Nichts gegen Engländer
versprochen. Da
die Staubsauger mit 119 Pfund am günstigsten waren, setzte umgehend ein Saugerrausch ein, der in den
fernen USA beträchtliche Unruhe auslöste - und zwar in den Chefetagen der
»Maytag Corporation«. Der gehört nämlich die Firma Hoover.
Werbeexperten
hatten sich schon damals gefragt, wie Hoover zu jedem Staubsauger für 119 Pfund zwei
Flugtickets im Wert von über 500 Pfund dazugeben konnte. Sie kamen dem Trick
jedoch nicht auf die Spur. Inzwischen ist das Rätsel gelöst: Es gab gar keinen
Trick. Je schneller die, Fließbänder in den Hoover-Werken liefen, desto
rasanter rauschte die Firma in die roten Zahlen. Die geniale Werbestrategie hat
das Unternehmen mindestens 20 Millionen Pfund gekostet, doch die
Geschäftsleitung breitet den Mantel des Schweigens über die genauen Zahlen.
Andere Unternehmen nutzten Hoovers Dusseligkeit gnadenlos aus. Ein
Perserteppichhändler schenkte jedem Käufer einen Staubsauger - und damit zwei
Freiflüge in die USA. Ein Autohaus gab jedem Kunden einen Gutschein für einen
Autoteppich - plus Staubsauger und zwei USA-Flüge.
Die
Verbraucherzentrale schätzt, dass 100.000 Geräte über den Ladentisch gegangen
sind - das wären 200.000 Freiflüge. Den Maytag-Chefs platzte der
Staubsaugerbeutel: Sie feuerten den Präsidenten von Hoover-Europa, William
Foust, sowie die beiden Direktoren Brian Webb und Michael Gilbey, auf deren
Mist die Gratistickets für den Hoover-Sturzflug gewachsen waren. Die drei
Rechenkünstler hatten offenbar auf die abschreckende Wirkung des
Kleingedruckten gesetzt. So mussten die frischen Saugerbesitzer Quittung und
Flugreiseantrag innerhalb von zwei Wochen nach Erwerb des Gerätes einreichen.
Hoover behielt es sich freilich vor, die sechs Wunschtermine samt
Lieblingsreisezielen abzulehnen und statt dessen drei Gegenvorschläge zu
machen.
»Man
konnte sicher sein, dass Hoovers Vorschläge nicht das Geringste mit dem
eigenen Antrag gemein hatten«, sagte eine Kundin aus Bradford. »Wer also im
Sommer nach Orlando wollte, war gut beraten, New York im Winter zu beantragen.
Dann hatte man eine kleine Chance.« Diese winzige Chance vereitelten die
Hoover-Bosse jedoch auch noch: Sie verweigerten in vielen Fällen schlicht die
Flugtickets. Und als die erboste Kundschaft ihre durch Saugerkauf erworbenen
Flugrechte per Einschreiben einforderte, reagierte Hoover überhaupt nicht mehr.
Der
42jährige David Dixon aus Workington in der Grafschaft Cumbria griff daraufhin
zur Selbsthilfe. Er hatte keinen Billigsauger, sondern eine 500 Pfund teure
Waschmaschine erstanden - in der Hoffnung auf einen Familienurlaub in Disneyworld.
Doch von den Flugtickets keine Spur - und nicht nur das: Die Waschmaschine gab
auch noch ihren Geist auf. Bei jedem Schleudergang tanzte das gute Stück durch
die Küche. Als ihm ein Hoover-Mitarbeiter empfahl, sich auf die Waschmaschine
zu setzen, sie nach Westen auszurichten und den Schleudergang einzuschalten,
damit sie ihn nach Amerika trage, platzte Dixon, einem
Pferdekutschen-Konstrukteur, der Kragen. Er lockte den Hoover-Mechaniker zur
Waschmaschinenreparatur ins Haus und blockierte dessen Lieferwagen mit einem
LKW. Den entgeisterten Mechaniker schickte er mit einer Lösegeldforderung
zurück zur Firma: Flugtickets gegen Lieferwagen.
Für
Dixon hat sich die Autoentführung allemal gelohnt. Verschiedene Fernsehsender,
darunter die American Broadcasting Corporation, verfilmten seine Geschichte
gegen Bezahlung. Eine Boulevardzeitung lud Dixon samt Familie zum Urlaub mit
allen Schikanen in die USA ein.
Hoover
musste schließlich ins Charterfluggeschäft einsteigen. Damit die Saugerkäufer
doch noch in den Genuss der USAFlüge kamen, kaufte der Konzern bei elf
Fluggesellschaften Sitzplätze auf insgesamt 2.200 Flügen und charterte darüber
hinaus ganze Maschinen. Richard Rankin, der von der Hoover-Muttergesellschaft
Maytag als »Reiseleiter« eingesetzt wurde, um den Schaden zu begrenzen,
verweigerte jedoch genaue Angaben, um die Firma nicht weiterem Gespött
auszusetzen.
Der
Staubsaugermarkt ist jedenfalls auf Jahre hinaus ruiniert. In den
Kleinanzeigenspalten sämtlicher Zeitungen und Magazine wimmelt es von Annoncen
für »originalverpackte Hoover-Staubsauger« zu Schleuderpreisen. Welcher Engländer
jetzt noch Krümel auf dem Teppich hat, ist selbst schuld.
Zum
Schluss ein Loblied auf die Engländer, verfasst vom irischen Schriftsteller
Brendan Behan. Es wird in Irland gerne gesungen, wenn Engländer in der Nähe
sind. Die
Weitere Kostenlose Bücher