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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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Schreibtisch und musterte stirnrunzelnd die Kopien, die sich darauf häuften. Einen Teller mit rohem Schinken und Melonenstücken hatte er daneben abgestellt.
    Er drehte sich zu ihm um und zog die buschigen Brauen zusammen. »Kannst du mir sagen, was das hier zu bedeuten hat?«
    »Ich … äh …« Alexander durchforstete sein Hirn fieberhaft nach einer Ausrede, wusste aber zugleich, dass dies völlig zwecklos war.
    »Wo hast du das her?« Plötzlich klang die Stimme seines Vaters so streng und unnachgiebig wie die eines Vernehmungsleiters, der einen Verdächtigen in die Ecke trieb. Alexander hätte sich nicht gewundert, wenn er ihn mit der Schreibtischlampe geblendet hätte.
    »Von Magnus«, antwortete er leise, was so ziemlich der Wahrheit entsprach. Alexander hisste die weiße Fahne und setzte auf Kooperation, wie es vermutlich auch jeder andere Übeltäter in seiner Situation getan hätte.
    »Alexander …« Sein Vater atmete tief durch. »Als ich neulich gesagt habe, dass wir zusammen ermitteln, hieß das, dass ich unter gewissen Umständen bereit bin, die eine oder andere Information mit dir zu teilen.«
    Alexander nickte stumm.
    »Es war aber keinesfalls als Auftrag zu verstehen, auf eigene Faust zu recherchieren. Wie ich sehe, beschäftigst du dich mit dem Prozess, den Magnus’ Vater seinerzeit gegen einen Angestellten wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung geführt hat. Wenn dich diese Sache so interessiert, dann hättest du auch einfach mich danach fragen können. Ich weiß nämlich so ziemlich alles über den Fall.«
    »Das sind doch nur Kopien …«, begann Alexander, wurde aber sofort unterbrochen.
    »Das sehe ich, und wenn ich mir vorstelle, wie du an die herangekommen bist, dreht sich mir der Magen um. Ist dir überhaupt klar, was du damit für ein Risiko eingehst? Ist dir klar, was das für mich bedeu ten kann, wenn irgendjemand davon erfährt, dass mein Sohn Privatermittlungen führt und sich in den Besitz vertraulicher Dokumente bringt?«
    Alexander war den Tränen nahe. Seinen Vater in Schwierigkeiten zu bringen, war das Letzte, was er wollte. Sollte er ihm von seinem Verdacht erzählen? Von der Bemerkung, die ihm wieder eingefallen war, als er mit Magnus im Café gesessen hatte? Doch irgendetwas hielt ihn zurück.
    »Herrgott, Alexander, so eine Anwaltskorrespondenz ist absolute Privatsache! Es muss schon ein begründeter Anfangsverdacht vorliegen, ehe ich selbst Einsicht in solche Unterlagen erhalte.«
    In diesem Moment spazierte Katja Ohlsen in den Raum. »Ich dachte, du wolltest Alex nur was zu essen bringen, Nils. Habt ihr euch etwa gestritten?«
    Alexander bekam keinen Ton heraus. Er freute sich so darüber, dass seine Mutter wieder da war, doch im Moment war diese Freude wie weggeblasen.
    »Nein, nein«, antworte Ohlsen rasch. »Das ist nur eine kleine Diskussion …«, ihm lag das Wort »unter Ermittlern« auf der Zunge, »… zwischen Vater und Sohn. Ich bin sofort wieder bei dir, mein Schatz.«
    »Du solltest den Jungen nicht zu lange bei den Hausaufgaben stören«, entgegnete sie, warf Alexander einen mitfühlenden Blick zu und verließ sein Zimmer.
    Für eine Weile sahen sie sich schweigend an, ehe Ohlsen den Faden wieder aufnahm. Seine Stimme war nun leise und eindringlich. »Dass du dir Zugang zu privaten Unterlagen verschafft hast, ist das eine. Dass du dich aus falsch verstandener Solidarität mit einem Mitschüler völlig verrennst, das andere. Also lass dir gesagt sein, was ich auch jedem unerfahrenen jungen Polizisten sagen würde: Die Wahrheit ist meist viel weniger kompliziert, als es den Anschein hat. Oft genügt es, zwei und zwei zusammenzuzählen und sich nicht ablenken zu lassen. Wer sich aber verzettelt und in sinnlose Recherchen verstrickt, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Und vor allem: Lass dich nie von einem Verdächtigen manipulieren und vor seinen Karren spannen!«
    Alexander nickte schuldbewusst, obwohl er sich nicht im Mindesten manipuliert fühlte. Natürlich dachte er nicht im Traum daran, seinem Vater zu beichten, dass er Magnus regelrecht dazu gedrängt hatte, im Arbeitszimmer seines Vaters herumzuschnüffeln.
    »Soll ich die Kopien zu Magnus zurückbringen?«, fragte er kleinlaut.
    »Auf gar keinen Fall«, antwortete sein Vater blitzschnell. »Die sind von der Kriminalpolizei Oslo offiziell beschlagnahmt.« Mit diesen Worten schob er die Kopien zu einem Haufen zusammen, faltetet diesen in der Mitte und trug ihn aus dem Zimmer.

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