben.
»Wir wollen dir nichts unterstellen, Magnus«, versicherte ihm Ohlsen eindringlich. »Aber du verstehst sicher, dass wir dir nach den früheren Vorfällen ein paar Fragen stellen müssen. Ich meine die Vorfälle, die dazu geführt haben, dass du schon zwei Mal die Schule wechseln musstest.«
»Das mit dem brennenden Mülleimer ist nie erwiesen worden!«, rief Frau Granberg mit schriller Stimme. »Die hatten Magnus doch schon lange auf dem Kieker und haben das als Vorwand benutzt, um ihn loszuwerden.«
»Ist schon gut, Mama«, sagte Magnus leise und knetete seine Unterlippe.
»Kann irgendjemand bezeugen, dass du Freitagnacht hier warst?«
»Nur Elin, meine Eltern waren ja noch in Spanien.«
»Könnte Elin auch bezeugen, dass du zwischen zwei und vier Uhr morgens hier warst?«
Magnus schüttelte den Kopf. »Da haben wir geschlafen und Elins Zimmer liegt weit von meinem entfernt.«
Ohlsen nickte. »Was war das damals für eine Geschichte mit dem brennenden Mülleimer?«
»Das war vor zwei Jahren auf der Uranienborgschule«, antwortete Magnus bereitwillig. »Ich hab da so kleine Papierschnipsel verbrannt und dann eine Zigarettenschachtel und …«
»Du brauchst nichts zuzugeben, was du nicht getan hast!«, rief seine Mutter erregt.
»Jetzt lass mich doch erzählen!«, fuhr er sie an. »Das war so eine Art Mutprobe und plötzlich ist alles außer Kontrolle geraten. Aber das wollte ich nicht, ich schwöre!« Magnus warf Ohlsen einen flehentli chen Blick zu. »Das müssen Sie mir glauben«, fügte er leise hinzu.
»Und die Sache mit dem
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