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Nichts gegen Engländer

Nichts gegen Engländer

Titel: Nichts gegen Engländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Sotscheck
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innerhalb
eines Jahres registriert. In den USA gab es trotz der doppelten Zahl von
EnglandTouristinnen nur vier Vergewaltigungen, aber 1.368 Verhaftungen von
englischen Rabauken. Das schlimmste englische Los haben die Australier gezogen.
Obwohl sie nur von 650.000 Engländern heimgesucht wurden, haben 2.023 von ihnen
in der ehemaligen britischen Strafkolonie den Pass verloren, und 59 sogar ihr
Leben.
    Wenigstens
brauchten die für ihre letzte Reise keinen Pass mehr - und die führt geradewegs
in die Hölle. 95 Prozent der Engländer werden dort landen. Das prophezeit ihnen
jedenfalls der Theologe Richard Turnbull. Er ist Direktor von Wycliffe Hall,
einem anglikanischen Ausbildungslager in Oxford, das 1877 gegründet wurde und
ursprünglich recht liberal war. Seit Turnbull am Ruder ist, hat sich das
geändert, denn er hängt dem evangelikalen Zweig der Church of England an - und
der Himmel sei nun mal für seinesgleichen reserviert, meint er.
    Die
Evangelikalen sollen zwar vorerst Teil der Church of England bleiben, aber sie
mögen ihm doch bitte zehn Prozent ihrer Kirchenspenden geben, damit er seine
Strategie, die protestantischen Bildungseinrichtungen unter evangelikale
Kontrolle zu bringen, nachhaltig verfolgen könne. »Wir sind fest entschlossen,
das Christusevangelium denjenigen nahe zu bringen, die es nicht kennen«, sagte
er, »und das sind 95 Prozent in diesem Land.« Die gehen unweigerlich zum
Teufel, darunter sogar manche seiner eigenen Leute, sollten sie liberal
infiziert sein. Für gottesfürchtige Prager ist das eine gute Nachricht. Ihr
Wunsch, dass die englischen Touristen zur Hölle fahren mögen, geht in Erfüllung,
falls Turnbull recht hat. Wenigstens im Himmel haben sie dann Ruhe.
    Mallorca
dagegen hat höchstens im Winter Ruhe. Im Sommer ist der Badeort Santa Ponza im
Südwesten der Insel fest in englischer Hand. Den ersten Urlaubstag auf Mallorca
hatte mein Bekannter Paul damit verbracht, sich zu übergeben, weil er den im
Vergleich zu England niedrigen Alkoholpreisen nicht widerstehen konnte. Seine
Frau Eva und die beiden kleinen Töchter gönnten ihm das zweifelhafte Vergnügen.
Bis auf den billigen Alkohol ist es wie zu Hause: Die Kneipen heißen »The
Shakespeare« oder »The Crown«, der Spar-Supermarkt führt dasselbe Angebot wie
daheim, und der spanische Vergnügungsmanager, wie sich der Animateur nennt,
spricht Englisch.
    Zwei
Wochen in der Sonne kosten in Santa Ponza 1.000 Pfund für eine Familie, und das
ist für Engländer die preiswerteste Urlaubsmöglichkeit mit Sonnengarantie. Eva
und Paul freundeten sich mit sechs lauten Damen an, die ihre Reise mit Hilfe
der staatlichen Schadenersatzzahlung nach einem tragischen Knöchelbruch in
einem Schlagloch finanziert hatten. Als Erstes kauften sie sich in Santa Ponza
von ihrer Beute sechs Sombreros.
    Alkohol
spielt eine zentrale Rolle, wenn es um die Bewertung der Ferienreise geht: Je
billiger der abendliche Rausch, desto schöner der Urlaub.
    Der
Megakater am nächsten Morgen ist das bleibende Erlebnis, von dem man den
Freunden nach der Rückkehr erzählt. Die Kneipen locken die Touristen mit
Sonderangeboten und Freigetränken für Kinder, zur »Happy Hour« gibt es doppelte
Getränke zum halben Preis.
    Der
Animateur tut ein Übriges, damit keine Kehle trocken bleibt. Ein beliebtes
Spiel ist der Sangria-Wettlauf, bei dem die Teilnehmer, mit Plastiklätzchen
geschützt, sich durch einen Trichter das vermeintliche spanische Nationalgetränk
in den Mund träufeln lassen, die Flüssigkeit über eine Rutschbahn
transportieren und in einen Eimer spucken müssen. Derjenige siegt, dessen
Behälter nach fünf Minuten am vollsten ist. Am vollsten sind freilich die
Teilnehmer, denn die meisten verschlucken die Gewinn bringenden Tropfen
unterwegs.
    Bei
einem anderen Spiel küssen sich Männer und Frauen eine Minute auf verschiedene
Körperteile, aber nur der Schiedsrichter weiß, welcher Körperteil einen Punkt
bringt. »Bei uns war es die Nase«, sagt Paul. »Schlüpfrige Spiele oder
Strippereien gab es nicht, denn meistens waren die Kinder dabei.« Für die gibt
es tagsüber ein eigenes Programm. Im »Kiddies Club« werden sie mit Hüten und
T-Shirts ausgestattet, die Betreuerinnen gehen mit ihnen Eis essen oder zum
Minigolf, abends organisieren sie eine KinderDisko.
    »Eine
Woche nach uns kamen dreißig Mitglieder eines Londoner Fußballvereins an«,
erzählt Eva. »Einer feierte seinen 21. Geburtstag. Dabei fiel er über die
Kaimauer und brach sich

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